Es war einmal …
23. Oktober 2009 von Jaspis
Es war einmal eine große Volkspartei. Die hatte ihren Platz im politischen Spektrum, lange, lange Jahre lang. Dann aber sah sie, dass sich die Gesellschaft entwickelte und so beschloss die Partei - oder vielmehr vor allem ihr Vorsitzender, mit großer Zustimmung vieler, wenn auch nicht aller Parteimitglieder, die Partei müsse als Volkspartei eine Partei der Mitte sein.
Der Unmut derer, die dem nicht zugestimmt hatten, wuchs. Es war ein Unmut über den Parteivorsitzenden, über seinen Führungsstil, aber vor allem war es Unmut über den politischen Kurs, den die Partei nun eingeschlagen hatte. Der Unmut wuchs und wuchs und eines Tages entschlossen sich einige dieser Zweifler, darunter, als einer der Köpfe ein früher gut, später überhaupt nicht mehr Befreundeter des Parteivorsitzenden, aus dieser Partei auszutreten und eine neue, ihre eigene Partei zu gründen. Eine, die nicht mehr so nah an der politischen Mitte, sondern am Rand des politischen Spektrum angesiedelt war.
Der Verfassungsschutz fand diese Partei bedenklich und beobachtete sie wegen extremistischer Bestrebungen. Der politische Gegner schrie auf: “Seht, das sind Eure Leute! Fleisch aus Eurem Fleisch!” Und in der Tat gab es durchaus Stimmen, die meinten, man solle doch mit dieser neuen Partei gemeinsame Sache machen, insbesondere als diese schon mal bei einer Wahl deutlich Wählerstimmen abgezogen hatte. Nein! Rief da der politische Gegner, zu Recht, mit einer Partei, die der Verfassungsschutz beobachtet und in der sich auch mögliche Mitläufer einer früheren deutschen Diktatur befänden, mit Extremisten, könne man doch keine Bündnisse eingehen. Man dürfe die Demokratie nicht dem Machthunger zum Fraß vorwerfen.
Es kam zum Happy End: Die Vernunft siegte, die große Volkspartei distanzierte sich von der neuen Partei. Die alte Partei etablierte sich aufs Neue und ging gestärkt hervor. Sie zeigte ein stabiles Profil mit einer ebenso stabilen Führungsriege und konnte sich so noch lange Zeit das Vertrauen ihrer Wähler erhalten.
Ein Märchen? Nein. Die Geschichte von SPD und Linkspartei mit Wunsch-Happy-End? Schon möglich. Nein, es handelt sich um eine wahre Geschichte. Es handelt sich um die Geschichte der CSU und der Republikaner.
Was hätte wohl, sagen wir, Thorsten Denkler, seinerzeit zu dem Vorschlag gesagt, die CSU solle ein Bündnis mit den Republikanern eingehen, um diese “in der Regierungsverantwortung zu entzaubern”.
Was hätte er wohl gesagt, wenn jemand gefordert hätte
“Dabei muss die CSU die Republikaner einbinden, wenn sie nicht untergehen will.”
“Wenigstens dort muss die CSU es schaffen, den zugegebenermaßen schwierigen Weg mit den Republikanern einzuschlagen. Sie braucht Referenzprojekte, mit denen dem Wähler bis zur nächsten Bundestagswahl bewiesen werden kann: Seht her, Regierungen, in denen CSU und Republikaner gemeinsam Verantwortung tragen, sind stabil und verlässlich.”
“Wenn es jetzt nicht zu solchen Bündnissen kommt, dann könnte für lange Zeit die Chance verspielt sein, über die Länder ein Rechtsbündnis im Bund vorzubereiten.”
Ich nehme an, er hätte an dessen Verstand gezweifelt. Zumindest aber an dessen Sinn für Demokratie.
Und dennoch fordert er gerade das in Bezug auf die SPD und die Linkspartei. [1]
Es ist seine Meinung und sie steht ihm zu. Jedoch ist es nur die Meinung eines Journalisten und vielleicht seiner Kollegen, wenn er der Ansicht ist, die Zukunft der SPD liege bei der Linkspartei. Sieht man seit der Bundestagswahl im September auf die SZ, dann bekommt man den Eindruck, es handle sich um ein unausweichliches Schicksal. Es spricht nicht für die Führungsriege der SPD, wenn sie das auch noch glaubt.
Zumindest damit hat er Recht.
Jaspis
[1] http://www.sueddeutsche.de/politik/218/489603/text/
2 Reaktionen zu “Es war einmal …”
Wenn man keine Parteien wählen sollte, in denen Mitläufer früherer deutschen Diktaturen etwas zu sagen haben, hätte man - zumindest in Baden-Württemberg - nie die CDU wählen dürfen.
Auch in den neuen Bundesländern hätte die CDU nie und nimmer Regierungsverantwortung erhalten dürfen. Die Herren Althaus und Tillich haben sich ja noch Wochen vor Mauerfall für mehr Leninismus und Marxismus ausgesprochen und sind der SED stets treu ergeben gewesen.
Über unsere Kanzlerin als FDJ-Propagandistin und Linientreue, die deshalb frühzeitig den Westen bereisen durfte, muss sicherlich auch nichts gesagt werden.
Potentielle Mauerschützen wie Andreas Trautvetter kommen in Thüringen sogar zu mehrfachen Ministerehren.
Zudem wird Die Linke vom amtierenden Innenminister unter Beobachtung gesetzt. Der Verfassungsschutz selber zweifelt an den Beweggründen, warum die Linke überhaupt beobachtet werden soll. So jedenfalls deren Chef. Auch das Bundesamt für politische Bildung zweifelt.
Extremisten findet man fast in jeder Partei. Weiterhin auch bei den Grünen, der CDU (ein Blick nach Hessen reicht) und eben auch bei den Linken. Vollständig einer extremen Linie folgend sind diese Parteien aber alesamt nicht. Für den linken Rand wären hier eher MLPD oder PSG genannt, als die pseudolinke Linkspartei.
Früher war es linksextrem, wenn man die Nato abschaffen oder den Axel-Springer-Verlag einteignen wollte. Heute ist es linksextrem, wenn man einen Mindestlohn nach westeuropäischen Vorbild fordert und weiterhin 5 Jahre nach den Franzosen in Rente möchte. Soviel zur Gehirnwäsche, die bereits deutschlandweit stattgefunden hat!