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„Die Yankees tragen Röcke, wir tragen Hosen, und unser Kommandant, der hat den dicksten Schw…“ [1]

17. April 2011 von moritatensaenger

Ein Satz, bei dem Peter Burghardt von der Süddeutschen wohl die Knie weich würden. Er hat etwas über, für Phantasien um lateinamerikanische Comandantes. Und gibt man ihm in der SZ wieder einmal ein wenig Raum, so umkreist er willig, mit Worten wedelnd, den Machismo der Protagonisten. Dem Moritatensaenger sind dazu immer noch und besonders seine Worte um den mittlerweile in der politischen Versenkung verschwundenen, ehemaligen Caudillo von Honduras in Erinnerung, wie sie dramatischer in keinem Landser-Heftchen zu Papier gebracht wären:



“Manuel Zelaya trug Cowboyhut und schwarze Weste zum weißen Hemd … angereist war [er] in einem weißen Jeep … der entmachtete Staatschef wartete auf nicaraguanischem Gebiet, dann bewegte er sich langsamen Schrittes Richtung Heimat … es öffnete sich ein Korridor zwischen Journalisten und Sympathisanten. Gegenüber auf der honduranischen Seite hatten sich Einheiten von Honduras’ Militär aufgebaut. Zelaya hob eine Absperrkette, die aufgespannt worden war, und betrat Honduras. Niemand hielt ihn auf” [2]




Zur Zeit ist es allerdings nicht der verhinderte Diktator Zelaya, der Burghardt in Schwärmereien versetzt, sondern die Invasion in der Schweinebucht. Genauer gesagt: deren Scheitern…



artikel



50 Jahre ist es am heutigen 17.April her, dass eine von den USA organisierte Invasion von geflohenen Kubanern - um die mit Flucht berechtigt einhergehenden Assoziationen zu unterbinden, in den Mainstream-Medien kurz “Exil-Kubaner” genannt - katastrophal scheiterte. Es wird also heute und in diesen Tagen nicht nur in Kuba gefeiert und die revolutionäre Faust gereckt, sondern auch bei der Süddeutschen. Im Gegensatz zu Kuba jubeln in München aber ausschließlich Freiwillige, denen als maximale Repression für eine Nichtteilnahme am Fest ein verlagsinterner Karriereknick droht. Yoani Sánchez, die mutige Bloggerin aus Kuba, schreibt zu dieser kubanisch-kommunistischen Hinterhofoperette [3] :



“Ich steige aufs Flachdach, um die Choreografie des kriegerischen Geschehens in all seinem Ausmaß zu überblicken. Die Dinge laufen schlecht, wenn der VI. Kongress der Kommunistischen Partei Kubas mit dieser Prozession der Bajonette beginnt. Wenn man wirklich ein Abbild der Reformen geben wollte, dann würde man nicht diese olivgrünen Uniformen am 16. April zur Schau stellen. Wie sehr wünschten wir uns, dass an diesem Tag ein Pilgerzug von Ergebnissen aufträte und nicht von Ängsten! Dass sich eine lange Reihe von erreichbaren Zielen zeigte und nicht die erdrückende Demonstration einer militärischen Macht, die wir nicht einmal haben! Stellen Sie sich vor: die Paseo-Straße und ihre Umgebung würde unsere projektierten Träume beherbergen und nicht Kalaschnikows aus kaltem Metall mit drohendem Abzug.
Das könnte das Defilee der Dinge sein, die wir ersehnen, ein Pilgerzug des Jubels, zu dessen Teilnahme niemand gezwungen werden muss. Kein Direktor würde seine Schüler dazu abordnen, unter der glühenden Sonne mit einem Gruß an der Tribüne vorbeizumarschieren. Die Arbeiter würden merken, dass ihr Fernbleiben keinen Eintrag in ihrer Personalakte nach sich ziehen würde. Eine wirkliche Volksparade würde nicht an einem Tag so viele Finanzmittel verschwenden, dass die Nation mehrere Monate braucht, um sie aufzuwenden. Sie würde eher spontan ausbrechen, sie würde die Menschen mit einem Lächeln auf die Straße bringen und uns nicht dieses Gefühl der Angst vermitteln, das diese synkopierten Schreie in uns heute hervorrufen.”




Das schicksalhafte Datum hätte auch für die Süddeutsche eine Gelegenheit bedeutet, über das zweifellos umstrittene Gebaren der damaligen US-Regierung hinaus, einen Blick auf die Wirklichkeit im Kuba der Jahre 1959 bis 1961 zu werfen. Man hätte erwähnen können, dass das kubanische Volk sich von der Vertreibung Batistas die Demokratie, und nicht den Sprung vom Regen in die Traufe erwartet hatte. Und ersteres hatte ihnen Fidel Castro auch versprochen. Noch 1957 hatte er in einem Interview den New York Times Journalisten Herbert Matthews verkünden lassen [4]:



“He [Castro; Anm. Moritatensaenger] has strong ideas of liberty, democracy, social justice, the need to restore the constitution, to hold elections.[...] ‘Above all,’ he said,’we are fighting for a democratic Cuba and an end to the dictatorship’.”




