Sitz! Platz! So ist’s guter Jude.
3. Oktober 2016 von moritatensaenger
Über die Jahre ist die Süddeutsche vorsichtiger geworden mit ihrer ganz besonderen Haltung zu den Juden im Nahen Osten, die sich - zurückhaltend - auch unter dem Adjektiv “israelkritisch” subsummieren lässt, die man im privaten Kreis aber auch anders nennen kann. Nun ist es eine Sache Kreide zu fressen und das gute Mütterlein zu spielen, um beim Leser Einlass zu finden, eine andere Sache ist es das eigene Weltbild komplett zu unterdrücken. Im Gespräch mit einem Gegenüber ist es die nonverbale Kommunikation, die abseits schöner Worte die Wahrheit ans Licht treten lässt. Bei der Süddeutschen ist es gelegentlich das verwendete Bildmaterial, das des Geistes Kind verrät.
Ein schönes Beispiel ist eine vom Presserat im September 2013 mit Aufmerksamkeit bedachte (eine Rüge wollte man der jouranlistisch bestens vernetzten SZ offensichtlich nicht antun) “Karikatur”, die sich laut Entscheidung des Beschwerdeausschusses “antisemitischer Klischees aus der Nazi-Zeit” bediene und dazu geeignet sei, “Vorurteile gegen Juden und Israel zu schüren”. Übrigens seinerzeit verantwortlich ins Blatt gebracht von Franziska Augstein (die mit dem Bruder und die mit Prantl, dem Gatten) die selbst nach dem Hinweis des Presserates zu keinerlei Selbstkritik fähig war. Suedwatch.de schrieb seinerzeit ausführlich darüber [1]. Der Künstler Ernst Kahl schlug - nebenbei gesagt - später die Hände über dem Kopf zusammen, als ihm bekannt wurde in welchen Kontext sein Werk von Augstein gesetzt wurde.
Jedenfalls war es im Hause SZ anlässlich des Todes von Shimon Peres wieder mal Zeit die Hosen runter zu lassen. Unbewusst natürlich, aber - wie wir sehen werden - bis zu den Knöcheln. Die Titelseite der Ausgabe vom 29.September nämlich ziert ein Foto von Shimon Peres….
…..das erklärt warum der verstorbene israelische Staatsmann der Süddeutschen und mit ihr der linken Bohème so viel lieber war als Männer wie seinerzeit Ariel Sharon, genannt der Löwe, oder wie es - Gott erhalte seine Gesundheit - Benjamin Netanjahu je sein wird. Peres nämlich entspricht auf jenem Foto idealtypisch dem Bild das man im genannten Personenkreis vom guten Juden in sich trägt. Unter Zehntausenden Fotos des bedeutenden Politikers hat man sich unbewusst aber um so verräterischer ausgerechnet das ausgesucht, auf dem er sich, klein von Statur und sittsam, ja “anständig” in der Haltung, verloren in ein riesiges Sofa fügt, die Hände bescheiden gefalten.
Ja, liebe Süddeutsche, das ist euer Foto. Das habt ihr treffend ausgewählt. Nicht weil es Peres auf den Leib geschrieben wäre, sondern weil ihr ihn gern so seht, weil des Bildes Sprache nach Eurem Dafürhalten jenem Juden angemessen ist, den allein ihr zu akzeptieren bereit seid. Der Jude hat gefälligst klein, bescheiden und fügsam zu sein. Jedoch: Die Zeit Eurer Weltsicht ist vorbei. Nicht nur entspricht Netanjahu nicht mehr Eurem hier gezeigten Bild vom Idealjuden, auch die Masse der Juden außerhalb und sowieso innerhalb Israels will und wird sich - von ein paar weltfremden deutschen Funktionären abgesehen - nicht mehr wehr- und rechtlos geben, nicht mehr in untertäniger Pose wie ein Köter der Wurst geklaut hat auf den Platz verwiesen lassen, sich nicht mehr unter die Bestimmung von Herrenmenschen begeben, auch wenn die noch so laut ihre vermeintliche moralische Überlegenheit reklamieren (was sie nicht so ganz weit entfernt von denen vor 80 Jahren, die sich ebenfalls auf moralisch höherer Ebene wähnten). Der Jude im Allgemeinen und der Israeli im Besonderen entspricht - ich bedaure Euch das mitteilen zu müssen - nicht mehr dem Foto Peres‘ und auch nicht diesem alten Abbild….
……sondern diesem Typ…….
… Und daran solltet - nicht nur - Ihr Euch besser gewöhnen.
Mit besten Grüßen
Peter Zangerl alias Moritatensaenger