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Gelb

29. April 2013 von Jaspis

Gelb müsste eigentlich die Farbe des Papiers sein, auf dem die morgige Süddeutsche Zeitung erscheint. Denn gelb vor Neid ist man in München, nachdem sie beim Losverfahren des OLG München zur Vergabe der Presse-Plätze im NSU-Prozess leer ausgegangen ist. Sogar die Brigitte darf rein. Aber nicht die Süddeutsche. (Ich lasse Ihnen, liebe Leser, an dieser Stelle eine kleine Pause, in der Sie sich ausschütten können vor Lachen. - Doch nun weiter:)


los



Nein, natürlich lässt man sich das nicht anmerken. Das heißt, man versucht es wenigstens. - Vergeblich. Ebenso wie der Deutsche Journalistenverband [1]

„Das Ergebnis des Akkreditierungsverfahrens ist zweifelhaft“, kritisierte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass es für die überregional wichtigsten Medien kaum eine Möglichkeit geben soll, über das NSU-Verfahren zu berichten. Die Vergabe der Presseplätze steht in krassem Widerspruch zur immensen bundesweiten und internationalen Bedeutung des Prozesses.“

meckert Annette Ramelsberger[2], nachdem sie zufrieden die Teilnahme türkischer Medien konstatiert hat:

Allerdings haben nun viele große deutsche Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung keinen garantierten Zugang zum Gerichtssaal. Auch die Nürnberger Nachrichten, in deren Stadt das NSU-Trio allein drei Morde verübt haben soll, bekommen keinen Platz. Sie alle hatten bei der Auslosung der 50 Presseplätze kein Glück.

Ja, vermutlich hätte das OLG München eine Vorab-Bewertung vornehmen und “wichtigen” Medien einen Vorrang geben müssen. Schließlich hat das Gericht, das den gefährlichen Straftätern den Prozess machen soll, keine anderen Sorgen als die Befindlichkeiten der “wichtigen Medien”. Das Theater, das sich abgespielt hätte, wenn tatsächlich eine Abstufung nach der “Wichtigkeit” der Medien - sei es nun die subjektive oder die objektive (wer legt das fest?) erfolgt wäre, sollte sich keiner wünschen.

Das Los machte keinen Unterschied zwischen großen und kleinen, politischen und Unterhaltungsmedien.

stellt Ramelsberger so tiefsinnig weiter fest. Ja, so ist das bei einem Losverfahren. Das andere, das Windhundprinzip war aber auch nicht genehm. Wäre es nach Frau Ramelsberger gegangen, dann hätte eine Gleichbehandlung der Medien ohnehin nicht stattgefunden. Sie hätte auch den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts nach ihrem Gusto umgedeutet. Dieses nämlich gab dem OLG München auf, [3]

nach einem von ihm im Rahmen seiner Prozessleitungsbefugnis festzulegenden Verfahren eine angemessene Zahl von Sitzplätzen an Vertreter von ausländischen Medien mit besonderem Bezug zu den Opfern der angeklagten Straftaten zu vergeben. Möglich wäre ein Zusatzkontingent von nicht weniger als drei Plätzen zu eröffnen, in dem nach dem Prioritätsprinzip oder etwa nach dem Losverfahren Plätze vergeben werden. Es bleibt dem Vorsitzenden aber auch unbenommen, anstelle dessen die Sitzplatzvergabe oder die Akkreditierung insgesamt nach anderen Regeln zu gestalten.[Hervorhebung: Jaspis]

Daraus wird bei Frau Ramelsberger:

Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hatte dem OLG München freigestellt, einfach drei zusätzliche Stühle für türkische Medien in den Saal zu stellen. Doch das Gericht ordnete eine völlig neue Platzvergabe an - diesmal sollte nicht die Schnelligkeit der Anmeldung entscheiden, sondern das Los. [Hervorhebung: Jaspis]

Nicht nur, dass Ramelsberger beharrlich ignoriert, dass die neue Platzvergabe, wahlweise auch per Losverfahren, zu den Möglichkeiten gehört, die das Bundesverfassungsgericht dem OLG München ausdrücklich an die Hand gab, ihr hätte es auch vollauf genügt, wenn drei türkische Medienvertreter auf drei extra Plätzen dem Prozess beiwohnen hätten dürfen. Griechische? Persische? Einerlei. Die muss Frau Ramelsberger irgendwie überhört haben. Es scheint fast, als wäre für Frau Ramelsberger nur derjenige “wichtig” und berücksichtigungs-würdig, der laut genug schreit.

