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(G)Krasse DeSZinformation

9. April 2012 von Jaspis

Wissen Sie, ehrlich gesagt ist mir Günter Grass Wurscht. Ich kann, begnadet durch meine späte Geburt, Alt- und Neu-Nazis, alten und jungen Antisemiten die Aufwertung durch meine Beachtung verweigern. Ich lebe in einer Zeit, in der ich sie nicht würdigen muss. Ich weiß, dass die Behauptungen falsch sind, ich kann sie mit Fakten widerlegen. Und so hätte ich auch den als “Gedicht” bezeichneten Ansichten Grass´ ungefähr so viel Bedeutung beigemessen wie dem neuesten Modetrend aus dem Hause Thor Steinar.

Eigentlich erwarte ich das auch von einer seriösen Tageszeitung des beginnenden 21. Jahrhunderts. Doch bedauerlicherweise macht die Süddeutsche Zeitung gerade das Gegenteil. Sie schenkt Grass eine Aufmerksamkeit, die seinen Zeilen nicht im mindesten zukommt. Das wäre vielleicht noch hinnehmbar, Geschmacksverwirrung ist menschlich und ein bisschen Schönfärberei dazu ist nichts Neues bei der SZ [1] - und bisweilen auch notfalls zähneknirschend ignorierbar.

Was ich der Süddeutschen vorwerfe ist nicht, dass sie Grass mehr Platz einräumt als ihm an Bedeutung zukommt, auch nicht das klammheimliche bis offene Jubeln, das jedenfalls aus Teilen der Redaktion und der feiernden Leserschaft heraushallt - die Meinungsfreiheit garantiert schließlich auch das Vertreten dummer Ansichten - ja, noch nicht einmal die servile Anbiederung des Heribert Prantl, der mit seinen pseudokritischen Fragen Grass in seinem Interview [Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung] erneut eine Plattform bietet, um dieselben kruden Behauptungen, die allesamt schon aus den Tagesthemen bekannt waren, nahezu kritikbefreit breit zu treten.

Nein, was ich der Süddeutschen Zeitung in der Causa Grass vorwerfe ist, dass sie, in alter Tradition [2] seine Zeilen als Vorwand und willkommene Grundlage benutzt, um Falschbehauptungen zu streuen und damit Israel und seine Bewohner in Misskredit zu bringen, indem Grass´ Thesen immer und immer wieder wieder repetiert werden, ohne sie inhaltlich zu überprüfen oder gar richtig zu stellen. Besonders deutlich wird das an diesem Textbaustein: [3][4]

Literaturnobelpreisträger Grass hatte in seinem Gedicht “Was gesagt werden muss”  angeprangert, dass Iran von einem atomaren Präventivschlag durch Israel bedroht sei, der das iranische Volk vernichten könne.

So falsch Grass´ Annahmen an sich schon sind, so falsch wird er nun auch noch von der Süddeutschen zitiert: Grass spricht vom “behaupteten Recht auf den Erstschlag”. Das ist schon übel genug, da Israel überhaupt nicht behauptet, ein Recht auf einen Erstschlag zu haben und die Gefahrenlage für einen Präventivschlag nicht nur “behauptet” ist. Doch das SZ-Zitat ist doppelt falsch. Zum einen durch die Vermischung der Begriffe Präventiv- und Erstschlag. Den Unterschied verwischt man bei der SZ gerne, der Moritatensänger hat das schon brillant herausgearbeitet.[5] Zum anderen ist bei den Überlegungen zu einem möglichen Präventivschlag gar nicht die Rede von einem “atomaren” Schlag, also einem mit Atomwaffen geführten Präventivschlag. Last but not least “prangert” Grass auch nichts an. Diese Formulierung impliziert, dass ein Missstand objektiv vorhanden ist, der vom Autor benannt wird. Das aber setzt das objektive Vorliegen voraus, was hier gerade nicht der Fall ist: Grass behauptet das lediglich, es ist seine Meinung. Seine Meinung wird von der SZ zur Tatsache stilisiert.

Selbstredend verzichtet die SZ auch gänzlich auf eine inhaltliche Überprüfung der Grassschen Gedanken, wie dies etwa Financial Times Deutschland getan hat. [6]

Auch die Tiraden zur Siedlungspolitik Israels, die Grass bei Prantl so genüsslich breitgetreten hat, bleiben unkritisch stehen. Doch auch sie kann und muss man, wenn man sich sachlich damit befasst, aus einem anderen Winkel wenigstens ansehen. [7][8]

Das ist es, was ich der Süddeutschen Zeitung voller Abscheu vorwerfe: Die DeSZinformation zugunsten einseitiger Propaganda. Einer seriösen Tageszeitung unwürdig.





Jaspis





[1] http://www.sueddeutsche.de/kultur/leni-riefenstahl-tot-die-aesthetin-des-absolut-schoenen-1.895416
[2] http://www.suedwatch.de/blog/?p=8248
[3] http://www.sueddeutsche.de/kultur/reaktion-auf-umstrittenes-gedicht-israel-verhaengt-einreiseverbot-gegen-guenter-grass-1.1327903
[4] http://www.sueddeutsche.de/politik/israel-erklaert-guenter-grass-zur-persona-non-grata-avi-primor-nennt-einreiseverbot-hysterisch-1.1327903
[5] http://www.suedwatch.de/blog/?p=8267
[6] http://www.ftd.de/politik/international/:umstrittene-thesen-das-grass-gedicht-im-faktencheck/70019243.html
[7] http://www.tagesschau.de/videoblog/zwischen_mittelmeer_und_jordan/siedlungsfrage100.html
[8] http://www.tagesschau.de/videoblog/zwischen_mittelmeer_und_jordan/siedlungsfrage102.html

Geschrieben in Antisemitismus, DeSZinformation, Es stand -nicht- in der SZ, Israel/Nahost, Meinungsvorgabe, SZ-Falschmeldungen, SZ-Kritik Allgemein | 2 Kommentare

2 Reaktionen zu “(G)Krasse DeSZinformation”

  1. am 09 Apr 2012 um 20:061Pressekodex vs. Medienberichterstattung über den Nahostkonflikt. Und ein Video. « israelkompetenzkollektion

    [...] dem Blog suedwatch: Die SZ und der Pressekodex, (G)Krasse DeSZinformation sowie zur der SZ-Tradition, antisemitische Leserbriefe zu [...]

  2. am 10 Apr 2012 um 10:382suedwatch.de » Blog Archiv » Update zu (G)Krasse DeSZinformation[1]

    [...] Herr Kornelius. Und Respekt. Jaspis [1] http://www.suedwatch.de/blog/?p=8293 [2] [...]

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Übersetzung von Fabian Künzel