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PR at it’s best

25. Juni 2009 von moritatensaenger

In der Süddeutschen vom vergangenen Wochenende schreibt Petra Meyer einen Artikel zum Thema

“Was ist gute Führung?” [1]

Die Thematik ist altbekannt und die zu Tage geförderten Erkenntnisse zwar nicht neu, aber, nun ja, zumindest nett formuliert:

“Wir haben oft erlebt, dass Führungskräfte befördert werden, die große Pfeifen sind, fachlich und menschlich” (Zitat Karl-Heinz Holtmann)

Im Großen und Ganzen ist -das Thema betreffend- der Lesestoff, den uns Frau Meyer und die SZ hier bieten, so bedeutsam, dass es egal ist ob man das bedruckte Papier zum Lesen oder zum Ausstopfen seiner zur Zeit wetterbedingt durchnässten Schuhe benutzt. Wohlgemerkt, das Thema betreffend. Interessanter wird es, wenn man den seltsam platten PR-Schreibstil hinterfragt, in dem das Werk abgefasst ist.

Hat man nämlich schon mehr von Petra Meyer in der SZ gelesen, dann fällt auf, wie gern und regelmäßig sie Personen aus dem Umfeld der “Deutschen Gesellschaft für Supervision e.V.” zu Wort kommen lässt. Einmal ist es ein Wolf Hinsching, den sie am Freitag den 8.8.2008 in sueddeutsche.de und noch mal am 9./10.8. in der Wochenendbeilage der SZ als Berater und Vorstandsmitglied jener DGSv päsentieren darf [2], ein andermal sind es Jörg Fellermann [3], der Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Supervision e.V. (DGSv) oder Birgit Knatz, Supervisorin DGSv [4], und an diesem Wochenende sind es eben Karl-Heinz Holtmann und Gisela Holtmann-Scheuermann, Supervisoren DGSv [1].

Allen Artikeln gemein ist eine schwer erträgliche, für seriöse journalistische Arbeit kaum akzeptable Scheinobjektivität, hinter der unverblümt Position bezogen und in den Wettbewerb der Berater, Coaches und Supervisoren eingegriffen wird. Da lässt Meyer z.B. Supervisorin und „Online-Coach” Birgit Knatz [5] aufklären, wie der Kunde erkennen könne, -

“dass es sich um einen erfahrenen Online-Coach handelt und er nicht einem Scharlatan aufsitzt?”

Des Rätsels Lösung:

“Birgit Knatz verweist auf die Deutsche Gesellschaft für Online-Beratung (DGOB) in Villigst, die ausgebildete E-Coaches vermittelt”

Selbstverständlich ist -wen überrascht das jetzt- auch Birgit Knatz  „Online-Berater DGOB”, ist also selbst eine derjenigen, die bei Bedarf von der DGOB vermittelt werden, die sie empfiehlt. Und natürlich ist sie darüber hinaus auch Supervisorin DGSv.

fuhrung-knatzfuhrung-knatz2

Direkt unverfroren wird es dann, wenn Petra Meyer -in einem anderen Artikel [6]- vorgibt aufzuklären:

“Bei Problemen im Job hilft Supervision oft weiter. Doch was verbirgt sich hinter dieser Beratungsmethode?”

Dabei liegt die Unverfrorenheit weniger in der aalglatten Lobhudelei, die diesen wie jeden anderen ihrer Artikel durchzieht:

“Wolf Hinsching [Vorstandsmitglied DGSv; Anm.Moritatensaenger] kennt derartige Befürchtungen. ‚Die Menschen haben viel Angst vor Psychologie, sie ist so wenig greifbar für sie’, sagt er. Berufliche Störungen haben zwar seiner Meinung nach durchaus auch etwas mit der eigenen Biographie zu tun. Darüber zu sprechen bedeutet für ihn aber längst nicht Therapie. Er stellt auch mal persönliche Fragen, doch verliert er dabei nie die berufliche Rolle und das Unternehmen aus dem Blick.” (Hervorhebung Moritatensaenger)

Nein, die Unverfrorenheit liegt darin, dass die Journalistin und Autorin nebenbei selbst als Supervisorin tätig ist [7].

fuhrung-meyer

Und nun raten Sie mal, von welcher Organisation Frau Meyer, die freie Journalistin und Autorin der Süddeutschen Zeitung, als Supervisorin zertifiziert wurde. Richtig: von der Deutschen Gesellschaft für Supervision e.V. (DGSv).

fuhrung-zertifikat

Ein Interessenskonflikt, davon können wir alle ausgehen, ist hier selbstver- ständlich ausgeschlossen. Und natürlich wird hier, daran sollten Sie, lieber Leser, einfach fest glauben, mit eiserner Disziplin neutral berichtet und auch keinesfalls gegen das Trennungsgebot in Ziffer 7 des Presskodex des Deutschen Presserates verstoßen:

“Ziffer 7  -  Trennung von Werbung und Redaktion
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken….”
(Hervorhebungen im Text durch Moritatensaenger)

