Wiesn is in München. Die Süddeutsche Zeitung ist in München. Kein Tag also ohne boulevardpressegerechte Artikelchen, am liebsten zur Mode.
Aber wer schon gedacht hätte, nach den “Modesünden” in “Schlimmer geht’s immer!” könnte nichts wirklich Schlimmes mehr passieren, der hat das Süddeutsche Magazin von gestern noch nicht gesehen.
Die in Wuppertal üblicherweise ausgeschenkte Menge Bier ist 0,2 l, die auf der Wiesn 1,0 l, die fünffache Menge also. Was passiert, wenn man eine gebürtige Wuppertalerin auf die Wiesn schickt, kann man bei Chris Tomas nachlesen. Auch sie, seit “seit drei Jahren in München wohnhaft, seither jedes Jahr auf der Wiesn”, meinte nun einen besonders originellen Artikel zum Thema Dirndl abgeben zu müssen.[1] Darin beschreibt sie mit mal mehr, mal weniger sinnvollen Ausführungen, wie das Dirndl die Wiesn “erobert” hat.
Ein netter, harmloser Artikel mit einem schönen Satz darin:
Dirndl machen die Welt aber nicht nur schöner, sondern auch friedlicher: Seit auf dem Wasen Tracht getragen wird, muss die Polizei seltener ausrücken. Die Tracht mache die Leute gesitteter, weniger aggressiv - erklärt der Veranstalter.
Wie schade, dass Frau Tomas das zerstören musste mit ihrem naiv-wichtigtuerischen Titel, der den Artikel wohl aus der Belanglosigkeit herausziehen sollte, der aber noch nicht einmal als schlechter Scherz durchgeht. Der ist einfach nur völlig missraten.
Hier also das Dirndl, das Kleidungsstück, das dem weiblichen Körper schmeichelt und seine Reize betont wie kein anderes, das, wenn man so will, Lebensfreude verkörpert - und da die Burka. Stoffgefängnis für Frauen, das den weiblichen Körper zur Unkenntlichkeit verhüllt - und alles andere ist als eine Tracht.
Liebe Frau Tomas, wenn die Wirkung des Wiesn-Bieres wieder nachgelassen hat, dann schauen Sie sich doch einfach einmal die Bilder an, die Ihnen Google auf das Stichwort “Dirndl” liefert…
…und dann die zu “Burka”.
Vielleicht fällt Ihnen ja irgendetwas auf.
Immerhin: Diese Gleichsetzung hat die gleiche Wirkung wie zu viel Wiesn-Bier, nur ist sie billiger, im doppeldeutigen Sinne: Schlecht wird einem von beidem.
Prost!
Jaspis
[1] http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/34719