Frau Ramelsberger, KNIGGEmeier und der Fisch
16. September 2011 von Jaspis
Ja, ich war im Urlaub. Die Abstinenz von der Süddeutschen hat gut getan. Es war eine herrliche Zeit ohne Artikel wie Helmut Schäfers Gastbeitrag [1]. Oder auch ohne Artikel wie diesen hier:[2]
Was soll das denn sein? Annette Ramelsberger als der neue Stefan Niggemeier, der ja nun für den SPIEGEL schreiben will?[3] Ein neuer BILD-Blog aus der Möchtegern-Boulevardpresse? Oder fühlt sich Annette Ramelsberger als neue Instanz für das korrekte Verhalten, eine Art KNIGGEmeier, sozusagen?
Eine Ausgeburt an sprachlicher Eleganz ist dieser Nonszens-Artikel jedenfalls nicht:
Da muss man schon die Lyrik dechiffrieren, die das Ehepaar von sich gibt: “Dass selbst in den schlimmsten Momenten immer ein Neuanfang stecken kann - das gehört zur amerikanischen Mentalität”, sprechen sie. Man muss nicht viel analysieren, um zu verstehen, dass da auch ein ganz persönlicher Neuanfang gemeint ist - nach dem politischen Absturz Guttenbergs, nach seiner Entlarvung als Plagiator. [Hervorhebungen: Jaspis]
Und auch keine in Puncto Logik:
Ein persönlicher Neuanfang ist jedem gegönnt. Dafür braucht es aber keine Fotos vor dem Denkmal für die Opfer des Terroranschlags.
Das mag schon sein. Aber warum wiederholt Annette Ramelsberger sie denn dann auch noch, wenn nicht allein aus geheuchelter Empörung. Denn eine Gelegenheit, über den ehemaligen Minister herzuziehen, kann sich die Süddeutsche schließlich nicht entgehen lassen.
“Eine Gelegenheit, den Mund zu halten, sollte man nie vorübergehen lassen.” - zitiert Annette Ramelsberger den Komödienschreiber Curt Goetz für das Ehepaar Guttenberg.
Si tacuisses integra manisses - möchte man für Ramelsberger und die Süddeutsche in Anlehnung an den Philosophen Boethius zitieren.
Nein, wahrlich, gefehlt hat mir das alles sicher nicht.
Es ist ein netter kleiner Zufall, dass Henryk M. Broder just während meines Urlaubs, im Zusammenhang mit dem hochnotpeinlichen Aufsatz von Max Scharnigg über den Begriff des “Gutmenschen” [4] [5] und dessen Verwender den Artikel
schrieb.[6]
Die SZ ist und bleibt ein Qualitätsblatt. Besonders gut geeignet zum Einpacken toter Fische.
meinte Henryk M. Broder am 4. September. Ich schwöre, wir waren nicht zusammen im Urlaub. Jedenfalls nicht dass ich wüsste. Und dennoch hatte ich nur vier Tage zuvor, am 30. August den gleichen Gedanken:
Es scheint was dran zu sein.
Mit den besten Grüßen, auch an Henryk M. Broder,
Ihre Jaspis
[1] http://www.suedwatch.de/blog/?p=7260
[2] http://www.sueddeutsche.de/bayern/ex-minister-in-new-york-guttenbergs-ground-zero-show-1.1142531
[3] http://www.sueddeutsche.de/medien/bildblog-autor-niggemeier-wechselt-zum-spiegel-1.1142292
[4] http://www.sueddeutsche.de/kultur/kritik-am-gutmenschen-dem-man-nicht-vergibt-1.1138137
[5] http://www.suedwatch.de/blog/?p=7210
[6] http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/tote_fische/
3 Reaktionen zu “Frau Ramelsberger, KNIGGEmeier und der Fisch”
… meine Abneigung gegen Rammelsberger speist sich aus vielen Artikeln, aber - mit Verlaub - hier hat sie einmal recht. Sich von der Blöd-Zeitung am ground zero ablichten zu lassen, gerade, wenn man vor nicht allzu langer Zeit politisch und akademisch versagt hat, mutet doch etwas seltsam an. Und da gerät dann auch die übermäßige Aburteilung der A. R. in ein schiefes Licht…
Da muss ich Broder und auch Euch ausnahmsweise einmal widersprechen: Auch ein toter Fisch hat seine Würde.