Schalke, und schuld daran ist nur die ….
23. August 2013 von moritatensaenger
“Und schuld daran ist nur die SPD”… Sie erinnern sich bestimmt an diese Textzeile, die Entertainer und Showmaster (…das gabs damals noch) Rudi Carrell in den 80ern in seinem Song vom ausbleibenden Sommer zum Besten gab. Ein nettes, anspruchsloses Gesangsstückl, das niemandem weh tun wollte.
Carrell ist leider nicht mehr, aber auch andere können phantasievoll dichten. Manche Journalisten, zum Beispiel, aber auch der eine oder andere Sozialpädagoge. Und wenn die das dann auch noch zusammen tun, wie im Fall um die Ausschreitungen beim letzten Spiel Schalke gegen Saloniki [1]…
…, dann kann man nur noch staunen. Nicht wegen des Anspruchs, der bleibt dabei tiefer im Keller, als bei jedem Singelsangel, aber sicher wegen der Unverfrorenheit, mit der die Dichter die Realität verfälschen. Da ist auf der einen Seite der an Kritikfähigkeit und Aufrichtigkeit offensichtlich mangelentwickelte Leiter des Schalker Fanprojekts, der Dipl. Sozialpädagoge Markus Mau…
(Bildquelle: Webseite Schalker Fanprojekt)
…und auf der anderen der interview- und recherchegehemmte “Sport-Praktikant in der Onlineredaktion” (laut Xing seit 08/2013) Victor Fritzen…
(Bildquelle: Fachschaftsrat Institut für Journalistik der TU Dortmund; interessant übrigens die Reihenfolge der Ansprechpartner von oben nach unten: ganz oben die Sprecherin und der Stellvertreter, unmittelbar danach zwei [!] “Party-Beauftragte” und der “Spiel, Sport und Spaß-Beauftragte”, danach erst Nebensächlichkeiten wie die “Studienberaterin” und unter ferner liefen die Beisitzer im Bereich “Qualitätsverbesserungsmittel [QVM]“!!)
Immerhin hat Fritzen in seinem oben verlinkten SZ-Interview zu den Ausschreitungen in der Fußballarena zweimal bei Mau nachgefragt, ob das Stückchen mit der von Mazedoniern zum Spiel mitgebrachten Fahne nicht etwas provozierend war, aber als der Sozialarbeiter das beide Male mit einem Handstreich beiseite wischte, steckte Fritzen zurück und apportierte in Folge brav die Quatschgeschichten des fehlbesetzten Vorbilds aus der Fanbetreuung. Und weil wir keine unbequemen Fragen stellen und auch die Leser nicht unbedingt mit Fakten verwirren wollen - das lernt man im Kreis der Party, Spiel, Sport und Spaß-Beauftragten im Institut für Journalistik in Dortmund so - lassen wir leise die Info unter den Tisch fallen, was die hinterfotzig provokant präsentierte Fahne zu bedeuten hat. Dabei handelte es nämlich mitnichten um eine, wie in der Süddeutschen kolportiert, “einfache” Fahne des mit Schalke befreundeten mazedonischen Klubs “Komiti Skopje”, sondern um das geschichtsträchtige Symbol eines erbitterten Streits zwischen Griechen und Mazedoniern: um den sogenannten “Stern von Vergina”…
…mit dem auch der mazedonische Staatspräsident Gjorge Ivanov gern mal die Griechen vorführt [2]…
(Hervorhebung: Moritatensaenger)
Aber noch schlimmer als die fehlende Aufklärung über die Bedeutung des Symbols ist, dass Herr Mau bei der SZ unwidersprochen den Eindruck erwecken darf, die Polizei wäre zur Entfernung dieser Fahne geschritten, ohne vorher versucht zu haben, die Situation auf diplomatischem Weg zu entschärfen. Der Stellungnahme der Polizei Gelsenkirchen aber ist unzweifelhaft zu entnehmen [3]…
“Der Sicherheitsbeauftragte des Vereins Schalke 04 wurde aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um das Banner entfernen zu lassen. Mehrfache Versuche durch den Sicherheitsbeauftragten und den Fanbeauftragten des FC Schalke 04 führten nicht zum Erfolg. Die Ultras signalisierten dem Verein ultimativ, dieses Banner keinesfalls entfernen zu wollen!”
