Aus der SZ-Klatsch-Ecke: Antonie Rietzschel offeriert Pikantes
18. November 2012 von Wolpertinger
Laszive Andeutungen im Polit-Thriller um den Rücktritt des Vier-Sterne Generals Petraeus, die einem BILD-Leser geradezu das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen würden (1). Eine weitere Affäre à la Weiner, der sich als Kongressabgeordneter der Demokraten mit nacktem Oberkörper als Muskelprotz, minimal bekleidet in der Unterhose, die an bezeichnender Stelle suggestiv gewölbt war, präsentierte und einschlägige Fotos dieser Selbstdarstellung an junge Frauen versandte? (2) Ist die Überschrift “Es ist ein Witz” zum Aufreißer “Halbnackter Agent in Petraeus-Affäre” etwa die tolerant-süffisante Wertung der SZ oder sonstiger Personen gemäß des immer gleichen Mottos der SZ und deren oft infantilen Asterix-gebildeten Foristen: Die spinnen, die Amis!?
Selbst die Leser, die die Anführungsstriche im Titel “Es ist ein Witz” nicht übersehen haben und sich der Tatsache bewußt sind, daß es sich um ein Zitat handeln könnte, kommen nie und nimmer auf die Idee, daß es sich mit der Aussage “Es ist ein Witz” um ein DEMENTI des betroffenen, jetzt „enttarnten“ (sic) Humphries handelt , der die untergeschobenen Interpretationen zu dem von ihm an die schöne Frau in Tampa, Jill Kelley, gesandten Foto richtigstellt. Man erinnere sich: Jill Kelley, die als häufige Gastgeberin und Familienfreundin des Generals Petraeus unbeabsichtigt den Stein zu dessen Rücktritt ins Rollen gebracht hatte.
Zwar zitiert Antonie Rietzschel von der SZ in “Anlehnung” an den Bericht der New York Times den Rechtsanwalt (general counsel) Lawrence Berger von der Federal Law Enforcement Officers Association, der mit Humphries über das Foto gesprochen habe:
“Das Bild ist vor Jahren verschickt worden, bevor Kelley ihn überhaupt wegen der Sache kontaktiert hat”, zitiert ihn die Times. In einer freundschaftlichen Beziehung sei es völlig normal, dass jede Menge Bilder ausgetauscht würden. Außerdem sei das Foto nicht sexueller Natur. “Es ist ein Witz.”
Und so lautete der Text, wie er in der New York Times zu lesen war (3):
Mr. Berger said Mr. Humphries and his wife had been “social friends with Ms. Kelley and her husband prior to the day she referred the matter to him.(…) That picture was sent years before Ms. Kelley contacted him about this, and it was sent as part of a larger context of what I would call social relations in which the families would exchange numerous photos of each other,” Mr. Berger said.
The photo was sent as a joke, he said, and was of Mr. Humphries “posing with a couple of dummies.” Mr. Berger added that it was not sexual in nature. (Hervorhebungen Wolpertinger)
Unerwähnt läßt die „bewährte“ Antonie Rietzschel (4) gegenüber den Aussagen in der New York Times, daß die „freundschaftliche Beziehung“ (Wortlaut Rietzschel) auch die beiden Ehepartner involvierte. Eine weitere Recherche zur Natur des Fotos – Humphries zwischen zwei „dummies“ (Attrappen) stehend – spart sie sich. Sehen Sie also, was der Wolpertinger durch einfache Google-Recherche ausgegraben hat (5) und (6):
Die beste Quelle für das Foto und die Umstände, unter denen das Foto an zahlreiche Adressaten schon im Jahre 2010 von Humphries versandt wurde, ist die mit dem Pullitzer Preis 2012 ausgezeichnete Seattle Times (siehe oben 5), deren Artikel zur Lektüre wärmstens empfohlen wird :
In ihrem Artikel lobt die Seattle Times die Integrität des FBI-Agenten in den höchsten Tönen und beschreibt ihn als arbeitsbesessen, kompetent und so prinzipientreu, daß er sich auch bei den eigenen FBI- Kollegen unbeliebt mache - wie z.B. vor Jahren im Falle des Terroristen Ahmed Ressam, dem die Planung eines Attentats auf den Flughafen in Los Angeles am Silvesterabend 1999 zur Last gelegt wurde.In diesem Verfahren hatte er als Zeuge für die Verteidigung ausgesagt - im Nachhinein gepriesen ob seiner Professionalität vom Richter und dem Staatsanwalt.(Anders als das leicht negative Bild, das Antonie Rietzschel von Humphries zu zeichnen versucht).
