Und der Nächste, bitte!
12. Januar 2013 von Jaspis
Bushido - wir erinnern uns: Das ist der sympathische Bambi-Preisträger mit den putzigen Gewaltfantasien und Weltanschauungen - Bushido macht wieder von sich reden: Sein Twitter-Profil und seien Avatar “schmückt” aktuell die Karte “Free Palestine”, auf der ein Staat Israel überhaupt nicht existiert. Oliver Das Gupta macht darauf aufmerksam[1]
und führt aus:
Dort ist eine Karte des Nahen Ostens zu sehen mit dem Schriftzug “Free Palestine”. Welches Palästina dort gefordert wird, ist klar: Die Karte zeigt nicht die Westbank und den Gazastreifen. Sondern das gesamte Heilige Land - die Palästinenser-Gebiete und Israel - eingefärbt mit Rot-Weiß-Schwarz-Grün, den Nationalfarben der Palästinenser.
Die Botschaft des Bildes ist klar: Eine Zweistaaten-Lösung, bei der Israel und ein Palästinenserstaat friedlich miteinander existieren, ist nicht akzeptabel. Das gesamte Land soll es sein, für den Judenstaat ist kein Platz.
Was mag nur dahinterstecken, wenn einer sich eine solche Karte für seinen Twitter-Auftritt wählt? Das fragt sich auch Oliver Das Gupta:
Warum zeigt Bushido überhaupt so ein Bild? Will er, dass Israel von der Landkarte verschwindet? Oder weiß er am Ende gar nicht, was er da als Profilbild gewählt hat?
Eine Antwort hat zum Beispiel Emran Feroz zur Hand:[2]
Vorzeigemigrant Bushido ist bekannt für das Klauen fremder Töne, für seine Homophobie und für seinen Sexismus.
(… und auch Antisemitismus wird ihm vorgeworfen, aber das scheint für Emran Feroz eher irrelevant zu sein.)
Nun stellt sich die Frage, wie sehr man diesen Herrn, sein Twitter-Profil und seine Aussagen im Allgemeinen überhaupt ernst nehmen darf. Abgesehen davon ist es meiner Meinung nach völlig unverständlich, warum dieses Thema derartig aufgebauscht und hochstilisiert wird. Wer von einem dritt- bis viertklassigen, post-pubertären Rapper ein politisches Verständnis bezüglich des Nahost-Konflikts verlangt, legt die Latte eindeutig zu hoch. Es ist höchst zweifelhaft, dass Anis Ferchichi alias Bushido besondere Kenntnisse über den Nahost-Konflikt und dessen Geschichte besitzt. Mich würde es nicht wundern, wenn sich der Rapper nicht einmal über den Inhalt der Karte bewusst ist.
Kurzum: Bushido trägt die nette kleine Karte wie ein Dreizehnjähriger sein Pali-Tuch, aus einem Modetrend heraus allenfalls aber niemals nicht aus irgend einer politischen Einstellung heraus. Und nicht nur das: Emran Feroz präsentiert auch gleich die wahren Übeltäter im Netz:
Bushido vertritt niemanden. Seine politische Meinung ist uninteressant. Die Ideologie um „Eretz-Israel“ hat jedoch seit jeher Anhänger, die man ernst nehmen sollte. Unter ihnen war auch der erste Premierminister Israels, David Ben Gurion. Auch gegenwärtig wird „Eretz-Israel“ von politischen Hardlinern inner- und außerhalb Israels unterstützt. Über diese Tatsachen wird jedoch selten berichtet. Seit der Augstein-Debatte ist das Thema Antisemitismus ohnehin schon fast ausgeschöpft. Ehrlich gesagt, nervt es langsam. Doch nein, stattdessen wird weitergemacht. Diesmal hat man sich den rüpelhaften Rapper ausgesucht, der sich ohnehin nicht mit Worten zu verteidigen weiß, denn dazu fehlt ihm schlicht und einfach das Hintergrundwissen zum Thema.