…dass auch der “Fanbeauftragte” selbst bemüht wurde und war, das einfache Abhängen der Fahne herbeizuführen. Stellt sich die Frage, mit welchem Recht eben dieser Fanbeauftragte Mau diesen wichtigen Punkt, der die Anwendung des unmittelbaren Zwangs der Polizei verständlicher macht, im Interview unterschlägt. Und es stellt sich die Frage, warum es der “Sport-Praktikant in der Onlineredaktion” Victor Fritzen, als er acht Stunden nach Veröffentlichung der Stellungnahme der Polizei sein Interview online stellt, nicht für nötig hält, die Leser lückenlos und vor allem korrekt zu informieren.
Möglicherweise, weil sich sonst die Headline nicht mehr ausgegangen wäre….
“Das Vertrauen in die Polizei geht verloren”
Schließlich wissen wir, dass bei der Süddeutschen alles getan wird, um uns darauf einzuschwören…
“Und schuld daran ist nur die Polizei.”
Mit tönendem Gruß
Ihr Moritatensaenger alias Peter Zangerl
2 Reaktionen zu “Schalke, und schuld daran ist nur die ….”
Der Punkt ist, daß es keinerlei Veranlassung gab, die Fahne, die dort quasi immer hängt, abzunehmen.
Siehe auch im folgenden Artikel ganz unten: http://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/champions-league-mazedonier-irritiert-ueber-schalker-polizeieinsatz-12542128.html
Problem waren die griechischen Fans und die griechische Polizei, die etwas von “Volksverhetzung” geschwafelt hat.
Das kann man auch anders sehen, Chris. Dass es nämlich keinerlei Veranlassung gab, bei einem Spiel zwischen einer deutschen und einer griechischen Mannschaft ein nationalistisches mazedonisches Symbol zu präsentieren, von dem man auf deutscher Seite wissen konnte, dass es darüber einen Konflikt mit Griechenland gibt. Die Schalker sind mit Mitgliedern von “Komiti Skopje” befreundet? Kein Problem, der Verein hat ein eigenes Wappen, das auch Flaggen ziert. Oder es sind einfach Mazedonier, die mit den Schalkern Freundschaft pflegen? Auch kein Problem, die Republik Mazedonien - offiziell bei den Vereinten Nationen: “Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien” - hat eine eigene Flagge.
Politik hat im Sport nichts zu suchen, Chris. Und nationalistische Provokationen haben das sowieso nicht. Im Übrigen ist es schon ein bissl hinterfotzig, wenn die Mazedonier - wie in dem von Ihnen verlinkten Artikel behauptet - “irritiert” sind, ob des Konfliktes. Wenn auch Schalker zu naiv sind, zu erkennen womit ihr “Freund” in ihrem Revier flaggt, die Mazedonier wussten genau, welche Wirkung der Fetzen auf die Griechen haben würde. Aber wenn das alles für Sie nicht ernst zu nehmen ist, dann schlage ich ihnen vor, doch mal in eine alte deutsche Fahne gehüllt z.B. ein polnisches Spiel zu besuchen. Aber dann bitte gleich im polnischen Block
Beste Grüße
Peter Zangerl
Update 13:22 Uhr:
Eben gelesen (zwar in einem anderen Zusammenhang, aber treffend): “der Präsident von Hannover 96, Martin Kind: „Politik hat in den Stadien nichts zu suchen. Da geht es um Fußball. Und diese Spielregel sollten alle einhalten“, sagte Kind der „Bild“.”
http://www.focus.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2013/fairplay-sieht-anders-aus-bundesliga-verurteilt-anti-hoeness-wahlkampf-der-jusos_aid_1080419.html