Warum sich um Wahrheiten bemühen, wenns gelogen viel schöner klingt: Israel und die Lieferungen in den Gazastreifen.
28. Dezember 2012 von moritatensaenger
Das ist doch eine aussagekräftige Headline [1]:
Israel hatte also Lieferungen in den Gaza-Streifen bisher verboten? Naja, zumindest soll dieser Eindruck beim flüchtigen Überfliegen der Schlagzeile hervorgerufen werden. Wer sich dann die Mühe macht auch die Unterzeilen zu lesen, der erfährt immerhin, dass eigentlich speziell von “Baumaterial” die Rede ist. Und erst wer in den Text geht erfährt, dass tatsächlich Baumaterial für den “Privatsektor” gemeint ist, welches jetzt wieder in nennenswerten Mengen in den Gazastreifen eingeführt werden darf. Und das damit auch in die Hände der Hamas gerät. Zur friedlichsten Verwendung, natürlich, wofür die Terrororganisation bestimmt verlässlicher Garant ist.
Ganz zum Schluß erfährt der Leser dann aber doch noch…
“Seit 2010 darf zumindest Baumaterial für Projekte internationaler Hilfsorganisationen wieder in das Palästinensergebiet eingeführt werden.”
Dieser letzte Satz bewahrt dann die Juden aber auch nicht mehr vor dem entrüsteten Kopfschütteln und der moralischen Verurteilung durch den Wunschleser der SZ. Soll er auch nicht, er dient einfach nur als journalistisches Feigenblatt. Es ist das Körnchen Wahrheit in der Lügensuppe, die von der ersten Zeile an angerührt wurde. Angerührt von der Headline, angerührt aber u.a. auch durch die Nennung einer Zahl (“bis zu 20 Lastwagen pro Tag den Gazastreifen mit Kies beliefern”), die durch ihre geringe Größe die Lockerung der Einfuhrbeschränkung durch die Israelis der Lächerlichkeit preisgeben soll. Andere, den bekriegten Judenstaat entlastende Zahlen werden hingegen unterschlagen. Eine infame aber wirkungsvolle Methode der Verleumdung. Denn es gibt tatsächlich öffentlich vorliegende Zahlen, was den Warenverkehr in und aus dem Gazastreifen betrifft. Die Israelis führen hier peinlich genau Buch und veröffentlichen die Zahlen regelmäßig in wöchentlichen Berichten (u.a. hier zu finden [2]). Beispiel:
In der Woche von 2. auf den 8. Dezember 2012 (Wochenanfang in Israel ist der Sonntag) passierten über 18.000 Tonnen Baumaterial die Grenzen zum Gazastreifen (654 Lkw-Ladungen à ca. 28 t). Dazu über 9.800 Tonnen Nahrungsmittel [3]:
Und in der Woche davor waren es über 13.000 Tonnen Baumaterial und fast 15.000 Tonnen Lebensmittel [4]:
Und natürlich dienen Tausende von Tonnen Baumaterial nicht nur dazu, eine neue Toilette im Headquarter einer Hilfsorganisation einzurichten, sondern sie kommen auch den Menschen im “Privatsektor” zugute. Wenn auch unter Aufsicht der Hilfsorganisationen. Aber weder das noch die schieren Zahlen erinnern die Agitatoren bei der Süddeutschen Zeitung an Standards wie die journalistische Sorgfalt oder die unbedingte Pflicht zur Wahrheit in der Berichterstattung. Bleibt dem Leser also nur die Möglichkeit, sich selbst regelmäßig bei glaubwürdigen Quellen im Internet zu informieren. Wozu dann aber noch ein Käseblatt wie die SZ?
Mit tönendem Gruß
Ihr Moritatensaenger alias Peter Zangerl
[2] http://reliefweb.int/organization/govt-israel
[3] http://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/3703.pdf