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SZ-Analyse: „Der Haß der braven Bürger“

6. Juli 2013 von Wolpertinger

Als Nebenprodukt der Berichterstattung über die Asylbewerberaktion (Hunger-und Durststreik in München)(1) legte die SZ mit einem weiteren Artikel über Rassismus in Deutschland nach unter dem Titel: “Der Haß der braven Bürger“(2). Sie berichtet über die Anfeindungen, die Abgeordnete aus Migrantenkreisen im Bundestag per Schmähzuschriften erdulden müssen. Die gezeigten Beispiele:

  • der Grünen-Politiker Omid Nouripour, der aus dem Iran stammt und als 13-Jähriger nach Deutschland kam
  • die SPD-Vizevorsitzende Aydan Özoguz, die als Kind eingewanderter Türken in Hamburg zur Welt kam
  • der FDP- Politiker Serkan Tören, der, in der Türkei geboren, als Kleinkind nach Deutschland kam und hier aufgewachsen ist


1-omid-nouripour



Erst einmal unverständlich ist, weshalb Roland Preuß nicht auch den aus Vietnam stammenden FDP-Chef und Bundes-Vizekanzler Philipp Rösler interviewt und ihn zu seinen Erfahrungen mit „Alltagsrassismus“ (Begriff von Thorsten Denkler) befragt hat. Vielleicht, weil die von Rösler monierten rassistischen Äußerungen gerade auch aus den Reihen der Grünen und der SPD kamen, die bei der Süddeutschen Zeitung eine verläßliche Lobby haben? Philipp Rösler wurde vor nicht allzu langer Zeit von Thorsten Denkler in diesem Zusammenhang nämlich angeraten, angesichts des ihn treffenden SPD/Grünen-originären Rassismus doch einfach mal zu schweigen.(3)

Die im eingangs angeführten Artikel von Roland Preuß zitierten Beschimpfungen der Abgeordneten Nouripour, Özoguz und Tören, die, so die Behauptung der SZ per Pauschalurteil via Artikelüberschrift, allesamt von „braven Bürgern“ stammen sollen (und die es nicht wert sind, hier wiederholt zu werden), sind absolut widerlich. Ich wiederhole: WIDERLICH. Anscheinend gehören sie aber, so völlig bar jeglicher zivilisierter Umgangsformen (vom strafrechtlichen Aspekt mancher dieser Äußerungen ganz zu schweigen), wie Roland Preuß es formuliert, zum „politischen Geschäft“.

Schimpftiraden treffen auch andere Abgeordnete, sie gehören zum politischen Geschäft. Früher kamen anonyme Briefe, heute Mails und Interneteinträge. Die neue Technik, die Anonymität, die sie bietet, und der vergleichsweise geringe Aufwand erleichtern das Droh- und Schmähgeschäft. Homepage aufrufen, Mail-Adresse klicken, ein paar Sätze ausgekotzt, fertig. “Man sieht den Abgeordneten als gut bezahlten Dienstleister, den man besudeln und beschimpfen kann”, sagt Albert Rupprecht, Vize der Unionsfraktion im Bundestag und als angestammter Oberpfälzer unverdächtig, einen Migrationshintergrund zu haben.

Als tägliche „Anfeindung“ zu werten, wie es Frau Özoguz tut, weil man ihren Namen nicht korrekt ausspricht oder nachfragt, wie er auszusprechen sei, ist zweifellos überempfindlich. Im Gegenteil: Man könnte es auch als Respekt oder simple Höflichkeit werten, wenn das Gegenüber fragt, wie der fremdländische Name auszusprechen sei, anstatt ihn einfach deutsch zu verballhornen.