Matthews selbst, ein bis zu seiner Berichterstattung über Castro und Kuba angesehener Journalist, zeigte übrigens zum Zeitpunkt des Interviews bereits Burghardt’sche Sympthome. Seine Beschreibung der Begegnung mit Castro in obigem Interview trägt die selben unterwürfigen, hemmungslos idolisierenden Züge…



“…a few minutes later Fidel himself strode in. Taking him, as one would at first, by physique an personality, this was quite a man - a powerful six-footer, olive-skinned, full faced with a straggly beard. [...] The personality of the man is overpowering. It was easy to see that his man adored him an also to see why he has caught the imagination of the youth of Cuba all over the island. Here was an educated, dedicated fanatic, a man of ideals, of courage and of remarkable qualities of leadership.”



…wie wir sie auch bei Peter Burghardt finden, und bei dem nicht nur im Zusammenhang mit Zelaya. Aber zurück zu den frühen Jahren der kubanischen Revolution und dem, was die Süddeutsche wieder einmal ausgeklammert hat. Ungeachtet seiner Versprechen annullierte Castro im Juni 1959, knapp zwei Jahre vor der Schweinebucht, sein Versprechen freier Wahlen und hob - wiewohl er ihre Wiedereinsetzung versprochen hatte - die damals als fortschrittlichste Verfassung Lateinamerikas geltende Cuba Constitución Política de 1940 [5; Link1, Link 2] komplett auf. Das “Volk” stand also zu Zeiten der Invasion in der Schweinebucht, 1961, bei weitem nicht mehr geschlossen hinter den Revolutionären. Allerdings hatten die Revolutionäre mit ihren “strong ideas of liberty” [sic!!!] mittleweile schon jene für linken wie rechten Totalitarismus typischen Strukturen geschaffen, die eine politische Opposition im Volk rücksichtslos unterdrückte bis vernichtete. Der - bis heute - Darling aller Linken, Che Guevara, beispielsweise hatte sich bereits im Januar 1959 auf der Festung La Cabana [6] häuslich eingerichtet und dort die Hinrichtung von Regimegegnern - einschließlich ehemaliger, andersdenkender Weggefährten - fortgesetzt, die er 1957 eigenhändig begonnen hatte. Der in den USA lebende - 2008 verstorbene - Kubaner Armando M. Lago hat in einem Jahrzehnt akribischer Arbeit die Namen von 15.000 Opfern des Castro-Regimes zusammengetragen. Darunter auch die Namen jener Opfer, die Guevara persönlich ermordete, oder die er auf Befehl hinrichten ließ [7; Link 1, Link 2].



victims




Natürlich kein Wort darüber, den momentanen Anlass begleitend, in der Süddeutschen, und sowieso kein Wort darüber aus der Feder Peter Burghardts. Dabei würde das ein anderes Bild der Zustände im damaligen Kuba ermöglichen und eventuell auch einen anderen Blick auf die schwer verständliche damalige Politik der USA - einschließlich der Initiierung der Invasion in der Schweinebucht - erlauben. Aber es ist vermutlich genau das, was im Hause SZ unerwünscht ist. Wer glaubt, ein einzelner verantwortungsloser Reporter, eher den Hinterteilen linker Diktatoren denn journalistischer Moral zugewandt, wäre ein bedauerlicher Fauxpas, wie er in einem großen Medien-Unternehmen wie der Süddeutschen schon mal vorkommen kann, sieht sich unangenehm überrascht, wenn er sich jene Produkte aus dem Hause SZ zu Gemüte führt, die zwar mit Castro und Kuba aber gerade mal nicht mit Burghardt zusammenhängt. Der Moritatensänger hat das im Juli 2010 bereits einmal dokumentiert, als die SZ in Lobeshymnen ausbrach, weil Kuba einige politische Häftlinge “frei” ließ [8]. Aber auch wer “Castro” als Suchbegriff bei süddeutsche.de eingibt, der erlebt sein rotes Wunder. Dort finden sich Headline-Pretiosen von…



