WatchShot#38: Raketen auf israelische Zivilisten, oder man wird doch wohl noch protestieren dürfen.
21. März 2013 von moritatensaenger
Wie schön man begrifflich um mörderische Terrorangriffe auf Zivilisten rumeiern kann, das beweist uns heute wieder einmal die Süddeutsche.
Palästinensische Terroristen greifen mit Kassam-Raketen aus der Deckung der Stadt Beit Hanoun israelische Zivilisten an. Insgesamt fünf Raketen werden abgefeuert. Selbstverständlich ist das allein der Süddeutschen keinen Bericht wert. Immerhin wird es aber im Rahmen einer Bilderserie über den Besuch Obamas in Israel erwähnt…
Wobei man dafür Formulierungen wählt, die den geringstmöglichen Schaden am untadeligen Ruf der Palästinenser verursachen. Zunächst deklariert man den Versuch, und man muss das wenigstens hier in aller Deutlichkeit sagen, unschuldige Zivilisten zu ermorden, als “Zeichen des Protests”. Diese Form des Terrors, des ständigen Angriffs auf Leib, Leben und Eigentum der Israelis spielt man dann maximalmöglich herunter, in dem man über die niemals wirklich beendeten Raketenangriffe schreibt, “sie waren zuletzt fast ganz eingestellt worden” [Hervorhebung Moritatensaenger].
Verletzt wurde tatsächlich niemand, das ist ein Glücksfall. Allerdings liest sich das bei der Süddeutschen immer wie ein “nun habt euch doch nicht so, ist ja nix passiert”. Tatsächlich schlug die Rakete im Hof eines Wohnhauses ein und hätte mit etwas weniger Glück für dessen Bewohner selbstverständlich tödliche Wirkung entfalten können. Wobei die SZ uns in diesem Fall das “Wohn” vor dem “Haus” erspart - man will ja nichts dramatisieren - während umgedreht bei den Treffern aus israelischen Waffen im Gazastreifen alle Hausbewohner mit Namen, Geschlecht und Alter vorgestellt werden. Idealerweise auch fotografisch. Nichts davon erfährt man heute zum Angriff der Palästinenser. Auch nicht zu den Schäden, die die beiden Raketen anrichteten, die israelisches Territorium erst garnicht erreichten und im Gaza-Streifen niedergingen. Ein tolles Stück Pressearbeit.
(Update 21.03./21:30: “The Algemeiner“, jüdisches Nachrichtenblatt in den USA, hat es geschafft Yossi Haziza zu interviewen, dem das getroffenen Haus gehört. Seine Frau und seine 8-jährige Tochter waren zum Zeitpunkt des Angriffs zu Hause und konnten sich in letzter Minute in den Schutzraum verkriechen. Er ist es auch, der auf dem in der SZ veröffentlichten dpa-Photo abgebildet ist. Dem Mann bei dieser Gelegenheit ein paar Fragen zu stellen und seine Gefühle und seine Not öffentlich zu machen kam entweder unseren Journalisten von dpa nicht in den Sinn, oder die SZ hats schlichtweg unterschlagen. Aber lesen Sie die wenigen Worte Hazizas selbst: “Sderot Victim of Gaza Rocket Attack: ‘My Eight Year Old Daughter and My Wife Are Terrified‘”)
Mit tönendem Gruß
Peter Zangerl alias Moritatensaenger