Schließlich und endlich zählen ein stabiles Wertegerüst und ein gefestigtes ethisches Bewusstsein zu dem Gut, das sowohl Frau Meyer als auch ihre Gesprächspartner (hier Karl-Heinz Holtmann und Gisela Holtmann-Scheuermann) von modernen Führungskräften verlangen:

fuhrung-ethik

So viel Werte und Ethik, wenn dem Leser da nur nicht schwindelig wird! Scherz beiseite: Wer Führungskräften als Berater, Coach oder Supervisor eine neue Ethik vermitteln will, der sollte sich tunlichst auch nur von dem Anschein des Ruchs fern halten, Gefälligkeitsjournalismus in Anspruch genommen zu haben. Und wer als Journalist über ein Thema berichtet, der sollte -selbst wenn er jahrelang für “Ärzte ohne Grenzen” in PR ohne Grenzen [7] gemacht hat- tunlichst darauf achten, sich nicht selbst in einem möglichen Beziehungs- und Interessengeflecht zum Gegenstand seiner Berichterstattung zu befinden.

Dass Petra Meyer unbeabsichtigt in diese “Falle” getappt ist, mag durchaus sein. Ein Indiz dafür ist eine leichte Grundnaivität, wie sie in den ersten Sätzen ihres Artikels ans Licht kommt. Dort schreibt sie begeistert:

“Da stellt der Mann sich hin und sagt frei heraus: ‚Mist, ich habe es vermasselt.’ Und:’Dafür halte ich meinen Kopf hin.” Ungewöhnlich. Wer ganz oben an der Spitze steht, ob in der Politik oder in der Wirtschaft, der wehrt Fehler ab, lässt sie mit der Arroganz der Macht von sich abperlen. Nicht so der 44. US-Präsident nach der missglückten Besetzung wichtiger Regierungsämter.”

Frage an Frau Meyer: Was waren denn die Konsequenzen, die Barack Obama nach seiner Fehlentscheidung freiwillig getragen hat? Ist er zurückgetreten? Hat er sein Gehalt reduziert, in einer Armenküche gekocht? Was machte sein “Kopf hinhalten” aus?

Ich will es Ihnen sagen: Er wurde von Leuten wie Ihnen mit noch einem zusätzlichen Heiligenschein belohnt. Für ein folgenloses Lippenbekenntnis à la “das nehm ich auf meine Kappe”, wie wir es auch von deutschen Politikern zur Genüge kennen. Das ist keine Kritik an Obama, Frau Meyer, sondern eine an Ihnen. Lippenbekenntnisse sind das Letzte, wozu wir Führungskräften ein Supervising angedeihen lassen müssen. Das gilt selbst dann, wenn die Supervisoren DGSv-zertifiziert sind.

Update: Der Deutsche Presserat kann ein vergleichbares Verhalten einer Zeitung durchaus rügen (siehe Tagesspiegel und Schiebetüren)

http://presserat.info/pm.0.html?&L=bakmloqjgai&tx_ttnews[pointer]=1&tx_ttnews[tt_news]=209&tx_ttnews[backPid]=237&cHash=e8efd0e705




Mit tönendem Gruß



Ihr Moritatensaenger



[1] “Die verstockte Elite - Was ist gute Führung? Gesprächskultur fördern und Kritik zulassen, sagen zwei Berater, die seit langem hinter die Kulissen der Macht blicken”, SZ-Themenbeilage „Beruf und Karriere”, Samstag/Sonntag, 20./21.Juni 2009

[2] http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/627/305595/text/ und

„Der neutrale Blick - Bei Problemen im Job hilf Supervision oft weiter. Doch was verbirgt sich hinter dieser Beratungsmethode?”, SZ-Themenbeilage „Beruf und Karriere”, Samstag/Sonntag, 9./10.August 2008

[3] „Eine Frage des Stils - Wer Unterstützung im beruflichen Alltag sucht, kann zwischen Coaching und Supervision wählen. Doch was ist der Unterschied?”, SZ-Beilage, Donnerstag, 12.März 2009, Seite 32

[4] „Anonyme Ansprache - Führungskräfte und Auslandsmitarbeiter von Firmen entdecken, wie entlastend Online-Coaching sein kann.”, SZ-Themenbeilage „Beruf und Karriere”, Samstag/Sonntag, 21./22.Februar 2009

[5] http://www.birgit-knatz.de/

[6] http://www.ecovis.com/coaching/data/interview-sz.pdf

[7] Interview für “akut  3/2002″, die Zeitschrift von “Ärzte ohne Grenzen”. Beispiel:

Frage Petra Meyer: “Warum kritisiert ÄRZTE OHNE GRENZEN nur die Israelis, nicht die Palästinenser?”

Antwort Marie-Christine Férir: “Wir bewerten weder die politischen noch die militärischen Entscheidungen der beiden Konfliktparteien. ÄRZTE OHNE GRENZEN nimmt ausschließlich Stellung zur humanitären Lage: Wir kritisieren, dass das israelische Militär die Zivilisten in den palästinensischen Autonomiegebieten oft willkürlich vom Zugang zu medizinischer Versorgung ausschließt und dass Krankenhäuser und medizinisches Personal zur Zielscheibe werden. Dies sind Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht, für die die israelische Regierung verantwortlich ist.”

Geschrieben in Business, SZ-Kritik Allgemein | 0 Kommentare

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