Lieber Moritatensaenger,
27. Juli 2010 von Jaspis
Lieber Moritatensaenger,
die fehlende Stringenz des Christian Rost in seiner Berichterstattung ist nicht weiter verwunderlich. Er versucht es nur dem großen Heribert Prantl nachzueifern, der erst am Wochenende verdeutlicht hat, dass Stringenz nicht mehr zwingend zur Grundausstattung der SZ-Berichterstattung gehört. Wichtig sind viel mehr eine blumige Schreibweise und gute Schlagzeilen. (Und natürlich der “richtige” “Gegner”, gegen den sich anzuschreiben lohnt.)
Noch im Februar, als es darum ging, Steuerhinterzieher mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, hier mit den zugespielten Steuer-CDs, dingfest zu machen und dabei auch der bösen Schweiz eins mitzugeben, da stand für Heribert Prantl noch felsenfest:[1]
Einem Ankauf und einer Verwertung der Daten im Strafverfahren stehen entscheidende rechtliche Bedenken nicht entgegen.
Jetzt, im Juli, sieht das schon wieder ganz anders aus. Denn jetzt gilt: [2]
Menschenrechtswidrig ist der Ankauf nicht; rechtmäßig ist er aber auch nicht.
Wie ein Dr. jur. ernsthaft etwas als “nicht rechtmäßig” bezeichnen kann, dem aber gleichzeitig “entscheidende rechtliche Bedenken nicht entgegen” stehen, versteht vermutlich nur er selbst. Wenn überhaupt. Eine Erklärung für den plötzlichen Sinneswandel ist daher auch hier nicht zu erwarten.
Du siehst, lieber Kollege, hier gilt: Nur staunen. Nicht wundern.
Mit herzlichem Gruß
Jaspis
[1] http://www.sueddeutsche.de/politik/schweiz-deutsche-steuerhinterzieher-der-staat-ist-hier-kein-hehler-1.69143
[2] http://www.sueddeutsche.de/geld/steuerhinterzieher-cds-die-dunkle-seite-des-mondes-1.979075