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Sex sells: Männliches Lustobjekt in Schiesser-Feinripp.

11. Juni 2011 von Wolpertinger


    Update mit Videos am 12.Juni 2011:




„Sex sells“ denkt sich bekanntlich auch die SZ und berichtet mitfühlend unter dem Titel: „Erotischer Foto-Flirt ruiniert Polit-Karriere“ (1). Wie schon in der Affäre Polanski und den Auslassungen über DSK und das Zimmermädchen aus Afrika, gibt sich die SZ auch hier großzügig in der Beurteilung des Sachverhalts:


11-06-08-erotischer-foto-flirt


Und so schildert Michael König den Fall weiter, indem er ein besonders aufregendes Foto beschreibt:

Der Name des Bildes lautet “package.jpg”. Es zeigt eine graue Unterhose mit Eingriff - und noch etwas mehr. (…) Der demokratische Kongressabgeordnete Anthony D. Weiner, 46 Jahre alt, wollte das Foto am 27. Mai um 23:35 Uhr via Twitter an eine Studentin in Seattle schicken, aber er drückte den falschen Knopf.(…) Das Foto von den sagenhaft hässlichen grauen Boxershorts mit der deutlich sichtbaren Ausbeulung war auf allen Nachrichtenkanälen zu sehen, dabei hatte Weiner es nur einer bestimmten Adressatin, einer 21-Jährigen aus Seattle, schicken wollen, wie er später einräumte. Weil er bei Twitter jedoch die falsche Option wählte, erschien der Link zum Foto nicht wie geplant nur in ihrem Postfach. Sondern auf seiner Twitter-Timeline, für jeden sichtbar auf seiner Profilseite.

Was für ein Pech aber auch, denn

Weiner bemerkte den Irrtum und löschte das Foto umgehend, aber das Internet verzeiht keine Fehler. Längst war das Bild kopiert worden, wenig später zerrissen sich konservative Blogger das Maul. Vorneweg der erklärte Linkenhasser Andrew Breitbart, dem es gelang, in seinem Blog biggovernment.com weitere Fotos von Weiner zu veröffentlichen, die der Politiker an Frauen im Internet verschickt hatte: Er präsentierte seinen nackten Oberkörper und hielt auch mal einen Zettel mit der Aufschrift “me” in die Kamera - als Beweis, dass er es wirklich selbst ist. Ein TV-Sender präsentierte derweil eine 26 Jahre alte angebliche Flirt-Partnerin Weiners, die behauptete, der Politiker habe ständig Telefonsex mit ihr verlangt (Hervorhebung Wolpertinger).

Offensichtlich geht es hier mal wieder um den Fall, wo dem Boten der Kopf abgehackt wird, weil er eine schlechte Nachricht überbringt, im hier aktuellen Szenario: als Bote der „Linkenhasser Breitbart“ und in dessen Gefolge die „konservativen Blogger“, die sich (Wortlaut König) „das Maul zerrissen (Hervorhebung Wolpertinger).“

So was aber auch. Wo doch die Demokraten sonst gefeit sind vor den Anfechtungen des Fleisches. Siehe Bill Clinton, der als enger Freund Weiners dessen Trauung im Jahr 2010 - Ehefrau aus dem Mitarbeiterstab Hillary Clintons - vollzogen hatte. Siehe auch der demokratische Präsidentschaftskandidat John Edwards, über den König sehr sensibel und zurückhaltend - die wirklich schmutzigen charakterlichen Details auslassend - schreibt:

Erst kürzlich war der ehemalige demokratische Präsidentschaftsbewerber John Edwards angeklagt worden - er soll im Vorwahlkampf 2008 Spendengelder missbraucht haben, um eine außereheliche Affäre zu vertuschen.

Die außereheliche Affäre brachte, von König nicht erwähnt, immerhin ein Kind hervor, wobei Edwards die Vaterschaft jahrelang strikt ableugnete und diese einem seiner Mitarbeiter unterschob, der zunächst willig mitspielte. Das alles, während Edwards’ Ehefrau, die inzwischen verstorben ist, an Brustkrebs im Endstadium litt. Über die Einzelheiten des Falles Edwards siehe „The Top Ten Political Sex Scandals“ in Time (2).

Aber was der Demokrat Edwards da abzog, ist doch wirklich ein Pappenstiel gegenüber dem, was uns König als d e n Sündenfall per se auftischt – natürlich den eines Republikaners:

Als Präzedenzfall betrachten amerikanische Medien jedoch eher den Kongressabgeordneten Christopher Lee: Der Republikaner hatte Anfang 2011 einer weiblichen Internetbekanntschaft ein Foto seines nackten Oberkörpers per E-Mail geschickt. Nachdem das Bild öffentlich wurde, trat Lee zurück.