Nur, damit das einmal klar ist.
Doch unbeeinflusst von dieser Ansicht in Jakob Augsteins “Freitag” kommt Oliver Das Gupta zu einem anderen Schluss:
Warum zeigt Bushido überhaupt so ein Bild? Will er, dass Israel von der Landkarte verschwindet? Oder weiß er am Ende gar nicht, was er da als Profilbild gewählt hat?
Zumindest die letzte Frage dürfte inzwischen mit Ja, doch zu beantworten sein. Die SZ hat den 34 Jahre alten Rapper mehrfach und schriftlich mit der Abbildung konfrontiert - doch reagiert hat er bislang nicht.
Der Vielsprecher Bushido ist plötzlich stumm. Oder zu feige.
Fast möchte man Das Gupta die Hand zur Gratulation schütteln - wäre da nicht seine Feststellung weiter oben
Längst hat er klargestellt, kein Rechtsextremist zu sein, keine Juden zu hassen und auch keine Schwulen.
mit der er seiner eigenen Feststellung widerspricht. Denn wer sich mit einem Symbol schmückt, das Ausdruck dafür ist, Israel von der Landkarte zu tilgen, der will nicht nur den Judenstaat auslöschen. Dem kommt es auch auf seine Bewohner an. Und da sind anderslautende Lippenbekenntnisse etwas dürftig, um glaubwürdig “klarstellen” zu können.
Jaspis
[1] http://www.sueddeutsche.de/politik/twitter-profil-von-rap-musiker-bushido-praesentiert-nahost-karte-ohne-israel-1.1570823
[2] http://www.freitag.de/autoren/emran-feroz/bushido-und-der-nahostkonflikt
5 Reaktionen zu “Und der Nächste, bitte!”
Spätesten wenn Emran Feroz >Eretz IsraelGroßisraelLand Israel< bedeutet, weiß ich Bescheid.
Palästina in den, sagen wir mal, “Bushido - Grenzen” existiert seit 3000 Jahren, Israel seit 55 (ausser einer kurzen Zeit um 1000 v.Chr. in der ein Stamm Israel innerhalb Palästinas existierte um dann von den Assyrern ausgelöscht zu werden - ich verstehe nicht, wo das Problem ist.
Und ich verstehe nicht, warum sich ein Innenminister plötzlich um das private Onlineprofil eines wirren Großmauls kümmert. Bushido ist auf einem Level mit der Mehrheit der «israelkritischen» deutschen Journaille, und er ist weder Repräsentant für Deutschland noch in Diensten der Regierung und also nicht an Ministergeplapper gebunden.
Ich verstehe auch was nicht: Wieso dreschen die Israelkritiker urplötzlich auf einen der ihren ein?
Was hat Bushido anders gemacht?
@oldcheery:
Wo das Problem ist? Nun, es besteht wohl darin, dass Sie beim Hantieren mit den Tausendern vergessen haben zu erwähnen, dass “wir” in den letzten sog. 1.000 Jahren es dann bei aller Bemühung immer noch nicht geschafft haben, das von Ihnen angesprochene Werk der Assyrer zu vollenden.
Denn dann, hätten wir, geseitenscheitelt und mit (Adolf) oder ohne (der Adoptierte aka “Augstein”) Oberlippenbürste, hätten wir also die von Judenhassern erträumte Regionalkarte in den “sagen wir mal Bushido-Grenzen” verwirklicht, dann hätten wir ganz zweifelsohne auch den Weltfrieden.
Und was haben wir in Wirklichkeit? Einen kleinen Haufen (”Stamm”??) Asterixe, Obelixe und Miraculixe mit Weltklasse Arzneimittelforschung, Softwareentwicklung, Medizinforschung, Wüstenödlandoptimierungsforschung und krummen Nasen (letzteres jedenfalls laut Amtsgericht Köln), die da einfach nicht wegwollen.
Die spinnen halt, die Juden. Nicht wahr?