Eine Halbwahrheit über Israel ist für die Süddeutsche gerade gut genug
19. April 2012 von moritatensaenger
“‘Allerdings erzähle dieses Video nicht die ganze Geschichte’, sagte er”
Dieser Satz ist der letzte in der Moderation zu einem Reuters News-Filmchen, das sich die Süddeutsche Zeitung eingekauft hat und das sie unter der Headline “Proteste im Westjordanland - Israel suspendiert gewalttätigen Offizier” veröffentlichte:
In dem Video wird gezeigt, wie ein israelischer Soldat einem strohblonden jungen Mann scheinbar unvermittelt mit der waagrecht gehaltenen Waffe ins Gesicht schlägt. Der Sprecher erklärt dazu einleitend:
“…in Nablus im Westjordanland gingen israelische Soldaten gegen propalästinensische Demonstranten vor, die an einer Fahrradrallye teilnehmen wollten”
Nun, lassen Sie mich, aus meiner Sicht, folgendes dazu sagen: An der Tatsache, dass Lieutenant Colonel Shalom Eisner, bis zu diesem Vorfall Stellvertretender Brigadekommandeur und Stellvertretender Kommandeur der IDF Offiziers-Schule, dem angeblichen “Friedens”-Aktivisten Andreas Ias die Waffe ins Gesicht geschlagen hat, ist nicht zu rütteln. Wohl auch nicht daran, dass diese Handlungsweise in diesem Augenblick unverhältnismäßig war.
Die Süddeutsche berichtete damit zwar von der blutigen Lippe und Nase eines verhaltensblonden nützlichen Idioten aus Dänemark, der sich, auf englisch und arabisch (!!) die von einem Einpeitscher vorgegebenen antiisraelischen Parolen skandierend [1], in einem für ihn fremden Land an einer - laut SZ - antiisraelischen “Fahrradrallye” beteiligte und damit den Verkehr auf Israels längstem Highway [2], bereichern wollte…
…(und der das zusammen mit seiner ebenfalls dänischen Begleiterin sichtlich **haha** lustig fand)…
…, aber selbstverständlich verzichtete unser Blatt für’s stille Örtchen auf die ganze Wahrheit. Die Dämonisierung Israels soll nicht durch entlastende Elemente gestört werden. Aus diesem Grund eben zieht man es in München vor, den zu Anfang zitierten Satz…
“‘Allerdings erzähle dieses Video nicht die ganze Geschichte’, sagte er”
…nicht zu Ende zu führen. Geäußert hat ihn auch nicht irgend”ein Armeesprecher”, sondern DER Armeesprecher der IDF und gleichzeitig Chef der Ziviladministration in der Westbank, Brigadegeneral Yoav Mordechai. Und der sagte [3]:
“‘These are harsh pictures, but I still can’t divorce the filmed episodes from the incident that lasted over an hour. It included violence by the anarchists and Palestinians, (though) this does not justify what we see. At one point there were over 200 demonstrators,’ he said,’ indicating that the video was being taken out of context.” (Hervorhebung Moritatensaenger)
Tatsächlich ist es traurig, dass ein verdienter, ranghoher israelischer Offizier und Kriegsteilnehmer, auf diese unwürdige Weise nun in Mißkredit gerät. Und es ist fatal, dass er sich zu der gezeigten Handlungsweise hat hinreißen lassen. Richtig ist es deswegen doch, dass die israelische Armee nach Gesprächen zwischen dem Generalmajor und kommandierenden General des IDF Zentralkommandos für die Westbank, Nitzan Alon [4] und dem Generalmajor und kommandierenden General der israelischen Landstreitkräfte, Shlomo (Sami) Turgeman [5], relativ schnell und hart handelte und Lieutenant Colonel Shalom Eisner mit sofortiger Wirkung von allen Funktionen entband. Eisner hat sich, auch das ist typisch für den Rechtsstaat Israel, einen Anwalt genommen und geht juristisch gegen diese Maßnahmen vor.
Natürlich gibt es auch Stimmen, welche die Reaktion der militärischen Führung Israels gegenüber Eisner kritisieren, auch das gehört zu einer offenen und an freie Meinungsäußerung gewöhnten Zivilgesellschaft. Trotzdem ändern auch diese Kritiker nichts an dem Gesamtbild einer zivilisierten, moralisch gefestigten Gesellschaft, und ändern nichts an dem brutalen Unterschied zur verrohten, sich durch politische und religiöse Hetze immer weiter von der Zivilisation entfernenden arabischen (palästinensischen) Gesellschaft, wo - anders als ein Schlag mit dem Gewehrgehäuse - selbst bestialische Morde an unschuldigen Kindern und Babys nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar im Fernsehen sanktioniert werden…
Und weil wir gerade bei verrohten Geistern sind: Am selben Tag, an dem der junge dänische Provokateur von einem überreagierenden israelischen Soldaten geschlagen wurde und sich medienweites Empören erhob, auch in unserer wachsamen Süddeutschen, feuerten Palästinenser wieder einmal eine Rakete auf israelische Zivilisten ab. Die siebente (von neun!) in diesem Monat. Sie haben davon in der Süddeutschen gelesen? Wohl kaum. Sie haben gehört, dass junge europäische Aktivisten im Gazastreifen und der Westbank eine Fahrradrallye starten wollten, um gegen die tödliche Bedrohung unschuldiger jüdischer Kinder zu protestieren? Wohl kaum. Sie haben gelesen, dass Palästinenser einen Protestzug organisierten, um dieser Gewalt Einhalt zu bieten? Wohl kaum.
Mit tönendem Gruß
Peter Zangerl, alias Moritatensaenger
[1] http://israelmatzav.blogspot.de/2012/04/idf-removes-eisner-from-command-bars.html ab Minute 00:47
[2] http://en.wikipedia.org/wiki/Highway_90_%28Israel%29
[3] http://www.jpost.com/Defense/Article.aspx?id=266192