“Lécheur régulier des babouches de Mouammar Kadhafi” [1]
25. Juli 2011 von moritatensaenger
Während Jean Ziegler sein Ehrenamt als “Pantoffellecker Muammar Gaddafis” (Luc Rosenzweig) mittlerweile aufgegeben hat, um das Fähnchen nach dem Wind zu drehen, ist die Süddeutsche immer noch von Zieglers eigenen Pantoffeln fasziniert. Weshalb sie dem Israelhasser gern und regelmäßig und unter unterschiedlichster Autorenschaft Bühne gewährt, für seine linkspopu- listischen Auswürfe. Und für seine Bemühungen, sich auch im Gedächtnis der Öffentlichkeit vom “Pantoffellecker” zum Rückgratträger und immer-schon-Kritiker Gaddafis zu wandeln. Im März hing deshalb zuletzt Wolfgang Jaschensky an des Meisters Puschen [2]…
…und heute ist es Alex Rühle [3]:
Der hat als Interviewer selbst dann Nachfragehemmung, wenn Ziegler zum Besten gibt, er habe Gaddafi zuletzt 1991 getroffen, und da sei der noch nicht verrückt gewesen:
“SZ: Herr Ziegler, warum wurden Sie von den Festspielen wieder ausgeladen?
Ziegler: Der offizielle Grund ist meine angebliche Nähe zu Gaddafi. Was absurd ist. Ich habe den zum letzten Mal 1991 getroffen, damals war er noch nicht verrückt. Er hat mich eingeladen, weil meine Bücher auf Arabisch erschienen waren. Er sieht sich ja selbst als Autor, auch wenn das Grüne Buch ein fürchterlicher Mist ist. Ich habe solche Einladungen mehrmals angenommen, weil es für einen Soziologen aufschlussreich ist, solchen Despoten zuzuhören.”
An dieser Stelle hätte Rühle seinen Interviewling daran erinnern können, dass Gaddafi drei Jahre vorher über Lockerbie 270 Menschen ermorden ließ [4]. Nach Zieglers Expertise wäre das im Zustand geistiger Gesundheit geschehen. Kein Aufreger für den SZ-Reporter. Der schoss an dieser peinlichen Stelle lieber die nächste Frage nach und auch deren wirre Nicht-Antwort ließ er anstandslos durchgehen:
“SZ: Aber waren Sie nicht auch Mitglied des Gremiums, das den Gaddafi-Menschenrechtspreis vergeben hat?
Ziegler: Das ist eine immer wieder wiederholte Diffamierung, die falsch ist. Und um es deutlich zu sagen: Gaddafi gehört zu den schlimmsten Diktatoren.”
Keine Antwort ist auch eine Antwort. Verlassen wir also, um wirkliche Antworten zu finden, die mit Zieglers Pantoffeln beschäftigte Süddeutsche und werfen einen Blick zum Perlentaucher, in dem Thierry Chervel erst letzten April für Licht in der Causa Ziegler sorgte:
“[...] Jean Ziegler höchstpersönlich war es, der im Jahr 1989 die Schaffung des Gaddafi-Menschenrechtspreises ankündigte. Das Attentat von Lockerbie lag gerade ein paar Monate zurück. Es drohten Sanktionen gegen Libyen, die 1991 tatsächlich verhängt wurden. Gaddafi wollte mit dem Preis möglicherweise Reputation zurückgewinnen und Einfluss auf die UN nehmen. Ziegler war zu dieser Zeit Genfer Abgeordneter im Nationalrat für die Sozialdemokratische Partei. “Der Preis ist als Anti-Nobelpreis für die Dritte Welt gedacht”, erläuterte Ziegler laut einer Depesche von UPI vom 23. April 1989, die bei UN Watch dokumentiert ist. Ziegler nannte außerdem einige Persönlichkeiten, die neben ihm im Preiskomitee saßen, darunter Sam Nujoma von der Swapo oder der französische Jurist und “Altermondialist” Robert Charvin. Erster Preisträger war Nelson Mandela, der damals noch im Gefängnis saß.
Ziegler hatte zu dieser Zeit Gaddafi schon mindestens einmal besucht und war stolz, dass der Oberst seine Bücher gelesen hatte. Gaddafi stiftete laut dem Genfer Blatt L’Hebdo zehn Millionen Dollar und deponierte sie auf ein Schweizer Konto. Von den Zinsen wird der Preis finanziert. Mitte April 1989, so L’Hebdo sind Ziegler und einige Kollegen nach Tripolis gefahren, um das Projekt auf die Gleise zu setzen. Schon damals versicherte Ziegler übrigens, “kein Freund des libyschen Regimes” zu sein - ein Nicht-Verhältnis, das sich in der Folge stetig intensivierte. Im Gespräch mit L’Hebdo versicherte Ziegler noch, dass er sicher sei, unbehelligt von libyschem Druck für die Stiftung arbeiten zu können, und er freute sich, dass die Stiftung ihren Sitz in Genf hat, “denn ich kenne das Schweizer Recht”. Genf sei wegen der Nähe zur UNO als Stiftungsort gewählt worden.
Der Gaddafi-Menschenrechtspreis wurde in den folgenden Jahren an so honorige Figuren wie Fidel Castro, Evo Morales, Hugo Chavez oder den rassistischen Schwarzenführer Louis Farrakhan verliehen [...]” (Den kompletten, umfangreichen Text entnehmen Sie bitte folgendem Link zu Perlentaucher [5])
Derweil unserer Tageszeitung keine Pantoffel zu übelriechend ist, um sich mit ihr zu beschäftigen. Weshalb sie, statt unangenehmer Wahrheiten über Ziegler, lieber dessen Pamphlet “dokumentiert”, welches - “Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele” genannt - aus gutem Grund nicht gehalten und bis jetzt in der Versenkung verschwunden war [6].
Mit tönendem Gruß
Ihr Peter Zangerl, alias Moritatensaenger
[1] http://www.causeur.fr/le-socialisme-suisse-un-oxymore-devastateur,843
[3] http://www.sueddeutsche.de/kultur/jean-ziegler-im-gespraech-empoert-euch-1.1124101
[4] http://en.wikipedia.org/wiki/Pan_Am_Flight_103
[5] http://www.perlentaucher.de/blog/204_fatale_naehe%3a_jean_ziegler_und_oberst_gaddafi