“Sie sind deutsche Staatsbürger und wohnen in München, sagte ein Polizeisprecher der Süddeutschen Zeitung.”
24. September 2009 von moritatensaenger
Mit diesen Worten beeilt sich die Süddeutsche [1] im Fall des S-Bahn-Mordes von Solln bereits am Sonntag Mittag die Täterherkunft klarzustellen, nachdem die Tat erst am Nachmittag des Vortages verübt wurde. Und auch am folgenden Montag [2] mag das Blatt noch nicht damit ruhen, uns dieses wichtige Detail an der Tat in Erinnerung zu bringen. Denn obwohl….
“[b]islang … nicht allzu viel über die mutmaßlichen Täter bekannt [ist]“
…und…
“[d]ie Polizei … nur wenige Informationen preis [gibt]“
…kann von der SZ unter Nennung der Vornamen “Markus Sch.” und “Sebastian L.” nicht genug wiederholt werden:
“Beide Jugendliche sind in München aufgewachsen, auch ihre Eltern sind Deutsche.”
Merklich neutraler formuliert man in München wenige Tage später, als in Hamburg zwei Knaben festgenommen werden, die im Juni einen 44-jährigen Dachdecker in’s Koma getreten hatten, der drei Wochen später und nach mehreren Operationen an seinen schweren Verletzungen starb:
In Hamburg sind jetzt zwei 16 und 17 Jahre alte Jugendliche festgenommen worden [...] Die Jugendlichen hatten das 44 Jahre alte Opfer den Ermittlungen zufolge zunächst nach Geld gefragt. Als der Mann ablehnte, soll ihn einer der mutmaßlichen Täter zu Boden geschlagen haben. Dann sollen die Jugendlichen laut Polizei auf den 44-Jährigen eingetreten haben, insbesondere gegen den Kopf. Die Jugendlichen flüchteten unerkannt [...] Ein dritter mutmaßlicher Täter im Alter von 16 Jahren blieb dagegen auf freiem Fuß. “Gegen einen dritten Tatbeteiligten konnte ein dringender Tatverdacht nicht erhärtet werden”, hieß es in der Polizeimitteilung. Die beiden Jugendlichen schweigen in der Untersuchungshaft zu den Vorwürfen.”
Täterherkunft, hier: ungenannt. Herkunft der Eltern, hier: ungenannt. Tätervornamen, hier: ungenannt.
In der Sorge um die latente Fremdenfeidlichkeit, die die Süddeutsche ihren Lesern gern unterstellt, bleibt die -den Namen nicht mehr verdienende- Berichterstattung der Gazette -höflich ausgedrückt- unvollständig. Wer mehr -oder einfach nur die Wahrheit- erfahren will, oder wer Wert darauf legt, als mündiger Bürger betrachtet zu werden….
Zitat Pressekodex: “Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.” [3]
….der muss in diesem Fall mit der WELT [4]….
“Nach dem gewaltsamen Tod eines 44-Jährigen in Harburg hat die Mordkommission zwei 16 und 17 Jahre alte Jugendliche verhaften lassen. Nach Erkenntnissen der Ermittler hatten die beiden Jugendlichen ihr Opfer wegen 20 Cent tot getreten. Onur K. und sein jüngerer Komplize Berhan I. sind ins Untersuchungsgefängnis gebracht worden.” (Hervorhebung Moritatensaenger)
….oder der Hamburger Morgenpost [5] vorliebnehmen:
“Jetzt hat die Polizei die Jugendlichen, die in der Nähe des Harburger Bahnhofs auf den 44-jährigen Dachdecker Thomas M. losgegangen waren (MOPO berichtete), gefasst. Es sind die wegen Körperverletzung vorbestraften Jugendlichen Berhan I. und Onur K. Sie sind 16 und 17 Jahre alt.” (Hervorhebung Moritatensaenger)
Mit tönendem Gruß
Ihr Moritatensaenger
[1] http://www.sueddeutsche.de/muenchen/23/487428/text/
[2] http://www.sueddeutsche.de/muenchen/128/487532/text/
[3] http://www.presserat.info/pressekodex.0.html
[4] http://www.welt.de/hamburg/article4599200/Hamburger-Teenager-toeteten-Mann-wegen-20-Cent.html
[5] http://www.mopo.de/2009/20090924/hamburg/panorama/totgepruegelt_wegen_20_cent.html
1 Reaktion zu ““Sie sind deutsche Staatsbürger und wohnen in München, sagte ein Polizeisprecher der Süddeutschen Zeitung.””
Jugendkriminalität ist ein soziale Problem und kein Problem der Abstammung. Sehr wahrscheinlich dürften die Hamburger Täter Biographien erlitten haben, die mit den bedauerlichen Lebensläufen der Münchner Täter vergleichbar sind.
In diesen gescheiterten Leben spielt die Herkunft keine Rolle mehr. Weder christliche Wertvorstellungen noch islamische Leitbilder bilden die Basis für derartige Taten, sonder allein eine große Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Solange die Gesellschaft nicht anfängt, sich um ihre verlorenen Kinder zu kümmern, sind weitere sinnlose Gewalttaten sicher.