Zum Beispiel Vural Ünlü, Koordinator des türkischen Senders TRT, dessen Meinung Ramelsberger ungeprüft übernimmt:

Allerdings wundere er sich über die mangelnde Sorgfalt des Gerichts, die sich durch das ganze Zulassungsverfahren ziehe. Das Gericht hatte den arabischen Sender al-Dschasira als türkisches Medium angesehen und akkreditiert.

Ein Blick in die Pressemitteilung des OLG München, die online abrufbar ist[4] hätte gezeigt, dass die Al Jazeera (Büro Istanbul) keineswegs als “türkisches Medium” in den Lostopf kam, sondern in der Gruppe 2: Fremdsprachige Medien und deutschsprachige Medien mit Sitz im Ausland, dort die Untergruppe „Auf Türkisch publizierende Medien“. Doch mit so viel Recherche wollte sich die Schreiberin der so “wichtigen” Süddeutschen Zeitung offenbar nicht überlasten.


farce



Regelrecht der Schaum vom Mund trieft Kurt Kister in seinem “Kommentar”[5], in dem er nichts als substanzlose Beschimpfungen von sich schleudert und damit als weiterer Redakteur der Süddeutschen Zeitung den Präsidenten des OLG München Karl Huber [2] bestätigt

Kritiker, die ohne profundes Wissen das Gericht tadelten, hätten die Aufgabe des Gerichts “nicht verstanden”

Bemerkenswert ist übrigens, dass nicht nur das Verfahren, also das Losverfahren, sondern auch die Einteilung der Gruppen, innerhalb derer gelost wird, bereits am 19. April bekannt gegeben wurden.[6] Kein Deutscher Journalistenverband und insbesondere keine Süddeutsche Zeitung haben das zu diesem Zeitpunkt schon bemängelt. Es fiel ihnen erst auf, als sie leer ausgingen. - Richtig, auch dafür hätte man sich auf die Internetseite des OLG München begeben und die Pressemeldungen lesen müssen - zuviel der Recherche für unsere “wichtigen Medien”, wie wir ja bereits wissen.

Vielleicht sollten die SZ-Schreiber nicht so laut danach rufen, dass nach der Wichtigkeit der Medien unterschieden werden hätte müssen. Sie wären womöglich schon wieder nicht dabei. Die Brigitte aber womöglich schon.





Jaspis





[1] http://www.djv.de/startseite/profil/der-djv/pressebereich-info-download/pressemitteilungen/detail/article/zweifelhafte-akkreditierungen.html
[2] http://www.sueddeutsche.de/politik/presseplaetze-fuer-nsu-prozess-aus-gluecksspiel-am-gericht-1.1661748
[3] http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg13-024.html
[4] http://www.justiz.bayern.de/imperia/md/content/stmj_internet/gerichte/oberlandesgerichte/muenchen/pressemitteilung_vom_29_04_2013_in_dem_strafverfahren_gegen_beate_z__u__a___nsu_.pdf
[5] http://www.sueddeutsche.de/politik/akkreditierung-beim-nsu-prozess-eine-liste-wie-eine-farce-1.1661810
[6] http://www.justiz.bayern.de/imperia/md/content/stmj_internet/gerichte/oberlandesgerichte/muenchen/verf_gung_19.4.2013.pdf

Geschrieben in QualitätZSjournalismus | 5 Kommentare

5 Reaktionen zu “Gelb”

  1. am 30 Apr 2013 um 00:531Wolpertinger

    Dank an die Kollegin Jaspis! Und ja, bei dieser Gelegenheit stelle ich fest, daß Schadenfreude doch die reinste Freude ist…Wer noch weiter lachen will, lese diese Replik eines Journalisten-Kollegen (Pseudonym „Bonbonade“) an den werten Herrn Kister auf Seite 6 des Kommentarbereichs:

    Werter Herr Kister,

    “Dafür sind etliche mit Plätzen bedacht worden, die sich noch nie mit Rechtsterrorismus oder ernsthafter Gerichtsberichterstattung beschäftigt haben. Die Liste liest sich in Teilen wie eine Farce. Man schämt sich.” (Zitat Kister)

