Pressekodex, Ziffer 7 – Trennung von Werbung und Redaktion
29. April 2011 von Jaspis
Ziffer 7 des Pressekodex des Deutschen Presserats schreibt die Trennung von Werbung und Redaktion vor:[1]
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.
Klickt man heute auf die Startseite von sueddeutsche.de, dann findet man neben (oder besser: unter) den zahlreichen Berichten und Bildern zur königlichen Hochzeit, zu der sich das intellektuelle SZ-Onlinepublikum nun auch auf facebook ausk… äh, austauschen kann,
auch eine Einladung zu einem Test, mit dem man sich an Logik-Rätseln üben kann, die einen in einem Bewerbungsverfahren erwarten könnten:
Nachdem man sich daraufhin durch zehn eher belanglose Testfragen hindurchgeklickt hat, landet man hier:[2]
Das ist weder nur ein belangloses Spielchen, noch erhält man irgendwelche Informationen zum Thema, wie die Rubrik Home -> Karriere vermuten ließe.
Nein, das ist nichts anderes als eine ganzseitige, nicht als solche gekennzeichnete Werbung für ein Buch, bei der so getan wird, als handle es sich um einen redaktionellen Teil.
Nicht, dass es sich um das einzige Buch dieser Art handeln würde. Da gäbe es schon mehr:[3]
Aber vielleicht haben deren Herausgeber keinen so guten “Draht” zur SZ-Redaktion.
Aus den Richtlinien zu Ziffer 7 des Pressekodex:[4]
Richtlinie 7.2 - Schleichwerbung
Redaktionelle Veröffentlichungen, die auf Unternehmen, ihre Erzeugnisse, Leistungen oder Veranstaltungen hinweisen, dürfen nicht die Grenze zur Schleichwerbung überschreiten. Eine Überschreitung liegt insbesondere nahe, wenn die Veröffentlichung über ein begründetes öffentliches Interesse oder das Informationsinteresse der Leser hinausgeht oder von dritter Seite bezahlt bzw. durch geldwerte Vorteile belohnt wird.
Die Glaubwürdigkeit der Presse als Informationsquelle gebietet besondere Sorgfalt beim Umgang mit PR-Material. [Hervorhebung: Jaspis]
Wie lange wird es wohl her sein, dass sich die Süddeutsche Zeitung noch als Garant für die Glaubwürdigkeit der Presse als Informationsquelle gesehen hat?
Jaspis
[1] http://www.presserat.info/inhalt/der-pressekodex/pressekodex.html
[2] http://quiz.sueddeutsche.de/quiz/2081642351-brainteaser-im-einstellungstest
[3] http://www.buecher.de/go/search_search/quick_search/q/cXVlcnk9QnJhaW50ZWFzZXImcmVzdWx0cz0xMCZjb250ZW50VG9TZWFyY2g9cHJvZHVjdHM=/receiver_object/shop_search_quicksearch/
[4] http://www.presserat.info/inhalt/der-pressekodex/pressekodex/richtlinien-zu-ziffer-7.html