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Der “unpassende” Vergleich

20. März 2012 von Jaspis

Während sich die Formulierungskünstler der SZ gestern schon so erfolgreich verrenkten, um nur ja nicht aussprechen zu müssen, was auf der Hand lag,[1] brachten sie ihren Eiertanz nebst Omelett mit ihren ebenso ausgefeilten Übersetzungskünsten zur Vollendung. “Das ganze Land weint um seine Kinder” ist ein heutiger Artikel [2] überschrieben, der die Trauer in Frankreich und darüber hinaus schildern will und bei diesem Abschnitt landet:

In Israel mischen sich indes auch Wut und Unverständnis in die Trauer. EU-Außenministerin Catherine Ashton hatte die Toten von Toulouse Israels größter Tageszeitung Haaretz zufolge mit den Opfern des norwegischen Attentäters Anders Behring Breivik in Verbindung gebracht - und mit Kindern im Gaza-Streifen: “Wenn wir an junge Menschen denken, die unter den verschiedensten schrecklichen Umständen zu Tode gekommen sind - die belgischen Kinder, die ihr Leben in einer schrecklichen Tragödie verloren haben, wenn wir daran denken, was heute in Toulouse geschah und vor einem Jahr in Norwegen, in dem Wissen, was in Syrien passiert, im Gaza-Streifen und anderswo - dann erinnern wir uns an junge Menschen und Kinder, die ihr Leben verloren haben.” Israels Außenminister Avigdor Lieberman reagierte empört auf diese Äußerung: Ashton müsse ihren “unpassenden” Vergleich zurückziehen, forderte der Politiker.

Der Vergleich ist bodenlos und durch nichts zu beschönigen. Der israelische Außenminister Lieberman nannte die Äußerungen Ashtons “unwürdig” und auch Oppositionsführerin Tzipi Livni  bezeichnete Ashtons Aussagen als „fehlgeleitet, falsch und ungeheuerlich.“ „Man kann ein Gewaltverbrechen oder ein Massaker durch einen Diktator nicht mit dem Kampf eines Staates gegen Terrorismus vergleichen, selbst wenn Zivilisten in diesem Kampf verletzt werden.” [3]



botschaft



Aber was macht die SZ daraus?

Israels Außenminister Avigdor Lieberman reagierte empört auf diese Äußerung: Ashton müsse ihren “unpassenden” Vergleich zurückziehen, forderte der Politiker.

Sie übernimmt zunächst die Formulierung ihrer Quelle, der Haaretz,[4] Israels “größter” (was im übrigen noch nicht einmal stimmt) Tageszeitung (eine andere Quelle, wie etwa die der israelischen Botschaft, wenn es schon darum geht, den Außenminister zu zitieren, fällt bei der SZ anscheinend keinem ein), die titelte:


haaretz



“Inappropriate” kann man zwar schon auch mit “unpassend” übersetzen; “unangebracht” oder “unangemessen” wären aber die deutlich passenderen Vokabeln. “Unpassend” wäre es vielleicht, Fisch mit dem Messer zu essen. Oder zu einem Galadiner im Minirock zu gehen. Dass die SZ gerade die harmloseste Variante herausgesucht hat, verwundert aber nicht weiter, wenn man die Erwähnung als solche betrachtet: In Anführungsstriche hat die Haaretz das Wort gesetzt, und das ist korrekt, denn es handelt sich um ein Zitat. Es wurde ein einzelnes Wort von dem wiedergegeben, was Lieberman gesagt hat bzw. gesagt haben soll. Die SZ benutzt die Anführungszeichen aber zu einem anderen Zweck. Das Wort wird nicht als Zitat eingesetzt, sondern als einziges Wort in einem Satz, der als solcher bereits ein Zitat in indirekter Rede ist in Anführungszeichen gesetzt. Da aber schon der ganze Satz ein Zitat ist, muss nicht noch ein einzelnes Wort als Zitat hervorgehoben werden. Wird ein Wort in solch einem Satz in Anführungszeichen gesetzt, dann drückt der Autor damit aus, was er von diesem Wort hält, nämlich nichts. Er verdeutlicht, dass er die Bezeichnung für falsch hält. Der Vergleich ist für den Autor gerade nicht unpassend.

Natürlich wird zudem aber weder Tzipi Livni zitiert, noch Lieberman selbst weiter. Die Leser kämen womöglich auf den Gedanken, dass man sich erheblich mehr als von Süddeutsche.de geschildert entrüsten könnte.

Frau Ashton hat mittlerweile versucht, ihren Vergleich zu relativieren. So sei das ja gar nicht gemeint gewesen. Die SZ macht das nicht. Sie relativiert nichts. Sie unterstreicht die Gleichsetzung des Terroranschlages von Toulouse gegen Juden mit der Situation in Syrien und Gaza.



Die lassen wirklich nichts aus.





Jaspis





[1] http://www.suedwatch.de/blog/?p=8159
[2] http://www.sueddeutsche.de/panorama/terror-in-toulouse-das-ganze-land-weint-um-seine-kinder-1.1313413
[3] http://www.botschaftisrael.de/2012/03/20/opfer-von-toulouse-werden-in-israel-begraben/
[4] http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/lieberman-ashton-s-comparison-of-toulouse-attack-to-gaza-deaths-inappropriate-1.419704

Geschrieben in Antisemitismus, Israel/Nahost, Meinungsvorgabe, SZcheinheilig | 4 Kommentare

4 Reaktionen zu “Der “unpassende” Vergleich”

  1. am 21 Mär 2012 um 11:561Fritz Wunderlich

    Gabriel, Ashton, wer ist der/die Nächste, jetzt, wo der Täter als Islamist enttarnt wurde?

    Reaktionen in österreichischen Zeitungsforen:
    http://lindwurm.wordpress.com/2012/03/19/terror-in-frankreich-osterreicher-kondolieren/

  2. am 21 Mär 2012 um 12:232Jaspis

    Da stehen die österreichischen Foristen den deutschen Foristen - und Frau Ashton - ja nichts nach.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen will, wer der oder die Nächste ist. Ich wüsste gar nicht, wohin ich auswandern sollte.

    Jaspis

  3. am 21 Mär 2012 um 14:473Fritz Wunderlich

    Eine Möglichkeit hätte ich dank meiner Frau auf jeden Fall.

    Zu Gabriel habe ich folgendes gepostet, was leider nicht erschienen ist. Technisches Problem??

    So maximiert man Wählerstimmen.
    Zur letzten Studie über Antisemitismus in Deutschland in der Zeitschrift Titanic:
    http://tinyurl.com/7j87zpx

    :-))

  4. am 21 Mär 2012 um 16:594Jaspis

    Technisches Problem - ich weiß es nicht. Es ist nichts angekommen. Aber hier passt es ja auch. :-)
    Viele Grüße
    Jaspis

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