Im Alltag fallen ihr vor allem die Kleinigkeiten auf: Wenn Bürger danach fragen, wie man Özoguz ausspricht - man verschluckt das “og” (…)

Souverän meistert Serkan Tören von der FDP die Haßpost, die er sowieso von einem Assistenten soweit wie möglich ausputzen läßt, bevor sie ihm überhaupt zu Gesicht kommt. Er sagt:

Politiker und Migrantenverbände sollten endlich aufhören, sich wegen solcher Anfeindungen als Opfer darzustellen. So sieht er das: “Wir müssen raus aus dieser Opfermentalität. Damit macht man sich nicht viele Freunde.” Die Hassmails zeigten doch nur ein Zerrbild, sagt er: “Die Gesellschaft akzeptiert Vielfalt, das ist die Mehrheit.” Im Wahlkreis, im Alltag, in der Partei, nirgends fühlt sich Tören angefeindet, weil er türkische Eltern hat. Ein paar Etikette aber würde er gerne loswerden: dass er “Deutsch-Türke” sei, er, der im Alter von zehn Monaten nach Deutschland kam. Oder die Betonung, er sei Muslim. Das sei alles so nebensächlich, sagt er. “Ich bin Deutscher - Punkt. Aus Stade.

Bravo, Herr Tören.

Leider sieht die SZ dies nicht so, wie aus der pauschalen Überschrift des Artikels von Roland Preuß schon erkenntlich ist: „Der Haß der braven Bürger.“

Bürgerlichkeit, noch dazu Bravheit als Negativum. Das erinnert als Abklatsch an die Vorwürfe des  Ressortleiters des ZEIT-Feuilletons Jens Jessen, der im Zusammenhang mit dem Überfall gewalttätiger ausländischer Jugendlicher auf einen Rentner in München 2008 das deutsche Spießertum als insgeheimen Verursacher und Mitschuldigen an den Pranger gestellt hatte (Video siehe hier: (4)), eine Sicht, die von der SZ seinerzeit lebhaft unterstützt wurde (5).

In diese Kerbe wird auch gehauen, wenn Beate Wild in einem Artikel über die Räumung des Camps der Hungerstreikenden in München jetzt schreibt (6):

Ein Mann in Trachtenmontur sagt: “Bei uns herrscht noch Recht und Ordnung. Gut, dass man die weggebracht hat. Das wäre ja noch schöner, wenn die sich hier ein Aufenthaltsrecht erpressen könnten.”

Hierzu fragt der Forist Antares78 nicht ganz zu Unrecht  die SZ-Artikelschreiberin Beate Wild im Kommentarbereich am 30.6.2013:

Frau Wild, erklären Sie uns, was Sie uns hier sagen möchten.
Sagen Sie uns, welche Geisteshaltungen Sie Trachtenanzugsträgern implizit pauschal unterstellen; würden Sie Ähnliches schreiben, wenn sich hier etwa jemand mit schwarzer Hautfarbe geäussert hätte?

Aber zurück zum Artikel „Der Haß der braven Bürger“ von Roland Preuß. Erinnern wir uns an die Gewalttat türkischer/türkischstämmiger Jugendlicher, der der junge Deutsche Daniel S. vor nicht allzu langer Zeit zum Opfer fiel. In diesem Zusammenhang kursierten im Internet ziemlich üble anti-deutsche, rassistische  Einträge aus der türkischen Ecke,die die Gewalttat rechtfertigten und das Opfer als Nazi verhöhnten. (Einige Beispiele wurden damals von der BILD-Zeitung wörtlich zitiert (7)). In diesem Fall bemühte sich die SZ allerdings sofort um Exkulpierung: Man wisse ja gar nicht, ob diese Einträge von türkischen Internetusern stammten - oder ob sie vielleicht von Deutschen selber, als angebliche Türken auftretend, so gestreut worden seien. Nachzulesen in einem SZ-Artikel zum Tod von Daniel S (8):

Im Internet hat auch niemand die Geduld gehabt, darauf zu warten, bis er etwas Fundiertes über Daniel S. erfährt, das Opfer. 25 Jahre, Zwillingsbruder, Lackierer. Dort wird er, angeblich von jungen Türken, als “Bastard-Nazi” beschimpft, von dem es nun einen weniger gebe. Natürlich sind alle Verfasser anonym. Jeder Türke könnte hier ein Deutscher, jeder Deutsche ein Libanese sein, jeder scheinbar Erwachsene ein Kind.