    Antwort „Bonbonade:
    Muss man sich folglich erst qualifizieren, bevor man berichten darf? Willkommen im totalitären Gedankengut! Und die Journalisten, die für kleine Blätter oder Sender arbeiten, sind eine Farce? Schämen sollte sich jetzt allerdings Jemand. Fragt sich nur, wer für was

    “Dieses Gericht mag einen Begriff von ‘Öffentlichkeit’ haben. Was Öffentlichkeit heute bedeutet und welche Medien, etablierte wie digitale, dazugehören, weiß es offenbar nicht.”(Zitat Kister)

    Antwort Bonbonade:
    Sie, Herr Kister, glauben aber zu wissen, welche Medien “Öffentlichkeit” sind und welche nicht?
    Kleiner Hinweis: Öffentlichkeit hieße ja wohl Auflage. Dann müssten beim Prozess die ADAC Motorwelt und TV 14 in der ersten Reihe sitzen. Und die SZ stünde erst Recht vor der Tür.

    Entschuldigung, aber selten so etwas Armseliges und Arrogantes gelesen.

    Ein Kollege (i.e. „Bonbonade“)

    Der Zustimmungsticker unter LESENSWERT hat bald 100.000 überschritten.

    Der Wolpertinger

  2. am 30 Apr 2013 um 07:192Jaspis

    Lieber Wolpertinger,
    vielen Dank! - Und auch für den Kommentar von “Bonbonade”. Er trifft es auf den Punkt.

    Wäre ich gehässig, dann würde ich sagen, für die SZ ist es egal, ob sie selber drin ist oder nicht. Sie kann ja von der BILD abschreiben, das wäre nichts Neues. Die hat nämlich einen festen Platz. Aber ich bin ja nicht gehässig. ;-)

    Liebe Grüße
    Jaspis

  3. am 30 Apr 2013 um 15:443Moritatensaenger

    Unbestätigten Gerüchten folgend übernimmt jetzt Heribert Prantl die Berichterstattung zum NSU-Prozess für die Süddeutsche. Wie zu erfahren war, baut man dabei auf die Fähigkeit Prantls, von Orten zu berichten, die er nie betreten hat. Weshalb er auch über die Vorgänge im Gerichtssaal A101 des Oberlandesgerichtes in München informieren kann, ohne bei der Platzvergabe berücksichtigt zu werden müssen.

    Prantl hat seine diesbezüglichen besonderen Fähigkeiten im Juli letzten Jahres erstmals öffentlich unter Beweis gestellt, als er aus der privaten Küche des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes, Prof. Dr. Andreas Voßkuhle, berichtete. Natürlich ohne je dort gewesen zu sein:

    http://www.suedwatch.de/blog/?p=8714

    Liebe Grüße und Dank für den zackigen Beitrag an Kollegin Jaspis

    der Moritatensaenger

  4. am 01 Mai 2013 um 13:434Martin P

    Ich plädiere für ein Anwesenheitsprotokoll für die vergebenen Medienplätze.
    Ist der Platz mehr als die Hälfte der Verfahrendauer nicht besetzt, sollte sich das betreffende Mitglied der “4.Gewalt” dafür öffentlich erklären.

    Ansonsten ein prima Blog hier. Weiter so!

  5. am 02 Mai 2013 um 19:435fritzsolingen

    Die Berichte und Kommentare in der SZ werden immer extremer, ein sicherer Beweis dafür, dass die Nervosität rapide zunimmt. Wie sonst können vermutlich intelligente Menschen wie Ramelsberger und Kister zu solch bizarren Argumentationen greifen. Eingekesselte reagieren häufig mit blindwütigen Rundumschlägen. (Bezüglich der Qualität der linksradikalen Nachwuchs”journalisten” lohnt es sich sowieso nicht, einen Finger auf der Tastatur zu rühren). So wird die Zeitung, der ich 35 Jahre die Treue gehalten hatte, immer mehr zum Kampfblatt. Ende: ungewiss, wahrscheinlich ähnlich dem der FR.
    Großes Kompliment an die Macher dieses Blogs für die ausgezeichnete Arbeit!

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