Da mag man sich schon die Augen reiben: Wie sich die Fairness der Republikaner in eine Lobeshymne für einen Demokraten verwandelt.
28. Januar 2013 von moritatensaenger
Vollbracht hat dieses Meisterwerk Oliver Das Gupta…
…in seinem Bericht [1] zum Senate confirmation hearing in Raum 216 des Hart Senate Office Building (und nicht wie von Das Gupta fälschlich behauptet im Senat, der im Capitol liegt), abgehalten zu US-Senator John F. Kerrys Berufung in die Position des United States Secretary of State, sprich: des US-Außenministers. Zunächst aber etwas, was man im Neue-Medien-Produkt Süddeutsche.de nie schaffen wird: anspruchsvollen Lesern/Nutzern anspruchsvolle Links zu bieten. Warum man sich im Hause SZ selbst dieses kleine Stück Qualität nicht gönnt, bleibt wohl ein Rätsel. Lieber diversifiziert man dort im Bereich “Politik”, um so wichtige Themen wie dieses hier…
…aufnehmen zu können. Erspart es sich und seiner Leserschaft aber, auf die aussagekräftige komplette Video-Dokumentation des Hearings zu verlinken, die zu suchen und zu finden Engagement eines Bloggers sein kann, aber Verpflichtung eines gewissenhaften Journalisten sein sollte. Wir wollen das aber hiermit gern für das (monetär wie qualitativ) Low-Budget-Produkt Süddeutsche nachholen [2]:
(Der Klick auf den Screenshot führt direkt zu jener Seite des US Senate Committee on Foreign Relations, auf der das Video steht. Bitte Beachten: Das Hearing beginnt erst bei Minute 19:40, zuvor erscheint nur ein Standbild mit Hinweis darauf. Es muss also der Balken mit dem Curser auf diesen Zeitpunkt geführt und ein Moment des Ladens abgewartet werden. Senator John Mc Cain spricht sein Eröffnungsstatement ab Minute 36:40, Senator John Kerry seines ab Minute 44:00)
Aber um wieder auf Das Guptas Artikel zurück zu kommen, bemerkenswert ist doch eine Sache: Die Republikaner haben die Präsidenten-Wahl verloren; noch immer bestehen Unklarheiten zwischen dem Außenministerium und den - vorwiegend republikanischen - Kritikern der Geschehnisse in und um Benghazi; zudem hat ausgerechnet Senator John Kerry - regulärer Chairman des Committee, der jetzt als Außenminister einziehen wird - noch im Dezember 2012 ein nicht sehr befriedigendes Hearing zu den Benghazi-Verfehlungen des Außenministeriums präsidiert [3], ein Hearing, zu dem die amtierende Außenministerin aus angeblich gesundheitlichen Gründen zudem nicht selbst zu erscheinen gedachte, sondern sie die 2. Linie des Hauses, den ehemaligen Russland-Botschafter und jetzigen stellvertretenden Außenminister William Burns und den ehemaligen Investment- und Hypotheken-Banken-(u.a.Fannie Mae)-Manager Thomas Nides, entsandte. Mit der Erklärung, sie werde in den nächsten Monaten ohnehin noch an genügend Anhörungen teilnehmen [4].
Alles das, wenn nicht noch mehr, hätte die Republikaner veranlassen können, das aktuelle Hearing zur Personalie John Forbes Kerry zu einer harten Abrechnung mit der in vielen Augen skandalösen (Informations-)Politik des Außenministeriums zu nutzen. Allein, sie haben es nicht getan. Federführend war es der ehemalige Präsidentschaftskandidat John McCain, der hier wieder einmal menschliche wie politische Qualitäten bewiesen hat, von deren - journalistischem - Pendant die Macher der Süddeutschen Zeitung, einschließlich leider Oliver Das Gupta, meilenweit entfernt sind. Denn in deren Berichterstattung wird selbst dann der Demokrat gehuldigt und steht im Vordergrund…
“Es ist üblich, dass US-Senatoren künftige Minister bei Anhörungen ‘grillen’, sprich, peinlich genau befragen. Nicht aber bei John Kerry. Die Vorstellung von Präsident Obamas künftigem Außenamtschef gerät zum Beispiel dafür, wie persönliche Freundschaft den Graben zwischen Republikanern und Demokraten überwinden kann[...] Und das in einer Zeit, in der sich Republikaner und Demokraten in Washington und im übrigen Land spinnefeind sind. Wo Konservative und Rechte kaum eine Gelegenheit auslassen, um Obamas Parteifreunden an den Karren zu fahren.”
