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Lachen und lynchen (aus einer SZ-Headline [5])

29. Juni 2011 von moritatensaenger

Die US-Kongressabgeordnete und republikanische Politikerin Michele Bachmann - in ihrer Partei Bewerberin auf die Präsidentschaftskandidatur - hatte in einem TV-Interview erklärt:

“…John Wayne was from Waterloo/Iowa, that’s the kind of spirit I have, too.”



Was für mediales Hyperventilieren bei der Süddeutschen sorgte…,

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…, denn John Wayne, Ikone des US-Western-Films, mit bürgerlichem Namen Marion Mitchell Morrison, was not from Waterloo/Iowa, sondern wurde in Winterset/Iowa geboren. Ersteres im Nordosten des 29. Bundesstaates der USA gelegen, letzeres im Südwesten gelegen und beide 190 km Luftlinie vonein- ander entfernt. Lediglich Waynes Eltern, Clyde Leonard Morrison und Mary Alberta Brown, lebten bis vor John Waynes Geburt in jenem Waterloo/Iowa. Das war der Irrtum der Politikerin. Eigentlich keine große Sache, zumal nicht für seriöse Medien. Sollte man meinen. In Ermangelung angreifbarer politischer Ansichten der Republikanerin und ihrer journalistischen Aufarbeitung verlegt man sich bei der Süddeutschen auf billige Agitation und schreibt:

“Die republikanische Präsidentschaftskandidatin Michele Bachmann hat in einem Interview den weltberühmten Westernhelden John Wayne und einen gleichnamigen Serienkiller verwechselt. [...] Der berühmteste John Wayne aus Waterloo ist John Wayne Gacy, der in den 70er Jahren mehr als 30 junge Männer tötete und die Leichen in einem Verschlag in seinem Haus versteckte.” [1]

“In einem Fernsehinterview hat die republikanische Präsidentschaftskandidatin Michelle Bachmann den weltberühmten Westernhelden John Wayne und einen gleichnamigen Serienkiller durcheinandergebracht. [...] John Wayne aus Waterloo ist John Wayne Gacy, der in den 70er Jahren mehr als 30 junge Männer tötete.” [2]

“Michelle Bachmann, Frontfrau der amerikanischen Tea-Party-Bewegung, vergleicht sich mit John Wayne. Dummerweise aber nicht mit dem Cowboy, sondern mit einem gleichnamigen Serienmörder. [...] In einem Fernsehinterview hat die Präsidentschaftskandidatin den weltberühmten Westernhelden John Wayne mit einem gleichnamigen Serienkiller verwechselt. [...] Der berühmteste John Wayne aus Waterloo ist nicht etwa die Westernlegende, sondern John Wayne Gacy, ein Serienkiller. Der tötete in den siebziger Jahren mehr als 30 junge Männer und versteckte die Leichen in einem Verschlag in seinem Haus.” [3]

Diese Behauptungen weisen gleich mehrere Fehler auf: Erstens stand der Künstlername des Schauspielers John Wayne für einen kompletten zwei- gliedrigen Namenssatz aus einem Vor- und einem Zunamen. Wayne ist hier der Zu- bzw. Familienname. Um nun den Patzer der Politikerin überhaupt auf eine nennswerte Größe aufblasen zu können, behauptet man bei der Süddeutschen, bei der verwechselten Person handelte es sich um eine “gleichnamige”. Der Serienmörder, von dem hier die Rede ist, hieß aber mit Vornamen John Wayne und mit Nachnamen Gacy. John und Wayne sind nicht unbedingt unbeliebte Vornamen in den USA - in John Wayne Gacys Geburtsjahr ‘42 waren sie z.B. unter den Top 50 der US-Vornamen zu finden [4] -, so dass davon auszugehen ist, dass in der größeren Mittelstadt Waterloo auch in den 60er Jahren mehr als nur ein Einwohner den Vornamen John Wayne trug. Wieso also, so die Frage, sollte Michele Bachman den Actor John Wayne nun ausgerechnet mit dem Serienmörder John Wayne Gacy “verwechselt” haben, und nicht mit beispiels- weise einem bei John Deere in Waterloo/Iowa werkelnden Fließbandarbeiter mit Namen John Wayne Miller. Die Antwort kann nur sein, dass es eben besser in das Verleumdungs-Konzept der Schreiber passt, wenn man der Republikanerin süffisant unterstellt, sie hätte sich selbst mit einem Serienmörder verglichen, hätte dessen Wesen als auch für sie geltendes Ideal dargestellt.

