“Atommächte modernisieren Ihre Waffen”
4. Juni 2012 von moritatensaenger
Das Eisen sollte geschmiedet werden, solange es heiss ist. Man kann der Süddeutschen vieles vorwerfen, aber nicht dass sie nicht konsequent weiter auf ein einmal erhitztes Eisen eindrischt. Vor allem, wenn dieses Eisen für die Dämonisierung Israels steht. Ideale Gelegenheit jetzt: der U-Boot-Deal.
Es sind zwar keine neuen Fakten aufgetaucht, welche das Atomwaffen-Gerücht um die Boote bestätigen könnten, aber die beständige Wiederholung der phantasievollen Story schafft beim Leser wenigstens das Gefühl, er hätte es mit belegbaren Erkenntnissen zu tun. Um diesen Zweck zu dienen, springt man in München auf jeden greifbaren Zug auf und stellt bereitwillig auch dort Zusammenhänge her [1] wo in Wirklichkeit keine zu finden sind. Etwa mit Hilfe des Jahresberichtes 2012 des Stockholm International Peace Research Institute…
Dort werden zwar mit keinem Wort die israelischen U-Boote erwähnt, aber das ficht die Süddeutsche natürlich nicht an. Schon in der Headline versucht man unerschrocken, die Synapsen der Leser zu aktivieren. Das angebliche “modernisieren” der Waffen der Atommächte weckt so herrlich einfach die Assoziationen zum kürzlichen Erwerb gewisser Unterseeboote durch eine gewisse “Atommacht”. Deutlicher wird man dann im Text…
“Israel spielt in dem Sipri-Bericht als Atommacht ebenfalls eine Rolle. Das Land soll über 80 nukleare Sprengköpfe verfügen, hat den Besitz atomarer Waffen Sipri zufolge allerdings weder bestätigt noch bestritten. Deutschland spielt bei der Aufrüstung des jüdischen Staates mit Atomwaffen eine heikle Rolle: Das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet, dass Israel aus Deutschland gelieferte U-Boote mit Atomraketen aufrüstet - mit Wissen der Bundesregierung. Mit Hilfe der deutschen U-Boote sei es Israel gelungen, “sich ein schwimmendes Atomwaffen-Arsenal zuzulegen”, das über atomar bestückte Marschflugkörper verfüge, schreibt das Magazin. Die israelische Marine hat bereits drei U-Boote des Typs “Dolphin” im Einsatz, drei weitere sollen noch geliefert werden.”
Für den unaufmerksamen Leser entsteht jedenfalls der Eindruck, die Dolphin-Boote wären irgendwie Gegenstand der Untersuchungsergebnisse der Friedensforscher. Dem ist aber nicht so. Über Israel steht in der Kurzfassung des Kompendiums der Organisation (das erst ab Juli 2012 gedruckt - und für die Käufer der Printversion erst dann auch online - verfügbar ist) nur folgender Absatz [2]:
“Israeli nuclear forces
Israel continues to maintain its longstanding policy of nuclear opacity, neither officially confirming nor denying that it possesses nuclear weapons. However, it is widely believed to have produced plutonium for a nuclear weapon arsenal. Israel may have produced non-strategic nuclear weapons, including artillery shells and atomic demolition munitions, but this has never been confirmed.”
Und laut einer Schautafel geht man in Stockholm von geschätzt (mit einer Tilde versehen) 80 Gefechtsköpfen aus. Das wars zum Thema Israel. Deutlich mehr weiß man bei SIPRI über den Iran (und Syrien) zu sagen…
Auszug: “Two states-Iran and Syria-came under intensified scrutiny during the year for allegedly concealing military nuclear activities, in contravention of their commitments under the NPT. [...] During 2011 Iran continued to defy five Security Council resolutions, adopted since 2006, demanding that it suspend all uranium enrichment and other sensitive nuclear fuel cycle activities.”
…, nur die Süddeutsche hat leider “vergessen”, diesen interessanten Abschnitt oder das Wort “Iran” auch nur zu erwähnen. Nun ja, dient ja auch keinem so “guten Zweck”, wie sich jetzt wieder einmal auf Israel zu stürzen.
Mit tönendem Gruß
Ihr Peter Zangerl, alias Moritatensaenger
[2] http://www.sipri.org/yearbook/2012/files/SIPRIYB12Summary-GPI.pdf