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“Eine gehörige Portion Heuchelei”

15. Oktober 2009 von Jaspis

Nanu, dachte ich mir am Dienstag, als ich die Süddeutsche aufschlug und den Kommentar “Wichtiger als jede Steuersenkung” las, nanu, hat Peter Fahrenholz etwa meinen Artikel gelesen und insbesondere meinen Schlusssatz

Es wäre auch an einer Süddeutschen, das Kind beim Namen zu nennen und sich nicht in falsch verstandener Toleranz und deplatzierter Empörung davonzustehlen. [1]

beherzigt? Erfrischend offen schreibt er da

Wenn die öffentliche Aufregung besonders groß ist, schwingt meist eine gehörige Portion Heuchelei mit. Verbunden mit einer Art kollektivem schlechten Gewissen, weil einer Dinge angesprochen hat, die zwar irgendwie allen bekannt, aber so unangenehm sind, dass sie lieber verdrängt werden. So ist es auch im Fall Thilo Sarrazin. Gewiss, der Bundesbanker und frühere Berliner Finanzsenator hat sich gewaltig im Ton vergriffen, und zwar so sehr, dass er sich über Rücktrittsforderungen nicht zu wundern braucht. Aber mit der Empörung über Sarrazins akzeptable Wortwahl lässt sich leicht die Diskussion darüber wegdrücken, ob sein Befund richtig ist oder nicht. Sind große Teile der türkisch- oder arabischstämmigen Bevölkerung tatsächlich, wie Sarrazin formuliert hat, “weder integrationsfähig noch integrationswillig”? Die Antwort darauf ist beklemmend: Ja, es gibt dieses Problem und jeder weiß es. In nahezu jeder deutschen Großstadt gibt es ganze Viertel oder einzelne Straßenzüge, die jeder verlässt, der es sich leisten kann. Kundige meiden diese Bezirke, und dort, wo es besonders schlimm ist, hält sich auch die Polizei lieber heraus. Es sind Parallelgesellschaften entstanden, Ghettos der Hoffnungslosigkeit, mit denen keiner in Berührung kommen will und die sich ihrerseits jeder Berührung entziehen. [2]

Gut, was die von Fahrenholz als Ursache erwähnte “deutsche Lebenslüge” betrifft,

die vor allem in der Union ein jahrzehntelanges Glaubensbekenntnis war: Dass Deutschland kein Einwanderungsland sei, dass man sich um die Fremden in diesem Land nicht kümmern müsse, weil sie ja hoffentlich irgendwann wieder verschwinden würden

ist das nur die halbe Wahrheit, denn die zweite Hälfte dieser “deutschen Lebenslüge”, nämlich das jahrzehntelange Glaubensbekenntnis der Linken war (und ist noch größtenteils): Dass man sich um die Fremden in diesem Land nicht kümmern müsse und für deren Zuwanderung auch auf keinen Fall Regeln aufstellen darf, weil sich etwa auftauchende Probleme ganz, ganz sicher irgendwann von selbst in Luft auflösen würden und wer anderes behauptet, ein fremdenfeindlicher Rassist sein muss. Allein die Reaktion “Zwangsgermanisierung” auf die Forderung nach Erwerb der deutschen Sprache spricht Bände.

Bei dieser “deutschen Lebenslüge” haben beide politischen Lager, jedes auf seine Weise, hervorragenden Mist gebaut.

Fahrenholz ist der Ansicht, für die Integration von Millionen Migranten müsse ein eigenes Ministerium geschaffen werden. Davon kann man nun halten, was man will, ob man nun der Auffassung ist, wegen der Relevanz der Thematik müsse ein eigenes Ministerium eingerichtet werden, oder ob man meint, die aufgeworfenen Probleme seien so weitreichend, dass verschiedene Ministerien sich damit befassen müssten, das wäre sicher ein interessantes Diskussionsthema. - Allerdings nicht für sueddeutsche.de oder deren Leser, denen die Printausgabe der SZ nicht zur Verfügung steht, denn dieser Kommentar hat es nicht in die engere Auswahl der Online-Beiträge geschafft. Die SZ wird ihre Gründe dafür haben. Vielleicht lag es daran, dass ein solcher Vorschlag auch schon von diversen Unionspolitikern kam, nachdem es auf Länderebene in Nordrhein-Westphalen ein Integrationsministerium bereits gibt

union-fordert-intergrationsministerium

Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) nahm die Diskussion zum Anlass, ein Integrationsministerium auf Bundesebene zu fordern. “Wir holen im Moment etwas nach, was wir vielleicht viele Jahrzehnte nicht ernst genug genommen haben”, sagte Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) in der ARD. [3]

vielleicht liegt es aber auch an der unwillkommenen Zustimmung Peter Fahrenholz’ zu Sarrazins Feststellungen und seinem Vorwurf der Heuchelei - der nicht zuletzt auch sein eigenes Haus betrifft. Beides scheint nicht recht ins Konzept zu passen, weshalb man so etwas bei der SZ wohl lieber nicht auch noch im World Wide Web sehen möchte?





Jaspis





[1] http://www.suedwatch.de/blog/?p=1919
[2] aus der Printausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 13.10.2009
[3] http://www.sueddeutsche.de/politik/526/490898/text/

Geschrieben in Meinungsvorgabe, SZ-Kritik Allgemein | 0 Kommentare

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Übersetzung von Fabian Künzel