Florian Zinneckers Plädoyer für die Unhöflichkeit
22. Januar 2012 von Jaspis
Noch ein kleiner “Absacker” zum Wochenendausklang: Da versuchte sich Florian Zinnecker im SZ Magazin an einem trendy Statement für die moderne Leserschaft, die sich mit so unbequemen Dingen wie Höflichkeit oder Respekt vor anderen nicht dauernd belasten will. Diese warnt Zinnecker vor der “Danke-Dauerberieselung”, die in Wahrheit eine “einzige Unverschämtheit” sei.[1]
Kind: Ist verunsichert, sagt: »Danke.«
Mutter und Metzgersfrau: Atmen auf, lächeln selig, sind voll des LobesEin fataler Fehler. Weil das Kind den Eindruck mit nach Hause nimmt: Wer »Danke« sagt, wird gelobt. Wer »Danke« sagt, wird süß gefunden. Wer »Danke« sagt, kriegt Wurst geschenkt. Ein Kind, das auf sich hält, wird das Wort »Danke« jetzt mehrfach täglich benutzen. Warum auch nicht, es klingt ja höflich. Und genau da liegt das Problem. Jeder bedankt sich, dauernd, für alles. Und sehr oft auch für nichts: Danke für Ihre Antwort. Danke für Ihre Bewerbung. Für die Zusammenarbeit, Ihr Interesse, Ihre Aufmerksamkeit.
Schlimm, wirklich schlimm. Entsetzlich, diese angenehm überraschten bis erfreuten Reaktionen auf so ein blödes kleines Wort, das manchem so schwer über die Lippen geht. Das muss unbedingt abgeschafft werden.
In diesem selten schwachen Artikelchen regt sich ein Autor künstlich auf - über nichts. In seinem Bestreben, beinahe zwanghaft irgend einen hippen Beitrag beisteuern zu müssen, wenn schon gerade in der letzten Woche das Unwort des Jahres gekürt worden ist, merkt er nicht, dass er in Wirklichkeit ein Plädoyer für die Unhöflichkeit gehalten hat. Das kleine Wort “danke” hat noch niemandem weh getan. Aber schon vielfach für Freude gesorgt.
Nichts für ungut, lieber Florian Zinnecker. Aber wenn Sie mal sehen möchten, wie so etwas wirklich geht, dann lesen Sie Jennifer Nathalie Pykas “Nachruf auf ein Phantom”.[2]
Vielleicht wird das ja noch, bei Ihnen.
Danke.
Jaspis
[1] http://szmstat.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/36895/Danke
[2] http://www.theeuropean.de/jennifer-pyka/9643-unwort-gutmensch