So ein dummer Judenbengel, was haben wir gelacht.
24. Juni 2011 von moritatensaenger
Na ja, nicht wir, bei suedwatch.de. Aber die Redaktionsflure der Süddeutschen in der Hultschiner Straße in München hallten sicherlich wieder, vom dröhnenden Gelächter über den eitlen Judentölpel, den Qualitätsjournalistin Sonja Zekri beschwor [1]:
“Spion in Ägypten enttarnt”, steht da. Und ein “Trottel von Spion” sei er, der Jud Ilan Grapel. Dass er ein Spion ist, das “zitieren ägyptische Medien” aus “offiziellen Berichten”, was für eine kritische Journalistin wie Frau Zekri natürlich die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit darstellt. Jahrelang aus und über Osteuropa und Russland berichtend, scheint ihr eine gewisse Skepsis gegen- über Regierungsblättern abhandengekommen zu sein. Oder sie hat dort entdeckt, wie mühelos sich Menschen mit einem “journalistischen” Fingerschnip- sen vernichten lassen? Mit der gleichen Technik können übrigens nicht nur Individuen in der öffentlichen Meinung zugrunde gerichtet werden, sondern auch Ethnien. Das hatten wir auch in Deutschland schon, gell?! Irgendeine besondere Qualifikation scheint Zekri jedenfalls vorweisen zu können, denn seit kurzem berichtet sie für die Süddeutsche vermehrt über den “arabischen Frühling” und Nahost. Zum Beispiel im Februar 2011 [2]…
…, als sie in der Süddeutschen zum Besten gibt, dass Israel mit seiner kritischen Distanz zum Umbruch in der arabischen Welt eben diese erst gegen sich aufbringe:
“Inzwischen scheint man auch in Tel Aviv zu ahnen, dass die Denunzierung des ägyptischen Aufstands möglicherweise eben jene aufgeklärten, demokratischen, modernen Menschen gegen Israel aufbringt, mit denen sich ein stabiler Frieden machen ließe.”
Der Münchner Blogger Dr. Thomas Vogl bemerkte damals zu dieser Argumentation:
“Das ist seit Judas Ischariot wahrscheinlich die älteste antisemitische „Analyse”: Die Juden erschaffen sich die Antisemiten selbst durch ihr dummes Denunziantentum, Heilandsverrat und andere Brunnenvergiftereien mehr” [3]
Tja, und heute ist es eben der dumme Judenbengel und Trottel vom Nil, Ilan Grapel, der für eine…
“weitere Eintrübung der Beziehungen zwischen Kairo und Tel Aviv”
…verantwortlich ist. Er und natürlich der Judenstaat, bzw. dessen Art und Weise, jetzt auf den Vorwurf der Ägypter zu reagieren. Wobei “Tel Aviv” ja schon falsch reagiert hat, weil es möglicherweise einen Gefangenenaustausch erwägt. Was für Zekri schon den Touch eines Schuldeingeständnisses hat und keinesfalls dem Bemühen der Israelis geschuldet ist, einen unschuldigen jungen Mann und verdienten, kriegsverwundeten Ex-Soldaten vor den Folterkellern der Ägypter zu bewahren. Ach ja, bei der Gelegenheit: Ist es Ihnen, liebe Leser, aufgefallen? Haben Sie es gelesen oder, wie auch ich zunächst, überlesen? Nochmal im ganzen Satz:
“..vielleicht ist Spott in diesem Fall die beste Art, mit der bizarren Affäre umzugehen, um die es geht. Die schlimmste nämlich wäre eine weitere Eintrübung der Beziehungen zwischen Kairo und Tel Aviv, das kann derzeit keiner brauchen.” (Hervorhebung Moritatensaenger)
Kairo ist die Hauptstadt von Ägypten. Aber Tel Aviv ist nur die zweitgröße Stadt in Israel. Die Hauptstadt Israels, Sitz der Knesset und eben der für allerlei Eintrübungen verantwortlichen Regierung, ist Jerusalem. Das übersieht eine Auslandsjournalistin der SZ? Natürlich nicht. Aber erstens sollte der Jud wohl froh sein, wenn man ihm überhaupt eine eigene Hauptstadt zugesteht und zweitens…will ja frau als Journalistin nicht für Eintrübungen sorgen, zwischen sich und den Arabern. So sehr im Umbruch sind die nämlich dann doch nicht, dass sie einem das nachsehen würden. Wie man auch an jener einschlägigen Verwendung jüdischer und israelischer Symbole bei den “friedlichen” Protesten erkennt, die selbst Frau Zekri auffiel…
“Ja, es gibt anti-israelische Plakate auf dem Tahrir-Platz in Kairo. Eines zeigt den verhassten ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak mit einem Davidstern. [...] Es gibt Davidsterne auf ausgebrannten Autos in Kairo.”
…, für die aber, siehe obige Erkenntnis des Bloggers Dr. Vogel, sogleich die passende Erklärung in den Raum gestellt wurde…
“…weil Gas in Ägypten oft knapp ist und Israel ägyptisches Gas unter Weltmarktpreisen bekam”
Die friedlichen ägyptischen Revolutionäre und die Nach-Mubarak-Staatsführung sehen also nicht jedem alles nach, weshalb sie auch Ilan Grapel nicht nachge- sehen haben, dass der Judenbengel erst garnicht den Versuch unternahm, seine Herkunft zu verleugnen, als er sich unters protestierende Volk in Ägypten mischte und so, ganz persönlich, versuchte, den Schreibtischweisungen der Journalistin Zekri zu folgen und…
“die Stimmung vieler Araber für sich zu gewinnen”.