Immerhin, Rücktritt nur wenige Stunden nach Veröffentlichung des Fotos auf der Internet-Klatschseite Gawker, der Mann hat wenigstens Charakter (3). Was man von Bill Clinton seinerzeit und von Weiner heute nicht behaupten kann.

In dieselbe Kerbe der selektiven Moralbeurteilung sündiger Reps und der von den „Medien im Fressrausch“ (Wortlaut Serrao) (fast!) unschuldig verfolgten Dems haut auch Marc Felix Serrao in seinem Artikel:“Umgang der US-Medien mit Skandalen. Lachen und Lynchen“ (4)


11-06-08-serrao-lachen-und-lynchen


Serrao zitiert in seinem Artikel, der es sogar in die Druckausgabe der SZ geschafft hat, aus einem Telefoninterview mit dem einschlägig bewanderten Autor David Rosen in New York:

Uns geht es heute nicht mehr wirklich darum, christliche Moralvorstellungen durchzusetzen, sondern darum, den immer größeren Hunger nach Celebrity-Geschichten zu stillen”, sagt David Rosen. “Nichts finden die Leute so anziehend, wie einen Prominenten, der öffentlich weint.” Der New Yorker Autor hat 2009 das Buch zum Thema geschrieben: Sex Scandal America: Politics and the Ritual of Public Shaming

Und natürlich kommt es Serrao sehr gelegen, daß dieser Autor feststellt:

Einerseits, erklärt er am Telefon, werde der Tonfall amerikanischer Medien, vor allem im Internet und Fernsehen, immer “härter und respektloser”. Andererseits fielen die praktischen Folgen moralischer Verstöße immer geringer aus. Selbst ein Politiker wie Newt Gingrich habe stets weitergemacht - trotz etlicher Affären, unter anderem mit einer 23 Jahre jüngeren Angestellten des Amerikanischen Repräsentantenhauses, die heute seine Frau ist. 2012 will sich der 67-Jährige sogar um die Präsidentschaft bewerben - für die Republikaner (Hervorhebungen Wolpertinger).

Und so kann auch der Demokrat Weiner nach David Rosens Einschätzung noch hoffen:

Der Politiker habe durchaus noch eine Chance, glaubt Autor David Rosen. Nicht auf den Bürgermeisterposten in New York, das sei “gelaufen”. Aber auf eine Wiederwahl in den Kongress.

Jedoch um den Preis welch persönlichen Opfers, gibt Serrao händeringend zu bedenken!

Wer will, kann eine solche Prognose tröstlich finden. Für den Betroffenen bedeutet sie allerdings nichts weniger als den Verlust der persönlichen Würde für den Erhalt der öffentlichen Rolle. Menschen wie Weiner können ihre privaten Affären und Affärchen überstehen - wenn sie bereit sind, sich öffentlich erniedrigen zu lassen.

Was soll also solch ein Tamtam um so ein „Affärchen“? Und weshalb diese ungerechtfertigte (!) Erniedrigung Weiners im „Fressrausch der Medien“?

Betrachten wir doch mal den von König hervorgehobenen „Präzedenzfall“ des Republikaners Lee und den Folgefall des Demokraten Weiner einmal ganz wissenschaftlich im Vergleich:

Dieses Foto von sich - mit gespanntem Bizeps und nacktem Oberkörper, ansonsten aber, wie man in der Vergrößerung sieht, sehr comme il faut - hatte Lee einer Internetbekanntschaft zugesandt. Begleitumstände: Er behauptete, geschieden zu sein – wie nicht. Er ist verheiratet und hat ein Kind.

3-foto-lee-2


Weiner hat nach eigenem Geständnis 6 Frauen diverse Fotos zugesandt, wie dieses mit nacktem Oberkörper:

4-nackter-oberkoerper-weiner


Pikant ist, wie in der amerikanischen Presse öfters erwähnt, dass in diesem Halb-Nackt-Selbstporträt , sichtbar über der linken Schulter, ein Foto Weiners mit Präsident Clinton zu sehen ist

5-me


Hier posiert der Möchtegern-OB von New York (wurde bereits als sicherer Kandidat gehandelt), noch voll bekleidet sehr dezent und hält zur Identifikation auch noch ein Schild in die Höhe: ME! Infantil. Wer ist da? – Ich! Man beachte das lustige Foto des Tierchens im Hintergrund. Des Spielzeug des Abgeordneten? Oder zielt der Pfeil eher auf das Foto des schnuckeligen Tierchens im Hintergrund, mit dem sich der Top-Politiker derart identifiziert? Geht er auch noch mit einem Teddybär abends ins Bett?

