WatchShot#79: Ein innerer Reichsparteitag
12. Dezember 2013 von Jaspis
Diese Meldung muss ein Fest sein (hier passt sogar der schreckliche Begriff des “inneren Reichsparteitags”) für alle, die ja schon immer “wussten”, dass Israel ein “Apartheidsstaat” ist:[1]
Noch etwas deftiger hieß die Schlagzeile am Anfang, die URL zeigt es noch:
http://www.sueddeutsche.de/politik/israel-dunkelhaeutige-abgeordnete-darf-kein-blut-spenden-1.1842640
Wobei das noch nichts gegen die Schlagzeile von SPON [2] ist, bei der ich die Hand nicht ins Feuer legen würde, dass sie nicht von Jakob Augstein persönlich stammt:
Damit nun diese Meldung, die eigentlich keine ist, aber umso mehr Gewichtung bekommt und der Judenstaat in einem möglichst schlechten Licht dasteht, schreibt Süddeutsche.de weiter
Sie hat in Israel Militärdienst geleistet und zwei Kinder geboren. Blut spenden aber darf die Parlamentsabgeordnete Tamano-Shata nicht. Denn Richtlinien des Gesundheitsministeriums untersagen das für Menschen, die in Afrika geboren sind.
Die in Äthiopien geborene Politikerin hatte am Mittwoch an der Blutspendeaktion teilnehmen wollen, die in der Knesset stattfand. Nachdem die Rotkreuzmitarbeiter ihr die ministeriellen Richtlinien vorlegten, in denen es heißt, das Blut nicht in Israel geborener äthiopischer Juden sei ungeeignet, weil es Malaria- oder Aids-Erreger verbreiten könne, empörte sich die 32-jährige Tamano-Shata in TV-Interviews: “Ich durfte in Israel Militärdienst leisten und zwei Kinder zur Welt bringen. Es gibt keinen Grund, mich so zu behandeln.” [Hervorhebung: Jaspis]
Ein starkes Stück? Ungleichbehandlung auf Grund der Herkunft? Endlich der lang ersehnte “Beweis” für Diskriminierung?
Mitnichten. Doch das müssen SZ-Leser nicht wissen, das belastet sie nur. So übel die Schlagzeile von SPON ist, wird dort wenigstens im Artikel noch aufgelöst, warum diese Meldung eigentlich gar keine ist:
Auch in Deutschland hätte die Abgeordnete kein Blut spenden dürfen. Laut dem deutschen Tropeninstitut liegt Äthiopien in einem Malaria gefährdetem Gebiet, eins der dauerhaften Ausschlusskriterien. Demnach dürfen Personen, die in einem Malariagebiet geboren oder aufgewachsen sind oder längere Zeit dort gelebt haben, beim Deutschen Roten Kreuz kein Blut spenden. [Hervorhebung: Jaspis]
Der letzte Satz ist mit einem Link zum Blutspendedienst Hamburg [3] hinterlegt, der die dauerhaften Ausschluss-Kriterien der Bundesärztekammer zusammenfasst. Darunter sind unter anderem solche Personen als Blutspender dauerhaft auszuschließen, “die in einem Malariagebiet geboren oder aufgewachsen sind oder längere Zeit dort gelebt haben”. Vom Auswärtigen Amt wiederum ist zu erfahren, dass Äthiopien Malariagebiet ist. [4]
Und nun sehen wir uns obigen Satzanfang noch einmal an:
Die in Äthiopien geborene Politikerin
Frau Tamano-Shata hätte nicht nur nicht in Israel, sondern auch nicht in Deutschland und vermutlich in einer Vielzahl von Ländern kein Blut spenden dürfen, und zwar deshalb weil bei ihr auf Grund der Malariabelastung in dem Land, in dem sie geboren wurde, die Gefahr einer Infektion erhöht ist. Das ist alles.
Aber was für ein “innerer Reichsparteitag” für alle Israelhasser, bedient durch ihr Hausblatt für “Anspruchsvolle”.
Jaspis
[1] http://www.sueddeutsche.de/politik/israel-dunkelhaeutige-abgeordnete-darf-kein-blut-spenden-1.1842640
[2] http://www.spiegel.de/politik/ausland/israel-schwarze-abgeordnete-darf-kein-blut-spenden-a-938685.html
[3] http://www.blutspendehamburg.de/blutspender-gesucht/ausschluss
[4] http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/AethiopienSicherheit.html
2 Reaktionen zu “WatchShot#79: Ein innerer Reichsparteitag”
Der Hinweis auf die gleichlautende Regelung in Deutschland war in der ursprünglichen SPON-Meldung übrigens noch nicht enthalten. Ich weiß nicht ob sowas im Nachhinein nachweisbar ist.
Leider eher nicht, lieber spreemaradona. Es sei denn Sie hätten einen Screenshot.
Wirklich unwahrscheinlich ist das aber nicht.
Vielen Dank und viele Grüße
Jaspis