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Von SexistInnen und der Kunst des Denkens

19. Juni 2014 von Jaspis

Huberth Rosner ist Oberpfälzer und Hauptfeldwebel bei der Bundeswehr, da neigt man nicht zum Mimosenhaften. Trotzdem fand er es unerquicklich, bei einem Besuch in München auf der Straße zurechtgewiesen zu werden, er solle doch bitte „nicht so viel mit dem Schwanz denken“. Dass die Worte kurz vorm Maximilianeum fielen und die Frau, die Mit-dem-Schwanz-Denken für eine Unsitte hält, danach im Landtag verschwand, irritierte ihn zusätzlich.

So war es am 14.06.2014 in der Süddeutschen Zeitung zu lesen (online: [1])

Huberth Rosner ist 1. ein Mann und 2. ein Soldat. Damit gehört er zwei Gruppen an, die von sich aus schlecht und böse sind und schon deshalb “gerüffelt” - und beleidigt werden können und müssen, wann immer es geht. Ein 1. Mann und 2. Soldat also, dem sich eine mutige Frau verwegen entgegenstellt, eine “Kämpferin” (siehe [2]) für das Gute - das ist eine Geschichte so ganz nach dem Geschmack unserer SZ-Redaktion, die diesen Vorfall mit dem Titel

Pikanter Tipp - Abgeordnete rüffelt Feldwebel

goutierte (und den Haupt- auch noch flugs zum Feldwebel degradierte). Das an sich sollte eigentlich genügen. Gute Tat vollbracht, wir können zufrieden schlafen gehen. Auf den Vorfall selbst muss man deshalb auch nicht wirklich näher eingehen:

Rosner und seine Kollegen hatten sich in der Tram über ein Plakat der Grünen lustig gemacht, auf dem „BürgerInnen“ mit großem I zu lesen war. Ein Wort gab das andere, Rosner ließ sich hernach von einer ihn begleitenden Offizierin und einer Kollegin aus der Wehrverwaltung zusichern, die Spötterei sei politisch korrekt gewesen. Gote dagegen berichtet von „sexistischem Sprücheablassen in der Straßenbahn“. Beim Aussteigen habe sie Rosner aufgefordert, er solle den Verstand einschalten, der verbat sich das in Stil und Lautstärke.

Genaueres hatte der Nordbayerische Kurier zu berichten [3]



rogo



Danach hatte sich Huberth Rosner zusammen mit seinen männlichen und weiblichen (!) Kollegen nicht nur über das Binnen-I ausgelassen, sondern auch über den noch peinlicheren Vorstoß [Anmerkung Jaspis: hier wäre mir beinahe ein Freudscher Schreibfehler unterlaufen, indem ich "Vorstuß" statt "Vorstoß" geschrieben habe] der Grünen in Berlin, weibliche Ampel-Symbole einzuführen. Ein klassischer Fall von freier Meinungsäußerung, könnte man glauben. Was Ulrike Gote von Rosners Meinung hielt, äußerte sie ziemlich deutlich. Für sie war das “männliches Imponiergehabe” (wir erinnern uns: es waren auch Frauen, die Rosners Meinung teilten).

“Beim Aussteigen habe ich ihm gesagt, es sei Schwachsinn, was er sagt. Und dass er sein Hirn einschalten soll. Erst als er mir dann hinterhergerufen hat, habe ich ihm gesagt, er solle nicht so viel mit dem Schwanz denken. Und zwar bewusst so laut. Und auf dem Niveau, wie sie vorher diskutiert haben. Das finde ich nach wie vor passend als Erwiderung. Das muss man schon aushalten.”

Bis dahin könnte man das Ganze noch als puren Meinungsabtausch ansehen. Die wechselseitigen Ansichten werden, wiederum wechselseitig, als Schwachsinn angesehen, nur eben im einen Fall (Rosner) humorvoll, im anderen (Gote) mit Schaum vor dem Mund. Doch:

Gote (48) sagt, sie reagiere sehr sensibel auf die Art, mit der sich Männer über Frauen lustig machten.

Und da sind wir beim Punkt: Sich über Sprachverhunzungen und, vorsichtig ausgedrückt, reichlich eigenartige Vorschläge lustig zu machen, hat nichts damit zu tun, sich über Frauen lustig zu machen. Denn weder ist es objektiv gesehen ein Akt der Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Sprache durch Binnen-I oder andere Verrenkungen zu vergewaltigen, nur weil sich manche Frauen durch Allgemeinbegriffe nicht angesprochen fühlen wollen, noch spiegeln Ampelsymbole mit Röcken und langen Zöpfen die Frauen in unserer Gesellschaft besser als Figuren mit Kugel-Kopf und Hosen (Ampel West) bzw. Hut und Anzug (Ampel Ost). Was in den Köpfen (oder welchen Organen auch immer) derjenigen vorgeht, die sich solche Dinge ausdenken, steht auf einem anderen Blatt. Mehr als eine Meinung indes ist das alles jedoch nicht.

