Grenzzwischenfall Teil II
5. August 2010 von moritatensaenger
Hat sich der Moritatensaenger in Teil I dieser Episode noch folgende Frage gestellt…
“Als er [der Moritatensaenger] nämlich die unsäglich blöde Überschrift des zweiten eSZ-Artikels zum Thema sah…
…fragte er sich, welchen BILD- und SUPERillu-Hirnen man wohl bei Sueddeutsche.de die Gestaltung solcher Headlines überlässt.”
…scheint diese jetzt beantwortet: Thomas Avenarius, laut Kress Mediendienst [1] noch immer Nahost-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung (andere Quellen sprechen allerdings von ehemalig), meldet sich in Windeseile schon am Ende des zweiten Tages nach dem Grenzkonflikt mit einem Kommentar zu Wort [2], in dem er genau diese adoleszent-dümmliche Formulierung verwendet:
“Vier Tote im Streit um einen Baum [...] Ein einsamer Baum … löst einen handfesten Krieg aus”
Trotzdem stellt dieser Griff ins K** noch den intelligentesten Teil seiner Wortmeldung dar. Richtig schäbig wird er erst, wenn er jene tödliche Aggression der Libanesen zu relativieren und zu entschuldigen versucht, die der Sprecher des US-Außenminsteriums, Philip Crowley [3], gerade als “wholly unjustified and unwarranted” [4], also völlig ungerechtfertigt und unberechtigt bezeichnet hat. Um die Lebanon Armed Forces (LAF) trotz erdrückender Beweise zu entschuldigen behauptet Avenarius:
“Ein einsamer Baum auf einem schlecht markierten Grenzstreifen löst einen handfesten Krieg aus” (Zitat Avenarius)
und
“Dazu widersprüchliche Angaben über den Verlauf der Grenze und den Standort des hölzernen Gewächses, Beschuldigungen, Drohreden, Gefuchtel mit geladenen Waffen. Viel fehlt nicht mehr, und die Historiker können einen neuen israelisch-libanesischen Krieg im Geschichtsbuch vermerken.” (Zitat Avenarius; Hervorhebungen rot: Moritatensaenger)
Die Behauptungen sind infam, denn selbstverständlich kann jedermann sich nicht nur auf Google detailiert über den Grenzverlauf informieren, wie der Moritatensaenger im vorherigen Artikel bewiesen hat, sondern militärische Einheiten können hochpräzise militärtopographische Karten in Maßsstäben von 1:25.000, 1:10.000 oder gar 1:5.000 zur Orientierung heranziehen. Aber als wäre das nicht genug, finden sich bei Avenarius die Israelis, deren Unschuld mittlerweile selbst auf Al Jazeera dokumentiert…
“‘We had been informed by the Israeli authorities of their intention to do this operation, and immediately as procedure we informed the Lebanese side,’ le Roy said.
Unifil asked Israel to delay cutting down the trees in order to ‘facilitate an agreement between the two parties,’ le Roy said. The Israeli army delayed the operation by several hours, but le Roy said the UN would have liked a longer delay.
The Israeli army returned to the area on Wednesday to finish cutting down the trees, which it claimed could provide cover for fighters.” [5] (Alain Le Roy ist Under-Secretary-General for Peacekeeping Operations bei den Vereinten Nationen)
…und von der UNO…
“Die Vereinten Nationen bestätigten jetzt die israelische Darstellung des Zwischenfalls in einem zentralen Punkt: Die israelischen Soldaten hätten sich auf israelischem Staatsgebiet befunden, als der Schusswechsel an der Grenze ausgebrochen sei, erklärte die Libanon-Schutztruppe. Der umstrittene Baum habe sich südlich der “blauen Linie” befunden, also auf israelischer Seite, so UNIFIL-Sprecher Andrea Tenenti. In Jerusalem hieß es daraufhin, die UN-Ermittlungen bestätigten, dass Israel ohne vorherige Provokation grundlos angegriffen worden sei.[6]“
…und den USA bestätigt wird, unvermittelt und mit nonchalanter Geste wieder mit den Aggressoren in einen Topf geworfen:
“Ob das Scharmützel um den von den Israelis zur Fällung vorgesehenen Baum und seinen libanesischen Verteidigern Missverständnis war oder Provokation” (Zitat Avenarius)
Interessant: Die Süddeutsche, repräsentiert durch Avenarius und sonst blitzschnell und ziemlich kategorisch mit Schuldzuweisungen an die Israelis, geht großzügig über die Frage weg, WER Schuld trägt und WORAN. Vermutlich beide so ein bissl, hm?
Nun, wir werden sehen wie sich die Berichterstattung zum Thema in der Süddeutschen weiterentwickelt. Mit Sicherheit erfolgt schon morgen eine umfassende Entschuldigung für die tendenziöse und falsche Berichterstattung und die nächsten Tage werden dafür die elektronischen wie papiernen Seiten des Blattes voll sein mit geharnischter Kritik am Libanon und seiner politischen Führung. Oder?
Mit tönendem Gruß
Ihr Moritatensaenger
[1] http://kress.de/kresskoepfe/kopf/profil/375-tomas-avenarius.html
[2] http://www.sueddeutsche.de/politik/israel-und-libanon-gefaehrlich-nah-am-krieg-1.984247
[3] http://www.state.gov/r/pa/ei/biog/123741.htm
[4] http://www.rnw.nl/africa/bulletin/israel-uproot-trees-centre-lebanon-clashes-un
[5] http://english.aljazeera.net/news/middleeast/2010/08/20108415406224759.html