- Fidel Castro leidet an schwerer Darmentzündung
- Fidel Castro wirkt gesundet auf neuem Foto
- Fidel Castro erklärt die Welt in Adidas
- Castro wieder fidel
- Stilkritik: Fidel Castro Comandante in Ballonseide
- Radio-Ansprache Castro wendet sich an Kubaner
- Fidel beim Wettangeln
- Geheimnis Castro
- Castro wird 80: “Revolutionäre gehen nie in Pension”
- Chavez besucht kranken Castro
- Kubas kranker Staatschef Castro angeblich selbst Schuld an desolatem Zustand
- Fidel Castros Erklärung im Wortlaut “Ich werde als Soldat der Ideen weiterkämpfen”




…bis zu…




- Originalton Fidel - die besten Castro-Zitate



Ein Gedenken an tausende Ermordete, Opfer des kubanischen Kommunismus, Opfer der Täterclique um Fidel Castro? Fehlanzeige. Ein Hinweis auf unzählige, gestern wie heute unter schweren Repressionen leidende politisch Andersdenkende? Never. Noch nicht mal ein klarer Blick auf die realen Lebensumstände der Bevölkerung Kubas, egal ob nun besonders regierungstreu oder eher nicht. Nein, man entblödet sich sogar, den peinlichen Artikel Burghardts mit dem Bild eines lamettabehängten revolutionären Kämpfers der ersten Stunde zu dekorieren, ohne dass es den zuständigen Redakteuren in den Blick und zu Bewusstsein kommt, in welchem erbärmlichen Dreckloch (bei der Süddeutschen “Wohnung” genannt) dieser sicher verdiente und privilegierte “Revolutionär” heute hausen darf…



veteran




Da denkt man doch spontan:



     ¡Viva la revolución! ¡Viva el lameculos! ¡Viva la Sueddeutsche!



Mit tönendem Gruß



Ihr Moritatensaenger



[1] http://www.desdecuba.com/generationy_de/?p=2924

[2] http://www.suedwatch.de/blog/?p=1426

[3] http://www.desdecuba.com/generationy_de/?p=2910

[4] http://www.nytimes.com/packages/html/books/matthews/matthews022457.pdf

[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Kubanische_Verfassung_von_1940

sowie in der englischen Übersetzung : http://paxety.com/Site/1940Constitution.html



[6] http://en.wikipedia.org/wiki/La_Caba%C3%B1a

[7] http://www.cubaarchive.org/downloads/CA08.pdf

…und wen es interessiert, hier eine Liste der im Laufe der Jahre in Kuba ermordeten US-Bürger:

http://www.shootdownvictims.org/documents/selectedUScitizens.pdf



[8] http://www.suedwatch.de/blog/?p=3475







Geschrieben in Demokratieversztändnis, Es stand -nicht- in der SZ, Halbwahrheiten | Kommentar

1 Reaktion zu “„Die Yankees tragen Röcke, wir tragen Hosen, und unser Kommandant, der hat den dicksten Schw…“ [1]”

  1. am 19 Apr 2011 um 23:211jemand

    Sehr schön

    Mit wachsendem Dank lese ich die Berichte von Ihnen.
    Wo wir doch wissen, das es die anderen Medien (vor allem Printmedien,bei denen viele Leser meinen extra viel Ahnung oder Wissen zu erlangen)es auch nicht besser machen.

    Sehr gut ist der Blog der Kubanerin Yoani Sánchez,wenn das ja mal alle Sympatisanten des Systems in Kuba lesen würden oder könnten.
    Auch mich stört das viel zu selten auf all die Toten hingewiesen wird und wurde die Guevara und Castro zu Verantworten haben.

    Dazu muss ich aber sagen: auch ich liebte den Frieden in der Kindhei, den einem ein sozialistisches System gibt,von wegen Freiheit,damals waren wir freier als jetzt,aber vor allem gab es mehr GLEICHHEIT.
    Natürlich weiß ich das dass leider ,auch, auf Propaganda und Lüge aufgebaut war und in anderen Gegenden ist.

    Sehr schön auch das Bild .
    Ich finde es zeigt noch immer den Zustand der ganzen Welt.

    So moritatensaenger ich kann gut verstehen das du immer wieder auf den Burghardt los gehst ,nur weil ich was von dem gelesen hab und mich übel aufgeregt hab, bin ich überhaubt erst auf dich gekommen,(Google),aber aufpassen wenn du den Zelaya zum Diktator machst,wenn auch nur (verhinderte Diktator Zelaya)dann
    kommst du sehr nah drann an die Schreibweisen der vielen Burghards.
    Er war nie Diktator ,Honduras hat das nicht zugelassen,das weiß ich ,auch, von dir.

    Ganz zu schweigen von all dem wo Chavez vorkommt ,da verlierst du auch kein Wort darüber wie es dazu kam,aber das fürt jetzt zu weit .

    zum Glück gibt es Menschen wie dich

    da steckt mehr Wahrheit drinn als in allen öffentlichen Medien(also der ganze Mist der uns jeden Tag um die Ohren gehauen wird)

    so denn

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