…, wenn die Ehre eigentlich seinem politischen Gegner, den Republikanern gebührt hätte. Nein, Das Gupta kann sich noch nicht mal den völlig unsachlichen und einseitigen Ausritt verkneifen, die “Konservativen und Rechten” würden keine Gelegenheit auslassen, Obamas “Parteifreunden” an den Karren zu fahren. Als ob das nicht beiderseitiger Teil des politischen Geschäftes in den USA wäre (und nicht nur dort) und als ob es nicht so wäre, dass gerade die Süddeutsche Zeitung nichts unversucht lässt, um US-Republikanern an den Karren zu fahren, sie herabzuwürdigen, egal was sie tun, und US-Demokraten einen Heiligenschein zu verpassen. Auch egal, was sie tun. Ein paar wenige Beispiele gefällig:
Wie man eine republikanische Abgeordnete und - damalige - Präsidentschaftskandidatin, die Juristin Michelle Bachmann, mit an den Haaren herbeigezogenen Unterstellungen versucht der Lächerlichkeit preis zu geben…
Lachen und lynchen (aus einer SZ-Headline [5])
…, wie man (Das Gupta) im vorgeblich seriösen Blatt SZ auf dem Niveau sexistischer Gassenhauer zwei republikanische Politikerinnen zu sich bekriegenden Zicken stempelt…
Durch die Brille eines SZ-Lohnschreibers gesehen
…, wie man in peinlicher Anbiederung den einen US-Präsidenten durch dutzende, großteils boulevardeske Veröffentlichungen vollkommen kritikunfähig huldigt, während man keine Gelegenheit ausließ, den anderen, einen Republikaner, in Bild und Text vorzuführen…
… und wie man selbst die Tragödie eines Attentates nutzt, um Republikaner zu Sündenböcken, um nicht zu sagen zu Mittätern zu verleumden, sich bei genauer Betrachtung der Fakten aber, von suedwatch.de ausgegraben, nur ins eigene Knie geschossen hat…
Nein, lieber Oliver Das Gupta, wenn hier einer beständig versucht, wahllos jedem Anhänger einer mißliebigen politischen Gesinnung “an den Karren zu fahren”, dann ist das Ihr Käseblatt und sind das, in nicht geringem Anteil daran, Sie selbst. Und wenn jemand eine ebenso freundliche wie an Tatsachen orientierten Würdigung seines Verhaltens als Mensch und Politiker verdient hätte, dann wäre das US-Senator John Sidney McCain III.
Mit tönendem Gruß
Ihr Moritatensaenger alias Peter Zangerl
[2] http://www.foreign.senate.gov/hearings/nomination-01-24-2013
[3] http://www.foreign.senate.gov/hearings/benghazi-the-attacks-and-the-lessons-learned
[4] http://online.wsj.com/article/SB10001424127887324461604578191184115612280.html#
PS: Der Moritatensaenger hat, wiewohl kein Franke, “Das Gubta” einige Male mit weichem “b” anstatt korrekt mit - wie der Franke sagen würde - “hattem ‘p’”, also “Das Gupta“, geschrieben. So wie er zuletzt Gustave Eiffel um das zweite “f” betrogen hatte. Eine Alterserscheinung? Ich hoffe nein und gelobe Besserung. Moritatensaenger