Falschmeldungen und “unangenehme Wahrheiten”
21. April 2009 von Jaspis
Es kommt vor, dass Tageszeitungen Enten verfassen, es kommt vor, dass gedruckte Lexika Falschinformationen enthalten und es kommt vor, dass eine Internet-Enzyklopädie wie wikipedia mit einer Falschinformation gespeist wird. Eine solche war zu lesen auf der englischen Seite von wikipedia. Dort wurde der Verleger Axel Springer kurzerhand zu Kurt Waldheim:
Über den deutschen Verleger wusste die englischsprachige Wikipedia-Seite bis zu diesem Montag zu berichten, dass er eine “geheime Nazi-Vergangenheit als Kurt Waldheim hatte und in Wahrheit zur Nazi-Bewegung gehörte (Völkischer Beobachter), die nie vom US-Kongress unterstützt wurde”. Es folgten weitere irre Zeilen, in denen die “Stauffenbergs”, die “Weiße Rose” und die “Königin Elizabeth” vorkamen. [1]
Auf die Reklamation des Verlages wurde die Seite noch am selben Tag geändert.
Die Sprecherin des Springer-Verlags, Edda Fels, sagte der SZ: Der Nazi-Hinweis sei “absurd”, der Waldheim-Bezug “infam”. Die deutschen Einträge der Online-Enzyklopädie überprüfe der Springer Verlag regelmäßig, bei den fremdsprachigen sei das allerdings schwieriger.
Darüber berichtet die SZ und hat auch, wie so üblich, ein Kästchen in den Text gestellt, in dem “Mehr zum Thema” zu finden ist, also wohl gleich gelagerte Fälle mit ähnlichen Falschmeldungen. Als drittes Fundstück ist in dem Kästchen allerdings “Linkspartei im Internet - Die Wikipedia-Falle” aufgeführt.
Ein interessanter link, zumal man bei einem Klick auf einem Artikel landet, der unterschrieben ist mit
[2]
Wahrheiten wie etwa die Tätigkeit als IM, der Vorwurf des Antisemitismus oder der Mitbegründung des Kommunistischen Bundes. Unangenehm wohl schon, durchaus, aber dennoch wahr.
Was genau aber will uns die SZ mit dieser Zusammenstellung unter “Mehr zum Thema” sagen? Dass es nichts als eine “unangenehme Wahrheit” ist, wenn Axel Springer eine “geheime Nazi-Vergangenheit als Kurt Waldheim hatte und in Wahrheit zur Nazi-Bewegung gehörte”? Oder dass die Meldungen über frühere IMs der DDR, der Vorwurf des Antisemitismus oder der Mitbegründung des Kommunistischen Bundes genauso falsch sind?
Jaspis
[1] http://www.sueddeutsche.de/computer/114/465701/text/
[2] http://www.sueddeutsche.de/computer/859/339705/text/
1 Reaktion zu “Falschmeldungen und “unangenehme Wahrheiten””
Ich will ja nicht unhöflich sein, aber : HÄ???
Ich glaube hier ist nicht so sehr die Frage, was uns die SZ sagen will, sondern was uns diese Blogeintrag sagen will.
In einem Artikel geht es darum, dass in der Wikipedia etwas Falsches stand, im anderen, dass im Internet hin und wieder auch die Wahrheit steht. Und? Das steht doch da.
Aber hey, wenn hier weiter so krasse Fehlleistungen enthüllt werden, wie eine harmlose Verlinkung, die einer von 10 Menschen möglicherweise als leicht unglücklich einschätzen würde, dann lohnt sich das ja direkt, so ein Blog…
Und bei den anderen Beiträgen dieses seltsamen Aufpasserblogs ist das kaum anders. Einen Watchblog hauptsächlich mit Beiträgen zu füllen, die einen Meinungsbeitrag aus einer Zeitung kritisieren, ist nicht wirklich besonders gut. Ich habe jedenfalls im Bildblog noch kaum/nie einen Beitrag zu einer Meinung gelesen. Das ist nämlich ziemlich hilflos. Da geht es um nachprüfbare Fakten, Fehlleistungen usw.
Und in diesem Bereich kann die SZ ja scheinbar nicht so viel verkehrt machen, wenn man diesen Blog hier als Grundlage nimmt. Oder ist es vielleicht doch so: Macht ihr einfach viel verkehrt? Macht ihr einfach alles verkehrt, was man bei einem Watchblog verkehrt machen kann? Sieht fast so aus. Nicht ein einziger Eintrag ist mir bisher positiv aufgefallen. Einige sind sogar fast eklig. Mit “Politically Incorrect” habt ihr aber hoffentlich nichts zu tun, oder?