Also, nix Genaues weiß man nicht über den/die Urheber, wenn ein Deutscher, hier Daniel S., im Netz anonym und unbegründet als „Bastard-Nazi“ beschimpft wird, dessen Eliminierung (Ermordung) zu begrüßen sei. Wie recht hat die SZ mit ihrer Einschätzung solch feiger/hetzerischer Äußerungen aus der Anonymität heraus, die nicht mit Sicherheit auf die tatsächlichen Absender zurückzuverfolgen seien. Logisch wäre es, diese Skepsis ebenso anzuwenden bei anonymen Beschimpfungen von Abgeordneten, die aus Migrantenkreisen stammen. Tut man es nicht und erklärt sämtliche Idiotenpost von irgendwelchem Gesocks für die typischen Äußerungen „braver Bürger“, hat man nichts bewiesen, außer, daß man selber ein Vorurteil hat und per Glaubensgrundsatz alle braven Bürger des Rassismus bezichtigt – und das in einer anonymen virtuellen  Wirklichkeit, in der in Abwesenheit von Klarnamen nicht viel zu beweisen ist, wo es jedoch nach der festen Überzeugung der SZ  nur diese SZ-designierten Schuldigen geben kann:

Deutsche Spießer, brave Bürger, bayerische Trachtenanzugsträger.

Was ist eigentlich gegen einen unbescholtenen „braven Bürger“ einzuwenden? Nicht jeder kann so elitär sein wie ein SZ-Schreiberling/eine SZ-SchreiberlingIn oder Jens Jessen auf seinem hohem Roß.

Amüsant ist übrigens, daß gerade Beate Wild in einem vom Wolpertinger besprochenen Product-Placement-Artikel mit dem Titel „Münchner Tatsachen“ Schleichwerbung für alles mögliche Münchnerische und Bayerische, auch für Badehosen im bayerischen Lederhosen-Look gemacht hat (9). (Der Rubel muß ja rollen). Siehe dazu:


2-lederhosen-badehose



Der Wolpertinger hat damals zum obigen Bild 3 der von Beate Wild verantworteten Serie die Leser von Suedwatch gefragt:



3-bild-3serie



Also, liebe Lederhosen- oder generell Trachtenträger/Innen (Dirndl mit eingeschlossen) von der SZ. Machen Sie bei der nächsten Gelegenheit, wenn Sie sich derart gewandet in der Öffentlichkeit zeigen (bald ist Oktoberfest!) am besten nicht den Mund auf. Andere Trachtenträger/Innen möchten vielleicht aufgrund Ihrer Äußerungen nicht mit Ihnen in denselben Topf geschmissen werden.



Wenigstens nicht



Ihr Wolpertinger



(1) http://www.suedwatch.de/blog/?p=10846
(2) http://www.sueddeutsche.de/politik/migranten-in-der-politik-der-hass-der-braven-buerger-1.1708676
(3) http://www.sueddeutsche.de/politik/roeslers-rassismus-vorwuerfe-an-die-spd-einfach-mal-schweigen-1.1702607
(4) http://www.youtube.com/watch?v=lXhLAdPFROs
(5) http://www.sueddeutsche.de/kultur/blogs-jessen-und-die-zeit-wenn-sie-losgelassen-1.287015
(6) http://www.sueddeutsche.de/muenchen/hungerstreik-camp-in-muenchen-geraeumt-im-namen-des-staates-1.1708845?commentspage
(7) http://www.bild.de/regional/bremen/totschlag/das-ist-der-killer-von-daniel-29496848.bild.html
(8) http://www.sueddeutsche.de/panorama/nach-dem-tod-des-streitschlichters-daniel-s-trauer-auf-einem-pulverfass-1.1626952
(9) http://www.suedwatch.de/blog/?p=6454

Geschrieben in Halbwahrheiten, Meinungsvorgabe, QualitätZSjournalismus, SZ-Kritik Allgemein, SZcheinheilig | 0 Kommentare

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