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Frau Schwarzer füllt den Begriff “Schwarzgeld” mit Leben

3. Februar 2014 von Jaspis

Zum Großteil köstlich amüsiert beherrscht heute und gestern die Meldung von Alice Schwarzers Schwarzgeld. Beinahe jeder macht sich mehr oder weniger tiefschürfende Gedanken, manch einer liefert Schenkelklopfer, wie zum Beispiel die Titanic [1]- absolut lesenswert! Und auch Heribert Prantl schreibt:[2]


hp


Die Selbstanzeige ist eine Art Notlandung für Steuerhinterzieher. Und kann zu einer brutal harten Landung für den Beschuldigten führen: Zum Verlust von Reputation, Achtung, Ansehen. Doch sie stammt aus der Steuer-Steinzeit - und endet womöglich jetzt. Mit dem Fall (…)

… ach, nein, der meint ja gar nicht Schwarzer. Nein, die ist ja auch kein Kavalier. Uli Hoeneß war gemeint.

Nun könnte man meinen, die Süddeutsche fährt für Frau Schwarzer mindestens ebenso scharfe Geschütze auf wie für Herrn Hoeneß, zu dem die SZ-Artikel nur so gesprudelt sind. Sich die Redakteure fast überschlagen haben, Prantl allen voran mit seinem ausgestreckten Zeigefinger auf den Übeltäter. [3] Vorbildfunktion habe der doch schließlich.[4]

Man könnte auch meinen, Steuerhinterziehung ist Steuerhinterziehung. Doch, nein, siehe da, bei Frau Schwarzer schaut die Redaktion pfeifend in die andere Richtung. Das ist fast nicht passiert. Ein eher verschämter kleiner Artikel erschien gestern.[5] Darin wird von Schwarzers Gang an die Öffentlichkeit erzählt, nach ihrer Selbstanzeige, die dann doch publik wurde.

Die Informationen über ihren Fall seien von einem Informanten aus der Schweiz angeblich mehreren Redaktionen gesteckt worden. Mehrere Medien hätten sich aber aus rechtlichen wie ethischen Bedenken entschlossen, von einer Veröffentlichung Abstand zu nehmen.

Nur um nicht missverstanden zu werden: Die Weitergabe derartiger Informationen an die Presse ist auch unter dem Gesichtspunkt der Berühmtheit einer Person mehr als nur bedenklich. Das gilt aber für Uli Hoeneß nicht weniger als für Alice Schwarzer. Nur dass die SZ bei ihr so etwas wie “ethische Bedenken” hat, während derartige Regungen bei unserem Hausblatt ansonsten eher unbekannt zu sein scheinen. Aber gut, jetzt ist es raus, der böse Spiegel hat getan, was die Süddeutsche niemals tun würde. Jedenfalls nicht bei Alice Schwarzer. Also rückt nun auch diese heraus:

Auch Alice Schwarzer hat ihr Herz geöffnet, allerdings in eigener Sache. Seit den achtziger Jahren hatte sie eine Geldsumme in der Schweiz versteckt und die anfallenden Zinsen zunächst nicht versteuert. Im vergangenen Jahr hatte sie dann eigenen Angaben zufolge das Konto zunächst dem Finanzamt angezeigt, die Steuern nachgezahlt und das Konto aufgelöst. (…) Und dann geht Schwarzer zum Angriff über, denn der Spiegel hatte ihren Fall öffentlich gemacht. Sie habe ihren Fehler doch wieder gut macht und für die letzten zehn Jahre rund 200.000 Euro an Steuern plus Säumniszinsen nachgezahlt. “Mit welchem Recht also jetzt diese Denunzierung?”

Sie habe die “in Deutschland versteuerten Einnahmen” auf das Konto in einer Zeit eingezahlt, “in der die Hatz gegen mich solche Ausmaße annahm, dass ich ernsthaft dachte: Vielleicht muss ich ins Ausland gehen”. Schwarzer räumt ein, dass sie das Schweizer Konto von Anfang beim Fiskus hätte angeben müssen. “Doch ganz ehrlich: Auch mein persönliches Unrechtsbewusstsein hat sich an dem Punkt erst in den letzten Jahren geschärft.”


as



Die arme, arme Frau Schwarzer, wird man sich da bei der SZ gedacht haben. Erst diese Hatz, dann diese Erinnerungslücken und dann auch noch dieser unsensible Spiegel! So voller Mitgefühl ist man da mit dem Opfer Alice Schwarzer, dass man darüber gleich ganz vergisst, dass man sich doch “Journalist” nicht nur nennen wollte. Als solcher hätte man vielleicht - aber auch nur ganz vielleicht - kurz nachgedacht. Und dann wäre man eventuell an folgenden Sätzen hängengeblieben:

1.: “Seit den achtziger Jahren hatte sie eine Geldsumme in der Schweiz versteckt und die anfallenden Zinsen zunächst nicht versteuert.” und
2.: “Sie habe ihren Fehler doch wieder gut macht und für die letzten zehn Jahre rund 200.000 Euro an Steuern plus Säumniszinsen nachgezahlt.”

Seit dreißig Jahren hat Alice Schwarzer Steuern hinterzogen, aber nur für die letzten zehn Jahre hat sie Steuern nachgezahlt? Sicher, der Rest ist verjährt. Juristisch also nicht verfolgbar. Aber wäre nicht hier der Punkt, an dem echte Journalisten ansetzen sollten? Wo ist Alice Schwarzers Vorbildfunktion, deren “persönliches Unrechtsbewusstsein (…) sich an dem Punkt erst in den letzten Jahren geschärft (hat).” Das also überhaupt nicht vorhanden war, als sie mit all ihrem hinterzogenen Geld in der Schweiz 1996 das Bundesverdienstkreuz am Bande und dann 2006 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse entgegennahm - von dem Staat, den sie im selben Augenblick um mehrere Hunderttausend Euro betrogen hat.

Nichts davon auf Süddeutsche.de. Vermutlich bestehen auch da noch “ethische Bedenken”. Oder jedenfalls das, was man dort dafür hält.





Jaspis






[1] http://www.titanic-magazin.de/news/alice-schwarzer-in-eigener-sache-6258/

[2] http://www.sueddeutsche.de/politik/hoeness-und-die-selbstanzeige-kavaliersstrafrecht-nein-danke-1.1656043

[3] http://www.bild.de/politik/inland/uli-hoeness/prantl-fordert-hoeness-ruecktritt-bei-jauch-30194022.bild.html
[4] http://www.sueddeutsche.de/sport/ermittlungen-gegen-uli-hoeness-vorbild-a-d-1.1654668
[5] http://www.sueddeutsche.de/medien/alice-schwarzer-mit-welchem-recht-jetzt-diese-denunzierung-1

Geschrieben in DeSZinformation, Es stand -nicht- in der SZ, Frauen, Guttenberg-SZyndrom, Prantl-ismus, QualitätZSjournalismus, SZcheinheilig | 0 Kommentare

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