Suedwatch.de fragt, die Süddeutsche Zeitung antwortet
20. März 2013 von moritatensaenger
Zwei Fälle von Kommunikation mit der Süddeutschen, wie sie unterschiedlicher nicht ausfallen könnten. Und trotzdem beide typisch.
1.Fall:
Vor knapp einer Woche arbeitete sich endlich auch der Print-Online-Koordinator für die Politikberichterstattung im News-Team (what a title .. muss sich doll machen, auf der Visitenkarte), Oliver Das Gupta, an Papst Franziskus ab [1]. Neben den üblichen tatsachenverdrehenden Verdächtigungen wie sie dieser Tage kursieren…
“Der ‘Kardinal der Armen’ ließ die Vorwürfe umgehend dementieren, doch weitere Zeugenaussagen zeigten, dass der Geistliche direkte Kontakte zur Junta pflegte”
… glänzt der “Koordinator” einerseits mit Lücken in Allgemeinbildung, andererseits will er über Kenntnisse zur Papstwahl verfügen, die eigentlich keiner haben kann. Suedwatch.de hat beides in einem Beitrag thematisiert ["Schlüssellochjournalismus"] und am 14.3./13:13Uhr per Email bei Herrn Das Gupta nachgefragt…
“Lieber Oliver Das Gupta,
in Ihrem Artikel vom 14. März 2013 (07:44 “Papst Franziskus”) schrieben Sie u.a.:
“Schon 2005 stand Bergoglio zur Wahl. Er war als Kandidat des progressiven Lagers Konkurrent von Joseph Ratzinger. Den Ausschlag gaben schließlich die ultrakonservativen Purpurträger, die den Frömmlern von Opus Dei und den Legionären Christi nahestehen. Sie verhalfen dem traditionell eingestellten Deutschen zur Mehrheit, um den potentiellen Erneuerer aus Lateinamerika zu verhindern.”
Nun ist die Papstwahl ein - meines Wissens - hochgeheimes Prozedere, weshalb mich und uns von suedwatch.de wundert, woher Sie - natürlich belegbar, davon gehen wir bei einem Journalisten aus - wissen können, wer im einzelnen aus dem Kardinalskollegium das war, der seinerzeit den “Frömmlern von Opus Dei und den Legionären Christi” nahestand und auf seinem Wahl-Zettel den Namen Ratzingers vermerkte. Lassen Sie uns und unsere Leser bitte teilhaben an diesem brisanten Insiderwissen, wir habens ihnen versprochen (http://www.suedwatch.de/blog/?p=10333). Ihre Antwort erlauben wir uns im Blog zu veröffentlichen, bedenken Sie das also bitte beim Verfassen.
Mit besten Grüßen
Peter Zangerl”
Bis heute erreichte uns als Antwort von Herrn Oliver Das Gupta, Print-Online-Koordinator für die Politikberichterstattung im News-Team:
….nichts.
Und nicht nur das: Der kritisierte Artikel ist unverändert, Johannes XXIII. ist noch immer der Vorvorgänger von Franziskus und Das Guptas aus den Fingern gesogenes Geheimwissen über die geheimste der geheimen Wahlen versucht noch immer verzweifelt Informiertheit zu suggerieren. Suedwatch.de bedankt sich deshalb an dieser Stelle für den erneuten wunderbaren Beleg, wie man die Deutsche Journalistenschule absolvieren kann, ohne dabei Journalist geworden zu sein, und wie man bei der Süddeutschen auch im Zustand journalistischer Inkompetenz noch an einen ellenlangen Titel kommt.
