Genug!! - Das hat sich offenbar manch einer in der SZ-Redaktion gedacht. Genug mit dem Verständnis, das hier und da für Israel geäußert worden ist. Genug damit, dass immer noch manche meinen, Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung und genug damit, dass sogar im eigenen Haus Schlagzeilen passieren wie [1].
Zu dumm, dass man all das nicht wegdiskutieren und auch nicht ignorieren kann. Es musste eine Lösung her, die endlich wieder den Juden die Allein-Schuld zuweist, ohne wenn und aber. Etwas, das man dann auch mit
übertiteln kann. Man kramte und suchte - und wurde fündig.
[2]
Usama Antar erklärt hier den SZ-Lesern, dass es nur einen Schuldigen am Nahostkonflikt gibt: Israel.
Nicht die Palästinenser sind schuld am Krieg. Israels harte Blockade des Gazastreifens treibt sie zur Gewalt.
Im Grunde genommen sind die Hamas-Brüder putzige, friedliebende Leutchen, die nur in Ruhe ihren Tee trinken wollen. Wäre da nicht dieser abgrundtief böse Nachbar Israel, der sie praktisch dazu zwingt, Raketen auf ihn abzufeuern, Selbstmordattentäter zu schicken und sich selbst hinter Kindern zu verstecken.
Traurig ist dabei, dass man in Deutschland stets der palästinensischen Seite die Schuld zuweist, wenn wieder einmal die Gewalt eskaliert - insbesondere der Hamas. Dabei vergisst man, dass der Gazastreifen bereits seit 47 Jahren besetzt ist und die Menschen hier unter unmenschlichen Umständen leben.
… was natürlich nur ein sehr kleiner Ausschnitt aus der Geschichte ist. Tatsächlich ist die Region seit Jahrhunderten “besetzt”: Von Ägyptern, Philistern, Persern, Osmanen, wieder Ägyptern, Israel und seit 2005 den “Palästinensern”. Die Angabe “seit 47 Jahren” ist bereits eine Schuldzuweisung: Offenbar geht es den “Palästinensern” (die damals noch gar keine waren) erst schlecht, seit der Staat Israel gegründet wurde. Eine Suggestion, die einem seriösen Wissenschaftler, als der der Gastautor angepriesen wird, nicht unterlaufen darf.
Sicher, ein “Gastbeitrag” ist immer eine Form der Meinungsäußerung. Bloß ist das hier nicht nur praktisch nicht gekennzeichnet. Der Beitrag ist von Anfang bis Ende als wissenschaftliche Expertise positioniert, von der schuldzuweisenden Ober-Überschrift bis hinunter zum Hinweis darauf, dass der Autor ein Politikwissenschaftler sei. Dass er Palästinenser ist, braucht der Leser nicht zu wissen. Doch nicht nur, dass die Süddeutsche diesen “Gastbeitrag”, hinter dem sie sich selbst feige versteckt, als pure Meinungsäußerung nicht in einer Weise gekennzeichnet, dass sie als solche erkennbar ist. Sie ist auch noch plump genug, den Titel ein Interviews der ZEIT mit dem Autor wiederaufwärmen zu lassen, dessen Titel wohl ausschlaggebend für die Wahl des Gastautors gewesen ist: [3]
Das Interview stammt übrigens vom Januar 2008.
Schon darin versuchte der palästinensische Gastautor, den Lesern zu vermitteln, dass es Israel und die EU-Sanktionen gewesen seien, die, bereits 2006 verhängt, die Hamas “radikalisiert” hätten. Dieselbe Hamas, die in ihrer Charta die Vernichtung der Juden zum Programm gemacht hat. Von Antar selbst seinerzeit noch als Illegal bezeichnet. Während er 2008 noch selbst zitierte:
Ein Menschenrechtler hat das einmal so beschrieben: Die Menschen in Gaza leben wie in einem großen Käfig, sie werden nur mit Lebensmitteln versorgt. Wie Tiere im Zoo.
Es gibt keinerlei Bewegungsfreiheit, keine freie Meinungsäußerung, keine Parteien. Wir haben es mit der Herrschaft einer einzigen Macht zu tun: der Hamas.
was noch sehr klar auf die Hamas hindeutet (von EU und Israel dazu gedrängt, versteht sich), liest sich der wiederaufgekochte Brei nun so:
Seit mehr als sieben Jahren leben die Palästinenser im Gazastreifen nun schon unter einer harten Blockade. Einfache Grundrechte wie Bewegungsfreiheit sind nicht vorhanden. Selbst die Einfuhr von Baumaterialen ist nicht gestattet, um die bombardierten Häuser wieder aufzubauen. Im Gazastreifen werden die Menschen nur mit den nötigen Lebensmitteln versorgt - Tieren im Zoo geht es besser. Mehr als die Hälfte der arbeitsfähigen Bevölkerung hat keinen Job. Die Armutsrate stieg auf über 70 Prozent.
Was selbstredend an niemand anderem liegt als an Israel. Nicht an der Hamas, die die Gelder, die von überall in den Gazastreifen gepumpt werden, lieber in Raketen und Tunneln für Anschläge investiert als für das Volk, für das sie gedacht waren.
Was sollen die Palästinenser in Anbetracht dieser bitteren Ausweglosigkeit nur machen?
Und die einzige Antwort sind offenbar Terrorakte durch “die” Palästinenser? Ausgeführt von Hamas-Terroristen. Das muss man nicht verstehen - und darum geht es auch nicht. Denn nichts ist zu blöd und zu krude, wenn es darum geht, den Juden als Sündenbock darzustellen.
Danke. Ich habe genug!!
Jaspis
[1] http://www.suedwatch.de/blog/?p=12239
[2] http://www.sueddeutsche.de/politik/leiden-der-palaestinenser-im-nahostkonflikt-tieren-im-zoo-geht-es-besser-als-den-menschen-in-gaza-1.2085047
[3] http://www.zeit.de/online/2007/39/interview-gaza-ansar/komplettansicht