Gote erhebt ihre persönliche Meinung zur Tatsache und konstruiert sich daraus ein nicht vorhandenes Abwehrrecht. Das wäre an sich schon indiskutabel. Angesichts der Tatsache, dass Gote Politikerin eine Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags ist, wirft das ein reichlich übles Licht auf ihre Demokratiefähigkeit. Die Wahl ihres vermeintlichen Abwehrrechts, einem anderen Menschen mit dem Hinweis, er solle nicht “mit dem Schwanz denken” “Kontra gibt”, entlarvt sie zudem als pure Sexistin. Gotes Aussage, sie “reagiere sehr sensibel auf die Art, mit der sich Männer über Frauen lustig machten” verkommt damit zur Farce. Gleichberechtigung wird nicht durch ein Meinungsdiktat erzielt.

Doch das alles fällt unseren Helden bei der Süddeutschen Zeitung natürlich nicht auf. Kein Anlass für einen #Aufschrei. Für sie ist sonnenklar, dass Rosners Kritik nichts anderes als ein Resultat des Denkens “mit dem Schwanz” sein kann, das mit “pikanten Tipps” geahndet werden kann, für die keine Regeln gelten - schon gar nicht solche des Anstands oder des guten Tons.

EinTreppenwitz dieser Geschichte: Wie viel “Verstand” Nutzer gender-korrekter Schreibweise bisweilen nutzen, stellte kürzlich der “Student_innen Rat” der Universität Leipzig unter Beweis [4]


innen



Aber das ist eine andere Geschichte.





Jaspis





[1] http://www.sueddeutsche.de/Q5T38q/2067976/Pikanter-Tipp.html
[2] http://www.suedwatch.de/blog/?p=12209
[3] http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/nicht-mit-dem-schwanz-denken_265830
[4] http://www.boersenblatt.net/802691/

Geschrieben in Demokratieversztändnis, Frauen, Meinungsvorgabe, QualitätZSjournalismus, SZkurril | 3 Kommentare

3 Reaktionen zu “Von SexistInnen und der Kunst des Denkens”

  1. am 20 Jun 2014 um 14:471Wolpertinger

    Liebe Kollegin Jaspis,
    Pointe verfehlt! Natürlich ist Marius Jung auch als Schwarzer ein Rassist, denn er ist sicherlich ein „Oreo“, so genannt in den USA nach der bekannten amerikanischen Kekssorte mit weißer Füllung („außen schwarz, innen weiß“). Mit dieser Betitulierung werden Schwarze von anderen Schwarzen in den USA als nicht durch und durch schwarz, also als Rassisten, charakterisiert.Preisverleihung der Student_innen ging, auch wenn sie es selber nicht gemerkt haben sollten, damit wohl „berechtigterweise“ an den deutschen “Oreo”-Schwarzen, denn: Rassist ist man schon, wenn man (auch als Schwarzer) das aus dem deutschen Wortschatz zu streichende Wort “Neger” verwendet - die auffällige Ironie (und damit Distanzierung vom Wort) ist solch eifrigen/eifernden Zeitgenoss_innen natürlich fremd.
    Gratuliere zur Aufspießung dieses „pikanten Tips“ aus dem „rassigen“ Sommerloch-Menu der SZ!
    Der Wolpertinger

  2. am 22 Jun 2014 um 11:562Jaspis

    Tja, nicht jeder erkennt Ironie und Satire, wenn er vor ihr steht. Nun gibt es ein Interview mit Marius Jung. Daraus:

    SZ: In Ihrem Buch verarbeiten Sie auf satirische Weise rassistische Sprachfallen und erklären freundlich gemeinte Fettnäpfchen wie “Singen können die alle!”. Wie fühlt es sich an, nun selbst als Rassist bezeichnet zu werden?

    Marius Jung: Ich dachte zunächst, das ist ein Scherz. Oder ein Irrtum. Jetzt finde ich es schön, dass es Menschen gibt, die mich vor mir selber schützen wollen. Der Studentinnen-Rat hat seine Vorwürfe bekräftigt: Mein Buch-Cover sei rassistisch. Ich dürfe mich als Schwarzer nicht halb nackt, also als Sex-Objekt abbilden lassen.

    Lesenswert auch das ganze Interview unter:
    http://www.sueddeutsche.de/panorama/anti-preis-an-marius-jung-ich-dachte-zuerst-es-ist-ein-scherz-1.2008172

    ;-)

    Jaspis

  3. am 24 Jun 2014 um 19:363Gutartiges Geschwulst

    Wie verkraftet unser linkes Primatentum eigentlich seine eigene, “geistige” Nähe zum Rassismus?
    Hier sind die Namen von siebzehn sozialistischen Götzen, die in ihren Schriften Ausdrücke wie “Neger” oder “Nigger” verwendeten: Karl Marx, Eduard Bernstein, August Bebel, Clara Zetkin, Heinrich Mann, Rosa Luxemburg, Erich Mühsam, Egon Erwin Kisch, Theodor W. Adorno, Jura Soyfer, Berthold Brecht, Kurt Tucholsky, Jean Paul Sartre, Heinrich Böll, Günter Grass, Che Guevara und Rudi Dutschke.
    Diese Aufzählung ist mit Sicherheit unvollständig.
    Wäre es nicht längst an der Zeit, die vollständige, gedruckte Hinterlassenschaft dieser roten Rassistenbande in den Papiermüll zu werfen?

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