Heribert Prantl muss ein glücklicher Mensch sein.
31. Juli 2012 von Jaspis
Heribert Prantl muss ein glücklicher Mensch sein. Er ist im Urlaub. Und nicht nur das: Er muss sich an einem vollkommen entlegenen Urlaubsort befinden, fernab jeglicher Zivilisation, fernab von Internet und Telefon. Auf einer einsamen Karibikinsel vielleicht. Oder in einer Berghütte, auf 4.800 Metern Höhe, oder so etwas. Und so hat ihn vermutlich auch die Meldung noch nicht erreicht, dass sein Artikel, mit dem er so vertraulich mit Andreas Voßkühle in dessen Küche werkelte - in Gedanken jedenfalls - mittlerweile hohe Wellen geschlagen hat. Aber nicht, weil der Artikel so gut wäre, nein, vielmehr deshalb, weil dieser Artikel, der Moritatensänger hat das ja bereits so wunderbar herausgearbeitet[1], ein derart peinliches Schundstück ist, dass sich nicht nur die Zeitung, die ihn veröffentlicht hat, bis aufs Blut schämen muss, sondern allen voran der Schreiberling selbst, der damit auch noch den kümmerlichen Rest seiner Glaubwürdigkeit verspielt hat.
Doch gerade weil das so ist, weil Prantl und sein ehrenwertes Haus nur noch die Kulisse der Glaubwürdigkeit präsentieren, die diese Zeitung einmal ausgemacht haben, stellt sich weder Heribert Prantl als Autor, noch stellt sich die Süddeutsche Zeitung hin und schreibt in wenigstens so großen Lettern wie etwa ein zu Guttenberg angeprangert wurde:
“Liebe Leser, wir haben Ihnen etwas vorgegaukelt.”
Nein, eine verschämte kleine Randnotiz muss da genügen. Versteckt, ganz unten im Eck der Seite Drei vom 31. Juli 2012. Man findet sie kaum, wenn man nicht gerade danach sucht.
Ein eher kleinlauter Ansatz einer Klarstellung, die noch nicht einmal im Titel ahnen lässt, worum es eigentlich geht. “In eigener Sache” heißt sie, links unten im Eck, ganze 88 Worte lang:
Die Redaktion bedauert diesen Fehler. Der Autor nicht, nein. Denn der ist ja im Urlaub. Auf einer einsamen Karibikinsel vielleicht. Oder in einer Berghütte, auf 4.800 Metern Höhe. Unerreichbar mit Internet. Oder Telefon.
Oder Anstand.
Jaspis
[1] http://www.suedwatch.de/blog/?p=8714
[2] http://www.focus.de/kultur/medien/vorgegaukelte-wirklichkeit-in-der-sz-pfui-prantl-wasser-predigen-wein-trinken_aid_790068.html