Denn das war nach momentanem Kenntnisstand alles, was sich der junge Mann zu Schulden kommen lassen hat. Die BBC, blinder israelischer Parteinahme realtiv unverdächtig [4], klärt über ihren renommierten Korrespondenten Jon Leyne [5] etwas detailierter und ohne die dümmliche Häme Sonja Zekris auf, was dem Juden in Ägypten bis jetzt objektiv angelastet werden kann [5]:
“…Mr Grapel posted photos of himself on the internet in Israeli army uniform, and in a hospital bed after he was wounded in the 2006 Israeli-Lebanese war. He posted other photos of himself with protesters in Tahrir Square. One friend said he regularly consulted a Hebrew-Arabic dictionary in public, read Hebrew newspapers on his computer in public, and taught Hebrew to an Egyptian. It appears Mr Grapel travelled under his own name, and a quick search on the internet reveals his connection to Israel, including his past military service” (Hervorhebungen Moritatensaenger)
Ganz anders dagegen Zekri. Die, von der Unantastbarkeit der eigenen physischen Erscheinung offensichtlich überzeugt…
…, beginnt die Charakterisierung des Delinquenten mit dessen Ohren…
“Schwere Vorwürfe gegen einen segelohrigen 27-jährigen…”
…, als würde das in irgendeiner Weise die Erklärung des Vorfalles erleichtern. Dann fährt sie fort…
“Dass er auf dem Tahrir-Platz mit Protestierenden plauderte, mag noch der Neugier geschuldet sein. Wie aber ist es zu deuten, dass er in Cafés israelische Websites auf dem Laptop las, sich aber in einer Moschee und in seinem Antrag für eine Visa-Verlängerung als Muslim ausgab? Dass er sich auf seiner Facebook-Seite im Krankenhausbett zeigte, nachdem er als Fallschirmspringer für Israel im Libanonkrieg verwundet wurde?”
Ungeheuerliche Verbrechen, finden Sie nicht? Aber immerhin werfen die Anschuldigungen ein Licht auf das, was sich eine Pseudodemokratin wie die SZ-Schreiberin unter arabischer Demokratisierung vorstellt. Es genügt, sich - mit menschlich lässlicher Naivität ausgestattet - als Jude im symbolträchtigen Zentrum der ägyptischen Demokratisierungsbewegung (!), dem Tahrir-Platz, mit Demonstranten zu unterhalten, sich gar mit ihnen fotografieren zu lassen, um stante pede als Blödmann abgekanzelt zu werden, und zwar nicht nur in ägyptischen Staatsmedien sondern auch 2.600 km entfernt in der Süddeutschen Zeitung. Und es reicht, in arabischen Cafés, wo ja wohl auch Zekris “aufgeklärte, demokratische, moderne” Araber zu vermuten sind, auf dem Laptop israelische Websites zu besuchen und sich auf seiner Facebook-Seite mit kompromittierenden Fotos zu präsentieren, um von einer deutschen Journalistin als ein…
“Trottel von Spion”
…schafottiert zu werden. Dass selbst ägyptische Blogger (die westlichen Kollegen sind in den Augen Sonja Zekris sowieso “weitgehend entzaubert”, “viele dumm…, manche gekauft, andere gefälscht und die meisten längst abgestorben” [6]) und Journalisten auf die innenpolitische Situation Ägyptens verweisen, für die der angebliche “Spion” verdächtig gelegen kommt, und sie die staatlichen Medien kritisieren, die sich öffentlichkeitswirksam über die vermeintlichen Schandtaten des Juden aus Queens [7] echauffieren, würdigt lediglich Jon Leyne bei BBC ausreichend:
“But other writers have pointed out that stirring up fear of Israel was a familiar tactic under ousted President Hosni Mubarak, and one they believe is being continued by the military rulers who have taken over from him.
‘Seriously what a soap opera,” wrote the blogger and journalist Hossam al-Hamalawy.
‘By this latest case, the intelligence service is trying to pull together a cheap move, so that any public criticism against the military would be depicted immediately as the work of Israeli spies.
‘More importantly, the intelligence service is trying to convince the public that it is a vital agency in charge of protecting the country from any foreign plots so as not to receive the same treatment as State Security Police.
‘Dear intelligence service, stop treating us like children. Who is this Israeli super agent who can single-handedly go around fomenting protests, and agitating against the army in the streets and mosques?’”
Hier jetzt noch darzustellen, was die staatlich kontrollierten und korrumpierten ägyptischen Zeitungen schreiben und wie dort antisemitische Stereotype gepflegt werden, erspare ich mir. Wollen Sie sich das zu Gemüte führen, liebe suedwatch.de-Freunde, genügt es in heimatlichen Gefilden zu lesen, was Sonja Zekri in der Süddeutschen schreibt. Die Unterschiede sind so groß, wie die Moral der Schreiberin ausgeprägt.
Mit tönendem Gruß
Ihr Moritatensaenger
[1] http://www.sueddeutsche.de/panorama/spion-in-aegypten-enttarnt-agent-doppelnull-1.1111815
[2] http://www.sueddeutsche.de/politik/zukunft-der-beziehungen-zu-aegypten-israelische-aengste-1.1055881
[3] http://www.blog.doktorvoglwarnt.info/files/99a4c350084091b3f9ce70e247cb108f-267.php
[4] Blättern Sie dazu gern ein bissl bei Bernd Dahlenburgs Medien BackSpin oder auch bei Honest Reporting
[5] http://news.bbc.co.uk/newswatch/ifs/hi/newsid_3600000/newsid_3607000/3607047.stm
[6] http://www.die-stimme-der-freien-welt.de/2007/03/journalisten-blogger-sonja-zekri/
[7] http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2006/08/03/AR2006080301539.html - vorletzter Absatz