2.Fall:
Am 24. Februar berichtete Süddeutsche-Online in seiner Rubrik “Momentaufnahmen” über Hunderte Mantarochen, die in Gaza an den Strand gespült worden wären…
Suedwatch.de runzelte ob des ungewöhnlichen Vorgangs die Stirn, recherchierte nach und fand nach kurzer Zeit heraus, dass es sich hier um kein mysteriöses Massensterben von - auch nicht Mantarochen - Teufelsrochen Mobula Mobular handelte, sondern um eine gigantische Massenschlächterei an diesen Tieren, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen. Die Tiere wurden nicht an den Strand “geschwemmt” sondern von palästinensischen Fischern gefangen. Der Beitrag von suedwatch.de ist hier zu finden: “Die Palästinenser, warum der Teufelsrochen auf der Roten Liste steht….und warum das die Süddeutsche nicht interessiert”
Natürlich wandte sich suedwatch.de auch an Süddeutsche-Online und reklamierte die falsche Bildunterschrift. Und siehe da …. ein kompetenter und dazu offensichtlich auch noch mit den Segnungen einer guten Erziehung ausgestatteter Mitarbeiter der Fotoredaktion - seinen Namen nennen wir jetzt nicht, wir wollen ja nicht dass er mit diesen Attributen im Hause SZ negativ auffällt - antwortete freundlich und beseitigte den Fehler:
Suedwatch.de bedankt sich dafür. Dass die Süddeutsche mit dieser Korrektheit im Medienwald so ziemlich allein steht, nährt den Verdacht, dass man zwar medienweit gerne ein Stück Pallywood veröffentlicht, aber die Wahrheit, die am Image der Daueropfer kratzen könnte, nicht gewollt ist. Als Beispiel sei hier nur auf den Volksverdummungssender RTL verwiesen, der der Nachricht vom “mysteriösen Rochensterben” ebenfalls Aufmerksamkeit widmete…
…und sich dazu noch in der Dämlichkeit erging, die palästinensischen Polizisten “rätselten” immer noch über die Todesursache und die blutigen Flossen könnten Indiz auf eine “Kollision” sein (sicherlich mit israelischen U-Booten). Wer das Video vom Fang auf unserem Blog betrachtet, der wird Zeuge des Entstehens der blutigen Flossen ebenso wie er wohl kein Rätselraten mehr über die Todesursache anstellen muss. Nun könnte man RTL-Aktuell zugutehalten, dass man dort eventuell einfach nur über zu viel Phantasie und zu wenig Hirn verfügt, aber diese Entschuldigung zieht nicht ganz. Suedwatch.de hat sich nämlich erlaubt, nachdem es von Leser Ronnie Harken darauf aufmerksam gemacht wurde, auf der Facebook-Seite des Nachrichtenformats einen Hinweis zu den tatsächlichen Umständen des Vorfalls zu hinterlassen und nachzufragen, warum man den klärenden Kommentar des Lesers dort gelöscht hatte…
Mit dem Erfolg….dass auch diese Nachfrage und dieser Hinweis kommentarlos gelöscht wurden…
(suedwatch.de-Kommentar stand zwischen den Kommentaren von Al Cäsa und Carina Bublitz)
Tja, mit zu viel Wahrheit scheint RTL seine Konsumenten auch in Kleinigkeiten nicht überfordern zu wollen. Abschließend, wenn wir schon mal einen Blick auf andere Medien werfen, den Vogel in der Rochen-Berichterstattung schoss ohne Zweifel die “Stimme Russlands” ab. Was andernorts wenigstens noch angeschwemmte mysteriöse Rochenleichen waren, war dort ein Angriff der (zionistischen?) Killerrochen…
Bleibt die Frage: Ist Oliver Das Gupta jetzt nebenbei noch Wahrheit-Schund-Koordinator für die “Stimme Russlands”?
Mit tönendem Gruß
Ihr Moritatensaenger alias Peter Zangerl
[1] http://www.sueddeutsche.de/panorama/papst-franziskus-der-argentinier-1.1623961
1 Reaktion zu “Suedwatch.de fragt, die Süddeutsche Zeitung antwortet”
Das ist wirklich ungeheuerlich! Am schlimmsten, dass Hinweise auf die wahren Ursachen zensiert werden. Unfassbar.