Geleitwort
4. März 2009 von moritatensaenger
Am Samstag, dem 6. Oktober 1945 erschien, legitimiert von den Amerikanern durch die Lizenz Nr.1 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung Ost, die Erstausgabe der Süddeutschen Zeitung. Außer durch Artikel zum Amtsantritt des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Dr. Högner und zur Abberufung General Pattons als Befehlshaber in Bayern, wurde der Leser, der sich die 20 Pfennig für das Lizenzblatt aus deutscher Hand leistete, vor allem über eine Selbstverpflichtung im Namen von Schriftleitung und Verlag informiert. Dieses „Geleitwort” bezog sich zum einen auf die Voraussetzungen, die die Amerikaner an eine Lizenzvergabe knüpften
„Die Leiter der Zeitung, verschiedenen Parteien entstammend,..”,
betonte aber vor allem mit gewichtigen Worten das anspruchsvolle moralische Ideal, welches das Wesen der Süddeutschen Zeitung für die Zukunft bestimmen sollte. Darin hieß es u.a.
Die Süddeutsche Zeitung „ist [...] durch keine Zensur gefesselt, durch keinen Gewissenszwang geknebelt. [sie ist] ein Sprachrohr für alle Deutschen, die einig sind in der Liebe zur Freiheit, im Hass gegen den totalen Staat. [...] Die Leiter der Zeitung, verschiedenen Parteien entstammend, glauben, dass [...] der gemeinsame Wille zu politischer Mündigkeit und Sauberkeit, zu Verantwortungsbewußtsein und Wahrhaftigkeit eine genügend starke Grundlage für eine fruchtbare Zusammenarbeit bildet. Sie wollen beweisen, dass noch echte demokratische Gesinnung in Deutschland lebt, die sich nicht in Parteihader verliert…”
Diesem Ideal, das die nun schon in die Jahre gekommene große Dame unter den Zeitungen nach dem Willen ihrer Schöpfer seit ihrer Geburt begleiten soll, wollen wir uns unterordnen. An diesem Ideal aber wollen wir auch die Süddeutsche Zeitung -in all ihren klassischen und modernen Erscheinungsformen- messen. Das ist das Ziel von suedwatch.de. Politische Mündigkeit und Sauberkeit, Verantwortungsbewußtsein und Wahrhaftigkeit sollen weder in Vergessenheit geratene, hehre Ideen sein, noch sollen sie zu leeren Marketingphrasen verkommen, sondern sie sollen -wieder- bestimmend sein für eine Zeitung, auf deren journalistische Integrität hunderttausende Menschen in ihrer Meinungsbildung vertrauen.
Auf suedwatch.de beobachten und schreiben deshalb Freunde der Süddeutschen, aus politisch unterschiedlicher aber gefestigt demokratischer Provenienz und vereint im „Ja” zu jenen vier Werten
„politischer Mündigkeit und Sauberkeit, Verantwortungsbewußtsein und Wahrhaftigkeit”,
in kritischer Form über jene Beispiele von Wirrnis und Destruktion, die die Süddeutsche Zeitung von ihrem ursprünglichen Ideal -und von ihren Lesern- entfernt.
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