Update: “Anders Breivik ist ein attraktiver Mann…..”
18. Juli 2013 von moritatensaenger
Das Rolling Stone Magazine ist teilweise massiv in der Kritik, weil es Boston Bomber Dschochar Zarnajew als verträumt dreinblickenden Knaben aufs Titelblatt gehievt hat:
“Dunkle Locken, ebenmäßige Augenbrauen, große braune Augen - ein hübscher Junge.” (©Antonie Rietzschel)
Manche Kreativen reagieren auch ironisch auf diesen - freundlich ausgedrückt - pietätlosen Cash-Bringer, indem sie Zarnajew durch die Präsidentenmörder John Wilkes Booth (Lincoln) und Lee Harvey Oswald (Kennedy) ersetzen….
…und manche reagieren neutral bis auffallend zurückhaltend, wie etwa unsere Süddeutsche…
(Weichzeichnung von Teilen des Artikels aus Gründen des Copyrights)
…, die hier aus gutem Grund kleine Brötchen bäckt. Gehört sie doch zu denjenigen, die den um Massenmord bemühten Jüngling visuell wie auch in ihren Texten (siehe suedwatch.de) in einem nicht weniger milden Licht erscheinen lässt, als das Cover der aktuellen Rolling Stone Ausgabe. Womit wir bei dem eigentlich zu kritisierenden Punkt angekommen sind. Der betrifft nicht das Abbilden von Mördern an prominenter Stelle auf oder im Blatt. Rolling Stone erwies diese Ehre im Juni 1970 schon mal dem Verbrcher und Sektenführer Charles Manson (wenn auch nicht ganz so sympathieheischend wie Zarnajew)…
Nein, der entscheidende Punkt ist die beflissene Suche nach dem “Warum”: Warum ist der Täter überhaupt Täter geworden. Eine rhetorische Frage, denn die Antwort steht schon im Raum, bevor überhaupt - ergebnisoffen - nach ihr gesucht wird. Im Falle des Rolling Stone haben die Verfasser der Karikaturen des Titelblatts dem (siehe oben) mit ihren angepassten Head- und Subheadlines Rechnung getragen, wobei man den Artikel im Rolling Stone - und nicht nur das Cover - durchaus lesen sollte. Und im Falle der Süddeutschen steht das im oben verlinkten suedwatch.de-Beitrag. Im aktuellen Bericht der Süddeutschen zum Rolling Stone Titelblatt fällt allerdings auf, dass sich das Blatt förmlich überschlägt im Bemühen, Dschochar Zarnajew als “mutmaßlichen” Bombenleger anzusprechen. Eine Bezeichnung, die grundsätzlich korrekt ist, der Mann ist ja noch nicht verurteilt. Allerdings muss man, um diesen Bonus journalistischer Korrektheit zu erhalten, schon von Anfang an auf der richtigen Seite stehen. Wer in diesem Punkt gefehlt hat, dem nützt nichtmal ein Freispruch. Er ist und bleibt ein Schuldiger…
“George Zimmerman ist ein freier Mann; das bedeutet nicht, dass er ohne Schuld ist.” (Nicolas Richter in der Süddeutschen zum Freispruch im Fall George Zimmermans, der Trayvon Martin in Notwehr erschoss)
Zur Causa Trayvon Martin/George Zimmerman übrigens werden Sie in den nächsten Tagen noch mehr lesen, auf suedwatch.de. Denn da hat sich die SZ derart schäbig gezeigt, dass das förmlich nach Aufklärung schreit.
Mit tönendem Gruß
Ihr Moritatensaenger alias Peter Zangerl