Für zukünftige Journalisten: Die Augsburger Allgemeine und das Käseblatt aus München im Stilvergleich
22. Januar 2011 von Wolpertinger
Wir waren neugierig, wie die einstige Lokalzeitung von Walter Mixa (SZ: Ex-Bischof Mixa) die Nachricht seines erneuten Auftretens in der Öffentlichkeit ihren Lesern übermitteln - und wie dies die überregionale Zeitung aus der „Weltstadt mit Herz“ deutschlandweit hinausposaunen würde. Hier das Ergebnis: Urteilen Sie selbst, weshalb wir der SZ nach unserem Verbrauchertest das Prädikat „Premium-Schmierkäseblatt „verliehen haben und sie bei der Preisverleihung mit einem Riesen-Fass rabenschwarzer Tinte bedenken werden: damit ihr der „Saft“ nicht ausgehe beim Führen des Tagebuchs weiterer Enthüllungen ihres investigativen Journalismus. Letzterer erhält das Qualitätssiegel der yellow press am goldenen Band „Repetitio delectat“ („Wiederholung erfreut“), das ab sofort jeder Ausgabe der Süddeutschen Zeitung aufgestempelt werden darf.
· Die Augsburger Allgemeine bedient sich der Meldung von Dpa: [1]
· SZ-Eigenbräu [2]
· Die Augsburger Allgemeine führt ein:
Seit dem Rücktritt von Walter Mixa im vergangenen Frühjahr war es ruhig um den umstrittenen Ex-Bischof von Augsburg geworden. Nun will sich der 69-Jährige mit einer Vortragsreise über Jesus und einem Buch in der Öffentlichkeit zurückmelden.
· Die SZ stimmt ein:
Der Augsburger Ex-Bischof Walter Mixa plant eine bizarre Tournee: Er will mit einem ehemaligen Bodyguard Vorträge halten.
· Die Augsburger Allgemeine blickt zurück:
Mixa war vor allem wegen Vorwürfen, er habe in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen Heimkinder geschlagen, immer mehr unter Druck geraten und hatte sein Amt schließlich abgegeben
· Die SZ blickt zurück im heiligen Zorn auf die von ihr erst aufgebauschte und dann weidlich ausgeschlachtete Affäre
Vor neun Monaten musste Mixa wegen einer Prügel- und Lügenaffäre zurücktreten (…)
· Die Augsburger Allgemeine zitiert Michael Stahl (den „bodyguard“ der SZ) als „streng gläubigen Protestanten“ und Besitzer einer Sportschule :
Mir ist es egal, welche Vergangenheit jemand hat. Ich besuche häufig Gefängnisinsassen - da frage ich auch nicht», erklärt Stahl.(…) Er fühle vielmehr eine tiefe religiöse Verbundenheit.
· Die SZ ergeht sich in sinistren Mutmaßungen
Dem Vernehmen nach sieht das Bistum Mixas Zusammenarbeit mit Michael Stahl sehr kritisch, da der Geschäftsmann aus dem baden-württembergischen Bopfingen eng mit dem sogenannten Missionswerk Karlsruhe zusammen arbeitet.(…) Hinter dem Missionswerk* steckt eine Familie**, die seit mehreren Generationen im Namen des Herrn tätig*** ist.(…) Nicht minder geschäftstüchtig ist Michael Stahl.(…) Oder lässt er (Mixa) sich in seinem ungebremsten Drang in die Öffentlichkeit vor den Karren von Menschen spannen, die mit ihm Geld verdienen wollen? (Alle Hervorhebungen von Wolpertinger)
* das Missionswerk verfügt laut SZ über einen „pompösen Bau“, die Christus-Kathedrale – schon verdächtig!
** eine äußerst verdächtige namenlose Familie „steckt“ da im Verborgenen, dem Zugriff der SZ entzogen? - etwa eine religiöse cosa nostra, der sich der Ex-Bischof jetzt zuwendet?
*** „im Namen des Herrn tätig“ – man bemerke die feine, herablassende Ironie
· Die Augsburger Allgemeine zitiert abschließend Pfarrer Woppmann, der den Kontakt von Mixa und Stahl vermittelt hat:
Auch der Fünfstettener Pfarrer Wolfgang Woppmann unterstützt Mixa und sein Projekt. «Ich bin begeistert von der ökumenischen Initiative und unterstütze sie in geistlicher Weise», sagt er. In dem Buch mit dem Titel «Nie allein - und ob wir schon wanderten im finsteren Tal» will auch er einen Artikel schreiben. Woppmann sieht anders als Zdarsa in der Rückkehr Mixas in die Öffentlichkeit kein Problem. «Er ist so frei, wie jeder Ruhestandsgeistlicher auch frei ist - frei zu reisen, frei Messen zu feiern», betont er. dpa/lsw
· Die SZ zitiert abschließend Helmut Mangold, den Vorsitzenden des Diözesanrates
Helmut Mangold (…) nahm Mixas neue Pläne fassungslos zur Kenntnis: “Ich bin schockiert, Bischof Mixa sollte sich unbedingt zurückhalten.”
Nun ja, damit hat ja die SZ den gewünschten Schlusspunkt. Und was unser Premium-Schmierkäseblatt selber in der Eilmeldung (noch) nicht unterbringt, überlässt die SZ ihren bewährten Foristen, die in diesem Fall von dem die Netiquette sonst so gewissenhaft überwachenden hauseigenen Zensurbüro ( der „Moderation“) natürlich unbehelligt bleiben, sondern die den bereits formulierten Insinuationen der SZ ein pikantes Sahnehäubchen aufsetzen dürfen:
Allerdings gibt’s auch wohlgemeinte Ratschläge an die SZ…
… und eine Vorausschau auf die Tagesziele der mitreisenden SZ-Spürhunde
Aber, verehrtes, preisgekröntes Premium-Schmierkäseblatt, wie hieß es schon in der Antike, unseres Wissens bei Plutarch? „Audacter calumniare, semper aliquid haeret.“ – „Verleumde nur dreist, etwas bleibt immer hängen. Bei Befolgung dieses Ratschlags brauchen Sie sich um weitere Folgen ihrer Mixa-Aufklärungs-Serie nicht zu sorgen. Und auch nicht um weitere Auszeichnungen als Premium-Schmierkäseblatt.
Der Wolpertinger wird sich für Sie verwenden. Versprochen!
[1] http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Bayern/Artikel,-Walter-Mixa-_arid,2349325_regid,2_puid,2_pageid,4289.html
[2] http://www.sueddeutsche.de/bayern/ex-bischof-plant-lesereise-mixas-umstrittene-mission-1.1049541
2 Reaktionen zu “Für zukünftige Journalisten: Die Augsburger Allgemeine und das Käseblatt aus München im Stilvergleich”
naja, Mixa ist ja jetzt nicht direkt ein, sagen wir, Menschenfreund oder ein angenehmer Zeitgenosse.
Aber - das fehlt als Hinweis in Ihrem sonst sehr gelungenen Beitrag - das ganze war eine Ente.
http://www.donaukurier.de/nachrichten/bayern/Mixa-geht-nicht-auf-Tournee;art155371,2373190
“Aber - das fehlt als Hinweis in Ihrem sonst sehr gelungenen Beitrag - das ganze war eine Ente.”
Lieber Lastknightnik,
dazu gibt es einen eigenen Artikel:
Ein “Service” Ihrer sueddeutsche.de

http://www.suedwatch.de/blog/?p=4839
Viele Grüße
Jaspis