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Kein Witz

28. Dezember 2009 von Jaspis

Eine weitere Meldung, die es nicht bis in die deutschen Nachrichtenagenturen - und damit, trotz ihres rührigen Auslandskorrespondenten [1][2][3][4] auch nicht bis zur SZ - geschafft hat, ist eine Nachricht der Londoner Times.

times

Darin wird unter Berufung auf die Bestätigung westlicher Geheimdienste von authentischen Geheimdokumenten aus Iran berichtet, nach denen Iran an Tests für eine Schlüsselkomponente für Atombomben arbeitet. Die Dokumente berichten von einem Vierjahresplan, Neutronensprengkapseln zu testen, also dem Teil einer Atombombe, der die Zündung auslöst. Deren zivile Anwendung, die das iranische Regime stets beteuert, ist Experten zufolge ausgeschlossen.

“Although Iran might claim that this work is for civil purposes, there is no civil application,” said David Albright, a physicist and president of the Institute for Science and International Security in Washington, which has analysed hundreds of pages of documents related to the Iranian programme. “This is a very strong indicator of weapons work.”

Die Dokumente stammen aus dem Jahr 2007, also vier Jahre, nachdem Iran offiziell sein Atomwaffenprogramm eingestellt hat. [5]

Dass diese Meldung nicht nur keinen Aufschrei ausgelöst, sondern noch nicht einmal Erwähnung gefunden hat, erstaunt doch sehr, geht es doch auch um die Frage, wie darauf zu reagieren sein wird:

Publication of the nuclear documents will increase pressure for tougher UN sanctions against Iran, which are due to be discussed this week. But the latest leaks in a long series of allegations against Iran will also be seized on by hawks in Israel and the US, who support a pre-emptive strike against Iranian nuclear facilities before the country can build its first warhead.

Mark Fitzpatrick, senior fellow for non-proliferation at the International Institute for Strategic Studies in London, said: “The most shattering conclusion is that, if this was an effort that began in 2007, it could be a casus belli. If Iran is working on weapons, it means there is no diplomatic solution.”

Noch mehr erstaunt aber (nein, mittlerweile leider nicht mehr), dass trotz des fehlenden Berichts über die Ausgangsmeldung dennoch Ahmadinedschads Dementi Eingang in die heiligen Hallen der SZ gefunden hat. Erst als Ahmadinedschad die Berichte zurück wies und meinte

Dies seien fingierte Papiere, die von der US-Regierung verfälscht und in die Welt gesetzt worden seien

was anscheinend viel besser in das Raster der SZ passt und auch, Ahmadinedschads Äußerung genügt der SZ schließlich, ohne jegliche Erläuterung bleiben kann, wird der Bericht der London Times zumindest beiläufig erwähnt. Aber leider offensichtlich allein zu dem Zweck, Ahmadinedschad eine weitere Plattform für sein Imponiergehabe in Richtung Westen zu geben.

Einen Tag nach erneuten Massenprotesten gegen die Regierung von Mahmud Ahmadinedschad hat Irans Präsident die westliche Welt attackiert. “Der Westen sollte wissen, dass die iranische Regierung heute zehnmal stärker ist als vor einem Jahr”, sagte Ahmadinedschad in der südiranischen Stadt Schiraz. [6]

schlechter-witz

”Ein schlechter Witz” soll das sein, meint die Überschrift über diesen Artikel und bezieht Ahmadinedschads Zitat damit auf den gesamten Bericht. Das böte zumindest die Möglichkeit, Ahmadinedschad als einen Spaßvogel mit einem reichlich eigenartigen Humor hinzustellen. Einen, der eben mal wieder “wettert”. Einen, den man jedenfalls nicht allzu ernst nehmen muss. Doch gerade im Zusammenhang mit der erst kürzlich aufgedeckten Lieferung von 35 Tonnen Rüstungsmaterial aus Nordkorea mit Ziel Teheran, bei denen lediglich unklar war, ob diese für Iran selbst oder zur Weiterleitung an libanesische, palästinensische oder irakische Verbündete gedacht waren [7], sollte selbst dem letzten Spaßvogel das Lachen vergangen sein.

Über diese Waffenlieferung berichtete die SZ im übrigen ebensowenig wie über Ahmadinedschads Schulterschluss mit der Hamas anlässlich deren Zweiundzwanzigjahrfeier, bei der sie unmissverständlich deutlich machte, was sie etwa von einer Zweistaatenlösung hält: Nämlich nichts, weil schon das Existenzrecht Israels aberkannt wird [8] , was Ahmadinedschad offenbar nur unterschreiben kann. Er sicherte der Hamas seine volle Unterstützung zu:

“The Iranian government and the Iranian people will always stand by the Palestinians and the Palestinian resistance.” [9]

ahmadinejad-mashaal[10]

Nein, liebe SZ, das ist leider überhaupt kein Witz mehr, noch nicht einmal mehr ein schlechter.





Jaspis





[1] http://www.suedwatch.de/blog/?p=2006
[2] http://www.suedwatch.de/blog/?p=2023
[3] http://www.suedwatch.de/blog/?p=2084
[4] http://www.suedwatch.de/blog/?p=2172
[5] http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/middle_east/article6955351.ece
[6] http://www.sueddeutsche.de/politik/105/498399/text/
[7] http://online.wsj.com/article/SB126134401523799287.html
[8] http://www.suedwatch.de/blog/?p=2252
[9] http://www.haaretz.co.il/hasen/spages/1134976.html
[10] http://www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1260447429908&pagename=JPArticle%2FShowFull

Geschrieben in Es stand -nicht- in der SZ, Halbwahrheiten, Iran, Israel/Nahost, SZ-Kritik Allgemein | 0 Kommentare

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Übersetzung von Fabian Künzel