Dazu kommt, dass der Mörder John Wayne Gacy so wenig aus Waterloo/Iowa stammt, wie das Western-Idol John Wayne. Gacy hatte lediglich einige wenige Jahre dort gelebt. Bis 1965 lassen sich dessen Spuren noch in Springfiled/Illinois nachweisen, danach irgendwann tauchte er in Waterloo/Iowa auf  und schon 1968 verließ er es wieder:  in Ketten in Richtung Anamosa/Iowa in das dortige Anamosa State Penitentiary, verurteilt zu 10 Jahren wegen Sodomie (in diesem Fall: gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen unter Männern). Er kam nie wieder zurück. Keine drei Jahre also für die Kombination John Wayne Gacy und Waterloo/Iowa und doch genügen sie der Süddeutschen, um eine “Verwechs- lung” des Schauspielers mit dem Serienmörder durch Michele Bachmann zu konstruieren. Um das ganze Verleumdungskonstrukt noch etwas mehr aufzubauschen, erweckt man den Eindruck, die Morde Gacys - oder wenigstens ein Teil davon - hätten sich in Waterloo ereignet. Tatsache aber ist, dass Gacy während seiner Zeit in Waterloo - und auch davor - noch niemanden ermordet hatte. Diesen Schritt in seiner bedauerlichen Karriere ging er erstmals 1972 in Chicago, vier Jahre, nachdem er Waterloo/Iowa verlassen hatte.

Fassen wir zusammen:

-Eine Politikerin verortet einen Schauspieler, den sie und ein Großteil der Amerikaner idolisieren, in einem Interview als in Waterloo/Iowa geboren. Jedoch: Tatsächlich lebten nur seine Eltern dort, er selbst wurde nach deren Umzug geboren. 190km Luftlinie von Waterloo/Iowa entfernt, allerdings im selben Bundesstaat.

-Die Süddeutsche Zeitung behauptet, die US-Politikerin hätte diesen Schauspieler mit einem Serienmörder “gleichen Namens” verwechselt. Jedoch: weder tragen Serienmörder und Schauspieler den gleichen Namen, noch gibt es einen Hinweis, wieso die Politikerin beide Personen “verwechselt” oder “durcheinander gebracht” haben sollte.

-Die Süddeutsche stellt es so dar, dass zwar nicht der Schauspieler ein berühmter “Sohn” der Stadt ist - das ist korrekt -, dafür aber der Serienmörder “aus Waterloo” komme. Jedoch: Der Serienmörder stammt aus Chicago und lebte zusammen mit seiner Frau nur für kurze Zeit Waterloo/Iowa. Außerdem war er dort zwar als Homosexueller, aber nicht als Mörder in Erscheinung getreten.


Statt relevanter, journalistisch anspruchsvoller Artikel über die politischen Ansichten der Kandidatin also, ein billig produzierter Verleumdungsversuch und ein erneutes Zeichen nicht nur für die seichte Doppelmoral des Blattes [5], sondern auch für die Double-Standards, mit denen vorwiegend die Politredaktion der SZ nicht nur Juden bedenkt (soweit sie im Verdacht stehen, Zionisten zu sein), sondern auch jeden anderen, der einem ihr nicht genehmen sozialen oder politischen Spektrum angehört. Kommt man allerdings von der “richtigen” Seite und erlaubt sich Blödheiten, herrscht Schweigen im Münchner Blätterwalde. Deshalb zum Abschluß und Ausgleich US-Präsident Barack Obama, zu Gast bei der Queen. Der Clip zeigt den Präsidenten während seiner, von der ihm eigenen Wichtigkeit getragenen Rede anlässlich eines Dinners bei der Königin. Wohl duch einen Fehler im Zeremoniell beginnt, als Obama beim Sprechen einen kurze Pause macht, das Orchester mit der britischen Nationalhymne. Was Obama nicht beeindruckt, ihn im Gegenteil sichtlich anspornt, sich mit den Tönen von “God Save the Queen” in luftige Höhen zu schwingen. Bis er merkt, dass da etwas nicht stimmt:


Ein Fauxpas übrigens - Sie werden es erraten haben, liebe Leser - der in der Süddeutschen gänzlich verschwiegen wurde.

Mit tönendem Gruß

Ihr Moritatensaenger

[1] http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1172808

[2] http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1172651

[3] http://www.sueddeutsche.de/politik/obama-herausforderin-michele-bachmann-wayne-meint-sie-1.1113256

[4] http://www.thetop100babynames.com/USBabyNames/1942BabyNames.htm

[5] http://www.sueddeutsche.de/leben/umgang-der-us-medien-mit-skandalen-lachen-und-lynchen-1.1106654

und vgl. hierzu suedwatch.de-Artikel

Sex sells: Männliches Lustobjekt in Schiesser-Feinripp.



Geschrieben in Halbwahrheiten, Meinungsvorgabe, NonSZens, QualitätZSjournalismus, SZcheinheilig | Kommentar

1 Reaktion zu “Lachen und lynchen (aus einer SZ-Headline [5])”

  1. am 29 Jun 2011 um 17:531heplev

    Ist doch schon immer so gewesen, dass die tatsächlichen und vor allem die vermeintlichen Patzer der Republikaner gehypt werden ohne Ende, während alles, was dem Superpräsi über die Lippen geht, aber der absolute Hirnriss ist, verschwiegen wird - oder sogar für toll befunden.
    Was Sarah Palin alles angehängt, aber von Obama höchstpersönlich ausgekotzt wurde, kann man sich diesem Video ansehen:
    http://www.youtube.com/watch?v=9wJfsLafye4

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