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Nicht der Rede wert?

23. Juli 2009 von Jaspis

Das Auswärtige Amt veröffentlichte am 22.07.2009 den Aufruf: [1]

auswartiges-amt

Nähere Informationen und Hintergrundinformationen bietet Amnesty International

Die Menschenrechtlerin Shadi Sadr wurde am 17. Juli 2009 in Teheran verschleppt. Bei den Entführern soll es sich um Angehörige der Sicherheitskräfte gehandelt haben. Sie könnte aufgrund ihrer Menschenrechtsaktivitäten im Zusammenhang mit den umstrittenen Präsidentschaftswahlen in Haft genommen worden sein. Amnesty International betrachtet sie als gewaltlose politische Gefangene, die in Gefahr ist gefoltert zu werden.

Shadi Sadr war am 17. Juli zusammen mit einer Gruppe von Frauenrechtlerinnen in Teheran zu Fuß unterwegs, als Männer in Zivilkleidung sie ergriffen und in ein Auto stoßen wollten. Die Rechtsanwältin und Journalistin konnte sich zunächst befreien und verlor dabei ihr Kopftuch und ihren Mantel. Die Männer brachten sie jedoch kurz darauf wieder in ihre Gewalt, schlugen mit Knüppeln auf sie ein und fuhren sie in einem Auto davon.

Shadi Sadr und die Frauengruppe waren auf dem Weg zur Teheraner Universität, wo zum ersten Mal seit den umstrittenen Wahlen der ehemalige Präsident Ali Akbar Rafsanjani das Freitagsgebet halten sollte.

Shadi Sadr ist die Verteidigerin der Menschenrechtlerin Shiva Nazar Ahari, die am 14. Juni 2009 in ihrem Haus in Teheran festgenommen wurde. Die Sicherheitskräfte durchsuchten das Haus der Bloggerin und Journalistin, die der journalistischen Organisation “Committee of Human Rights Reporters” angehört, und nahmen einige persönliche Gegenstände mit. Shiva Nazar Ahari wird derzeit in der Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses festgehalten. Shadi Sadr hat bislang keinen Zugang zu ihrer Mandantin. [2]

shadi-sadr

Noch im Juni hatte Shadi Sadr in einem Interview zu den Zuständen in ihrem Land geäußert, u.a.:

Ja, wie viele andere Menschenrechts- und Frauenrechtsaktivisten bin auch ich ein Fall in den Akten im Revolutionsgerichtshof. Ich wurde vor drei Jahren verurteilt und war auch selbst im Gefängnis. Meine Organisation RAAHI, die sich für die Rechte der Frauen eingesetzt hat, wurde verboten.

All diese Dinge sind permanente Bedrohungen, die wir erfahren und die wir empfinden. Wir warten eigentlich immer darauf, dass die nächste Bedrohung Wahrheit wird und dass wir diese am eigenen Leib erfahren. Ich durfte zum Beispiel auch ein Jahr lang nicht reisen wegen einer Rede, die ich in einem europäischen Land gehalten hatte. Wie ich schon sagte, im Iran anders zu sein, hat einen hohen Preis. [3]

Die Entführung Shadi Sadrs ist nicht die erste:

von Billerbeck: Wenn Sie so einen Fall erfahren, ist das ein Einzelfall, Frau Sadr, oder wie viele dieser verschwundenen entführten, auf offener Straße verschleppten Menschen gibt es inzwischen?

Ruth Jüttner: Das ist überhaupt gar kein Einzelfall. In den letzten Wochen, aber auch schon vorher wurden immer wieder Menschenrechtsaktivisten festgenommen. Es gibt viele Anwälte, die in der Zwischenzeit in Haft gekommen sind, zum Beispiel auch eine Mandantin von Frau Sadr, Frau Ahari, eine Menschenrechtsaktivistin, die wurde schon am 14. Juni festgenommen. Der bekannte Rechtsanwalt Abdolfattah Soltani wurde am 16. Juni in seiner Kanzlei festgenommen, und es gibt viele weitere Fälle. Diejenigen, die sich für die Rechte von politischen Gefangenen, von Regierungskritikern einsetzen, die sind besonders in Gefahr, in Haft genommen zu werden, misshandelt zu werden, gezwungen zu werden, Geständnisse abzulegen, mit denen sie sich selber Straftaten bezichtigen, und dann eben auch verurteilt zu werden.

von Billerbeck: Wie viele Personen geben denn die Behörden im Iran zu, die da entführt, verhaftet oder verschwunden sind?

Ruth Jüttner: Bislang haben die offiziellen Stellen, soweit wir das nachvollziehen konnten, etwa 2000 Festnahmen eingeräumt. Wir gehen aber davon aus, dass es sehr viel mehr sind. Aber die Situation ist extrem schwer zu recherchieren, weil es immer wieder zu neuen Festnahmen kommt. Ab und zu werden natürlich auch wieder Leute freigelassen. Also ein Bild davon zu zeichnen, ist extrem schwer, aber es ist davon auszugehen, dass viele Menschen festgenommen worden sind und dass die Gefängnisse mittlerweile sicherlich auch sehr überfüllt sind und die Haftbedingungen katastrophal sind. [4]

Die Meldung in der SZ zu der Entführung Shadi Sadrs oder der anderen?

- keine -

Das ist dort offensichtlich nicht der Rede wert. Warum nicht?





Jaspis





[1] http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Infoservice/Presse/Meldungen/2009/090722-Sadr-IRN-MR.html
[2] http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-193-2009/menschenrechtlerin-verschleppt
[3] http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/976854/
[4] http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1003781/





Update 29.07.2009:

Inzwischen hat die Entführung Shadi Sadrs doch auch das Interesse der SZ-Redaktion gefunden: Denn es gibt etwas Positives zu berichten: Sie wurde wieder freigelassen. Eine

Geste an die Opposition

Und als solche gilt offensichtlich auch die Verurteilung Ali Akbar Mehrabians wegen Betrugs - obwohl dieser als “enger Vertrauter von Präsident Ahmadinedschad gilt”! [5]
Damit soll der Leser anscheinend in den Glauben versetzt werden, dass jetzt alles in Ordnung ist im Iran.

Nein, wir wollen hier keine tendenziöse Berichterstattung unterstellen. Keineswegs. Wer eine solche selbst erkennen kann, wird seine Gründe dafür schon haben.







Jaspis





[5] http://www.sueddeutsche.de/politik/753/482217/text/

Geschrieben in Es stand -nicht- in der SZ, Iran, SZ-Kritik Allgemein | 0 Kommentare

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Übersetzung von Fabian Künzel