“Thema Papst Benedict XVI”
22. Juli 2009 von Jaspis
Man könnte meinen, der Fall des mittlerweile 71-jährigen, mittlerweile ehemaligen Priesters, der vor mehr als 30 Jahren mindestens 16 Kinder sexuell missbraucht hat, Taten, die der weltlichen Strafverfolgung wegen Verjährung bereits entzogen sind, wäre ein Fall zum Thema Kindsmissbrauch durch eine Vertrauensperson, durch einen Geistlichen. Nicht so bei der SZ. Dort ist das ein Fall zum “Thema Papst Benedict XVI” [1]
und gehört da in eine Reihe von Artikeln wie “Obama beim Papst”, “Enzyklika von Benedikt - Der weltfremde Papst” und “Sensations-Fund im Paulus-Grab - Glaube, Liebe, Knochen”, “Benedikt XVI. und die Pius-Brüder - Das Schweigen des Papstes”. Und weil es ja schließlich um den Papst geht und nicht um den konkreten Fall, enthält auch der Bericht nur die abgespeckte Version, die - sonst würde der Artikel ja auch nicht in die Reihe der übrigen “zum Thema” passen - die Sache so merkwürdig aussehen lässt, wie das zum Papst-Bild der SZ passt: Der Artikel lässt den Eindruck entstehen, dass der Missbrauch so lange bekannt ist wie er geschehen ist, nur dass er jetzt erst publik gemacht wurde.
Die Vorwürfe gegen den Priester sind im Herbst 2008 öffentlich geworden.
Diese Form der Darstellung verleitet zu der Ansicht, es sei absichtlich so lange mit einer Sanktion gewartet worden, was wiederum eine entsprechend billigende Intention unterstellt. Entsprechend fielen auch gleich die ersten beiden Kommentare dazu aus:
Richtig ist dagegen, dass die Vorwürfe zwar im Oktober 2008 öffentlich, aber auch erst im August 2008, also zwei Monate zuvor, überhaupt erst erhoben wurden.
Im Oktober 2008 wurde, zumindest in manchen Publikationen wie faz.net [2] oder welt.de darüber berichtet:
Ende August hatte sich ein heute 50 Jahre alter Theologe aus dem Raum Nürnberg an das Bistum Würzburg gewandt und die Vorwürfe gegen den Missionspater erhoben. Noch am selben Tag, dem 27. August, habe das Bistum den Orden informiert, sagte ein Sprecher der Diözese Würzburg. Die Übergriffe auf die minderjährigen Buben sollen zwischen 1972 und 1976 erfolgt sein. Einer Zeitung zufolge soll der Geistliche regelmäßig abends oder nachts im Schlafsaal aufgetaucht sein und sich an den Jungen vergangen haben. Details wollte Baumbach nicht nennen. „Wir sind dem Opferschutz verpflichtet.“ [3]
In der SZ fand sich seinerzeit hingegen dazu kein Bericht. - Was sich aber auch logisch-konsequent damit erklären lässt, dass das damals eben noch kein “Papst-Thema” war - und damit dem Interesse der SZ-Redaktion - also dem, den Papst so ungünstig wie möglich darzustellen, egal auf wessen Kosten, und nicht etwa dem Interesse einer neutralen Berichterstattung - offenbar nicht zugänglich.
Jaspis
[1] http://www.sueddeutsche.de/bayern/14/481484/text
[2] http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41BB9A6A93D460B81174/Doc~E4A41741E4BD94FCAA2B0A9694A0FFD07~ATpl~Ecommon~Scontent.html
[3] http://www.welt.de/muenchen/article2552636/Priester-soll-Internatsschueler-missbraucht-haben.html