6-weiners-underwear


Ein Höchstgenuss von Erotik. Das männliche Lustobjekt in jugendgefährdendem Schiesser-Feinripp…

Das soll alles sein? Laut SZ,ja. Ein „Erotik –Flirt ruiniert eine Polit-Karriere“ – so das leichtfüßige Resumé des SZ-Berichts laut Titel. Wirklich?

Schlugen hier wieder einmal die puritanischen Moralauffassungen der hinterwäldlerischen amerikanischen Kultur zu,der wir mit unserer aufgeklärten deutschen Freizügigkeit himmelhoch überlegen sind?

Oder ging es vielleicht um etwas ganz anderes, viel Wichtigeres– um etwas, das die SZ in diesem Fall eines ihr genehmen politisch Linken natürlich weitgehend unausgesprochen lässt: die Glaubwürdigkeit.

Alles vergessen aus der Guttenberg-Affäre? All die lauten Anklagen der SZ, besonders schmählich sei es gewesen, dass der Minister KTvzG nicht gleich, ohne Wenn und Aber, die Wahrheit gesagt habe, als die Plagiatsvorwürfe gegen ihn aufkamen?

Man höre sich das u.a. von Bret Baier geführte frühe Interview mit Weiner an: Es ist atemberaubend, mit welch öliger Leichtigkeit, mit welcher Unverfrorenheit der Abgeordnete Weiner im Brustton der Überzeugung eine Lüge nach der anderen vom Stapel lässt und ein vor protestierender Selbstgerechtigkeit nur so strotzendes Lügengebäude errichtet (und dies in vielen anderen Interviews auf allen Nachrichtensendern in der Folge ebenso, tagelang):










Festzuhalten ist:

  • An der Affäre ist nicht bemerkenswert, daß es sich um versuchten Cybersex eines noch nicht einmal 1 Jahr lang verheirateten Mannes handelt, dessen Frau gerade ihr erstes Kind erwartet.
  • Es geht vielleicht am Rande um die grenzenlose Dummheit und Selbstüberschätzung eines 46-jährigen Politikers ( Motto: „I can get away with it“), der sich, nach allem, was man jetzt über ihn weiß, auf der Reifestufe eines Pennälers zu befinden scheint.
  • Es geht jedoch mit Sicherheit – wie die Süddeutsche ihren Lesern im Fall Guttenberg ohne Unterlass einhämmerte - um die Glaubwürdigkeit eines Volksvertreters, genauer: Es geht um dessen Mangel an Glaubwürdig- keit, der allerdings im Falle eines Republikaners - nach der Gewichtung der SZ - besonders schwer wiegt, im Falle eines Demokraten wie hier jedoch leider (!) vom „Linkenhasser“ Breitbart und den sich das Maul deswegen zerreissenden konservativen Bloggern an die Öffentlichkeit gebracht wurde. (Meinungsvorgabe des Autors König per Wortwahl - Sprache ist verräterisch: Konservative Blogger haben keinen Mund, den sie sich zerreissen können, sie haben - dehumanisiert auf der Stufe von Tieren – ein Maul).

Anders als der Republikaner Lee will Weiner aber noch keine Konsequenz aus seinem Fehlverhalten ziehen. Äußerst weiner-lich gibt er sich bei der öffentlichen Selbstzensur im ureigensten Interesse seiner politischen Zukunft. Und das sollte ihm einer abnehmen, diese tiefe Reue? Selber blöd, wenn ihm das einer glaubt. Seine Tränen sind wohl eher die grenzenlosen Selbstmitleids. Wie heißt doch eine amerikanische Redensart?

Fool me once, shame on you, fool me twice, shame on me!



In diesem Sinne grüßt

der Wolpertinger

(1) http://www.sueddeutsche.de/politik/usa-skandal-um-anthony-weiner-erotischer-foto-flirt-ruiniert-polit-karriere-1.1106026
(2) http://www.time.com/time/specials/2007/article/0,28804,1721111_1721210_1906894,00.html
(3) http://www.sueddeutsche.de/politik/us-abgeordneter-stolpert-ueber-affaere-flirt-mit-folgen-1.1058324
(4) http://www.sueddeutsche.de/leben/umgang-der-us-medien-mit-skandalen-lachen-und-lynchen-1.1106654-2



Geschrieben in Guttenberg-SZyndrom, Halbwahrheiten, Meinungsvorgabe, QualitätZSjournalismus, SZcheinheilig | 0 Kommentare

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