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WatchShot#70: Wenn auch beim Autotest erkennbar der Sozialneid die Feder führt….

8. Oktober 2013 von moritatensaenger

…dann kann man sicher sein, dass man die Seite “Auto” der Süddeutschen aufgeschlagen hat. In unserem Beispiel wollte der eigentlich für die (Renommier-)Seite Drei unseres Blattes zuständige Redakteur Jochen Arntz einen Fahrbericht zum neuen Bentley Flying Spur (hier die e-Broschüre) abliefern…

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Die Head- und Subheadlines sagen allerdings schon, was draus geworden ist: Ein weiterer Sozialneidreport aus dem Hause SZ. Auszüge:

“‘Sie Armer’, sagte die Nachbarin. Zwei leise dahingesprochene Worte nur. Damit hatte ich nicht gerechnet, als ich mit dem gut 200.000 Euro teuren Bentley Flying Spur in die kleine Sackgasse glitt. [...] Wer seine neureiche Seite sehen will, der muss ihn von innen betrachten. [...] selbst vor dem Aldi ist er noch zu unauffällig, als dass ihn die Stadtguerilla mit Freude in die Luft sprengen wollte. Nur die Makler mit den furchtbaren BMW X6, die auch bei Aldi einkaufen, schauen betont gelangweilt neidisch. [...] In Bayern muss man sich ohnehin nicht so richtig Sorgen um die Sozialverträglichkeit des großen Briten machen. Bei einer kleinen Ausfahrt nach Rottach-Egern am Tegernsee.. [...] Ein paar Touristen aus Nordrhein-Westfalen kauern daneben, fotografieren mit dem Handy und würden den schimmernden Bentley am liebsten polieren, wenn sie Tücher dabei hätten. [...] Die traurige Wahrheit ist nur, dass die meisten Bentley (und so viele sind es ja ohnehin nicht) kaum noch auf den Kieswegen englischer Landsitze eingefahren werden, sondern in chinesischen Tiefgaragen stehen. Vorbei die Romantik, das ist die Zeit, das ist der Markt.”

….usw.usw.usw…..*gähn*… .

So hats ihn also an die Gestade des Tegernsees getrieben, den minderbemittelten (finanziell natürlich) Süddeutsche-Schreiberling. Zum Badestrand zogs ihn, dorthin wo - von ihm vermutet - auch die Haute­vo­lee ins Nasse springt. Und er vor ahnungslosen Touristen aus Nordrhein-Westfalen mal den lässigen Mann von - natürlich - altem Geld zum Besten geben konnte. Wunderbar unterstützt von den lieben Kleinen, deren Kopieren des Herrn Papa…

“Die Kinder genießen derweil den großen Auftritt und sagen beim Einsteigen so laut und beiläufig wie möglich: ‘Die Queen hat zwei davon.’”

…von diesem fälschlicherweise als “Souveränität” missinterpretiert wird…

“..mit Kindern auf dem Rücksitz. Sogar auf die überträgt sich die Souveränität der Straßenkreuzers..”

Natürlich kann man sich im Badetrubel keine journalistisch vernünftige Text zusammenpuzzeln, weshalb es unserem Jochen nachgesehen werden sollte, dass er sich die Übersetzung des Namens des Flying Spur für seinen Text mit etwas Schulenglisch und ein bissl flacher Phantasie zusammenbastelte…

“Aber was für ein Name allein das ist: ‘Fliegender Sporn’, und wie genau er das Fahrgefühl dieses sehr modernen Autos aus einer anderen Zeit trifft (es gab von 1957 bis 1965 schon einmal eine Baureihe, die “Flying Spur” hieß; Anm. Moritatensaenger). Der Bentley Flying Spur hat die Leistungskurve einer Boden-Boden-Rakete,..”

….und er sich um die Historie einen feuchten Sandstrand kümmerte. Weiß der Deibel was sich Arntz unter einem fliegenden Sporn für ein Geschoss vorstellt, eine Boden-Boden-Rakete diente jedenfalls nicht als Vorbild für die Namensgebung. Richtig ist nämlich, dass der Prototyp des ersten Bentley “Flying Spur” statt des gefügelten Bentley-”B” diesen geflügelte Sporn trug (das Original, hier auf hölzernem Sockel montiert):

flyingspur

Aber was bedeutet der geflügelte Sporn, welche Symbolik steckt dahinter? Diese Frage ist zu beantworten, kurz sogar: Konstruiert und gebaut wurde der Prototyp des alten Silver Spur aus den 50ern, wie auch die daraus entwickelten Serienmodelle, vom geschichtsträchtigen Kutsch- und späteren Automobilkarossenbauer H.J. Mulliner Ltd. in Chiswick/London. Seit 1944 hieß der Direktor des Unternehmens Harry Talbot Johnstone. Er, Johnstone, hatte nicht nur schottische Wurzeln, sondern konnte seine Linie sogar bis zum berühmt-berüchtigten urschottischen Clan der Johnstones zurückführen. Die Mitglieder dieses Clans, angesiedelt immer an der Grenze zu England, waren seit dem Mittelalter als äußerst rebellische, kämpferische Reiter gefürchtet. weshalb ihr Wappen noch heute dieses Symbol trägt, das sie ganz oben auf nachfolgendem Wappen sehen, unter dem Wahlspruch des Clans (”nunquam non paratus”, niemals unvorbereitet, immer bereit) …

johnston-clan

…einen goldenen, geflügelte Sporn. Winged Spur, oder auch Flying Spur genannt.

Aber gut, was wollen wir mit solchen Nebensächlichkeiten einen unterbezahlten SZ-Redakteur belasten, dessen Interessen so beschränkt sind wie seine Artikel informativ oder spannend. Lassen wirs also beim Schlusswort: Beschränkt.



Mit tönendem Gruß

Ihr Moritatensaenger alias Peter Zangerl

Update: Weils auch anders geht, hier z.B. die Arbeit von Jens Dralle bei Auto Motor und Sport


;-))

Geschrieben in Automobil, QualitätZSjournalismus, SZchlamperei | 2 Kommentare

2 Reaktionen zu “WatchShot#70: Wenn auch beim Autotest erkennbar der Sozialneid die Feder führt….”

  1. am 14 Okt 2013 um 14:131Danny Wilde

    Lieber Peter Zangerl,

    wie immer ein Sahnestück!!! Ach, ich hätte so gerne geschrieben: wen kratzt’s? Was dieser (Name schon vergessen) bei der SZ über phantastische Autos kritzelt, nachdem er sich in seinen von der un-furchtbaren Firma Volkswagen bezahlten Luxusstunden wie Graf Koks fühlen und zudem ganz doll hintergrund-wissen-eitel gegen RR ätzen durfte?

    Aber, nein!, denn selbst, wenn man die SZ im fernen NRW - gottlob - nicht liest, ist Ihre (ich meine das sehr nett!) lämpelhafte und hochinteressante Belehrung einen dreifachen Johnstone* wert.

    Wie immer, von Freiheits- und Autofreund zu Selbigem, herzlich: DW

    *von mir soeben erfundene Ehrung, vgl. “Oscar”, für faktentreuen Journalismus UND jungenhafte Leidenschaft!

  2. am 14 Okt 2013 um 16:152moritatensaenger

    Des hams aba jetz scho seehr nett gschriebn :-)
    Danke, Peter Zangerl

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