Im Hinblick auf das angeblich “anzügliche” Foto bemerkt die Seattle Times:
Indeed, among his friends and associates, Humphries was known to send dumb-joke emails in which the punch line was provided by opening an attached photo.
Mandigo (i.e. sein ehemaliger FBI-Chef in Seattle, Anm. Wolpertinger) confirmed he received a copy of the photo as well and described it as “joking.” The photo was sent from a joint personal email account shared by Humphries’ wife. Humphries said that, at one point, his supervisor posted the picture on an FBI bulletin board as a joke and that his wife, a teacher, has a framed copy.
Noch einmal auf gut deutsch: Das sind die dunklen Geheimnisse, zu denen Klatschtante Antonie Rietzschel nicht vorgedrungen ist:
Das Foto wurde von Humphries bereits 2010 an diverse Adressaten versandt, darunter an den eigenen damaligen Vorgesetzten Mandigo in Seattle und an einen Reporter der Seattle Times.
Ein Vorgesetzter in Tampa brachte das Foto für eine gewisse Zeit sogar auf einer Pin-Wand der Behörde an.
Es wurde vom gemeinsamen Postfach des Agenten und seiner Frau versandt.
Die Frau des Agenten Humphries, eine Lehrerin, hatte ein gerahmtes Exemplar des Fotos.
Völlig entgangen ist unserer die pikanten Details auftischenden Berichterstatterin der “Witz” des Fotos, der in einem “pun” (Wortspiel) bestand.
The picture, which was sent to a reporter at The Seattle Times in 2010, was taken following a “hard workout” with the SWAT team at MacDill Air Force Base. He’s posed between a pair of target dummies that have a remarkable likeness to the buff agent. The caption on the photo, which was sent from a personal email account, reads, “Which One’s Fred?”
Zusammengefaßt:
Im Zuge einer Übung eines SWAT-Teams (7) auf der MacDill Air Force Base, an der Humphries teilnahm, steht er zwischen zwei Ziel-Attrappen (”target dummies”), deren Rumpf und Kopf von Schüssen durchlöchert sind . Die Dummies haben eine verblüffende Ähnlichkeit mit Humphries,der beim Versand des Fotos die selbstironische Frage stellt: „Which one is Fred?“ wobei er sicherlich mit der Doppeldeutigkeit des Begriffs „dummy“ als „Ziel-Attrappe“ und als „Blödmann“spielt. Nicht gerade ein Foto und ein Kommentar, mit dem man etwa Eindruck bei einer Geliebten schinden könnte.
Zurück zur reißerischen, faktenverdrehenden Überschrift des Artikels von Antonie Rietzschel über den “halbnackten FBI-Agenten”. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welch simplem Rezept (Sensationshascherei durch Tatsachenverkürzung) die SZ meint, anspruchsvolle Leser faszinieren zu können. Erstaunlich ist auch, wie anspruchslos der Mitarbeiterstab dieser Zeitung – immerhin gelernte Journalisten – hinsichtlich ihrer Arbeitsweise sind. Man vergegenwärtige sich dies anhand der Liste der Rubriken, in denen dieser Beitrag auf Suedwatch erscheint:
DeSZinformation
Es stand - nicht - in der SZ
Guttenberg-SZyndrom
Halbwahrheiten
Meinungsvorgabe
NonSZens
QualitätSZjournalismus
SZ-Falschmeldungen
SZ-Kritik allgemein
SZscheinheilig
SZchlamperei
VorBILD
In der Tat, ein VorBILD, auf das selbst die BILD neidisch werden könnte.
Der Wolpertinger
(1) http://www.sueddeutsche.de/politik/halbnackter-agent-in-petraeus-affaere-es-ist-ein-witz-1.1523804
(2) http://www.suedwatch.de/blog/?p=6073 Titel:Sex sells:Männliches Lustobjekt in Schiesser-Feinripp von Wolpertinger
(3) http://www.sueddeutsche.de/politik/halbnackter-agent-in-petraeus-affaere-es-ist-ein-witz-1.1523804
(4) http://www.suedwatch.de/blog/?p=8903 Titel:Es stand natürlich nicht in der SZ von Wolpertinger
(5) http://seattletimes.com/html/localnews/2019684905_agent15m.html
(6) http://www.towleroad.com/2012/11/fbi-agent-frederick-w-humphries-shirtless-pic-just-a-joke.html
(7) http://en.wikipedia.org/wiki/SWAT SWAT ist ein Akronym für S(pecial W(eapons) A(nd )T(actics unit)