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Wie entsetzlich, wenn ein Menschenrecht solche Schlagzeilen hervorbringen muss

19. Februar 2013 von moritatensaenger

yoani

Und wie schlimm, dass sich Peter Burghardt solche Sätze nicht ersparen kann….

“Ihre Blogs werden online in 20 Sprachen übersetzt, darunter auf Litauisch, Koreanisch und Chinesisch. Gegner fragen sich, wie das trotz der Beschränkungen geht. Sie werfen ihr vor, Geld aus den USA zu bekommen;”

Wie verbohrt antiamerikanisch muss man sein, um den Verleumdern einer Frau, die nun wahrlich alles, aber auch wirklich ALLES riskiert, um unter einem faschistoiden, dem Staatsterror verschriebenen Regime immer und immer wieder auf das Unrecht aufmerksam zu machen, auch noch Öffentlichkeit zu verschaffen. Und das in einem Gustostückerl hinterfotziger Formulierkunst, das nichts behauptet aber doch dafür sorgt, dass Dreck hängen bleibt. Im Übrigen verweist Burghardt zwar auf unzählige Sprachen, in denen Sánchez’ Blog übersetzt wird, und er verlinkt - wie üblich - auf das spanischsprachige Original, allein dass es auch eine deutschsprachige Ausgabe gibt, lässt er wieder geschickt unter den Tisch fallen. Muss ja nicht jeder lesen, was die Kubaner wirklich bewegt. Das entscheidet die Süddeutsche - auf höchste journalistische Qualität bedacht - schon selbst, was ein kleiner Blick auf ihre Headlines zum Thema Kuba belegt…

“- Fidel Castro leidet an schwerer Darmentzündung
- Fidel Castro wirkt gesundet auf neuem Foto
- Fidel Castro erklärt die Welt in Adidas
- Castro wieder fidel
- Stilkritik: Fidel Castro Comandante in Ballonseide
- Radio-Ansprache Castro wendet sich an Kubaner
- Fidel beim Wettangeln
- Geheimnis Castro
- Castro wird 80: “Revolutionäre gehen nie in Pension”
- Chavez besucht kranken Castro
- Kubas kranker Staatschef Castro angeblich selbst Schuld an desolatem Zustand
- Fidel Castros Erklärung im Wortlaut “Ich werde als Soldat der Ideen weiterkämpfen”

…bis zu…

- Originalton Fidel - die besten Castro-Zitate” (aus suedwatch.de’s “Die Yankees tragen Röcke, wir tragen Hosen, und unser Kommandant, der hat den dicksten Schw…”)

Trotz allem hält auch die Berichterstattung - die ihren Namen nicht verdient - in der Süddeutschen Zeitung die kubanische Menschenrechtlerin am nackten Leben, das muss man fairerweise zugestehen. Yoani Sánchez hat schon lange den Point of no Return überschritten. Würde sie vergessen oder geriete aus dem Blick der Öffentlichkeit würde sie wohl das Schicksal von allein 2012 über 6.000 Oppositionellen teilen. Einen Vorgeschmack dessen was ihr blühen könnte hat sie u.a. im November 2009 erhalten, als sie zusammen mit dem kubanischen Fotografen und Blogger Orlando Luis Pardo Lazo kurzzeitig von Schergen des Regimes am hellichten Tag entführt und verprügelt wurde…

“Neugierige sammelten sich um uns und ich schrie: ‘Hilfe, diese Männer wollen uns entführen’, aber sie stoppten die Leute, die einschreiten wollten, mit dem Ruf, der den ganzen ideologischen Hintergrund der Operation enthüllte: ‘Mischen Sie sich nicht ein, das sind Konterrevolutionäre’. Angesichts unseres verbalen Widerstandes griffen sie zum Telefon und sagten zu jemandem, der ihr Chef sein musste: ‘Was sollen wir tun? Sie wollen nicht ins Auto einsteigen’. Ich nehme an, die Antwort war unmissverständlich, denn darauf folgte ein Hagel von Schlägen und Stößen, sie drückten meinen Kopf nach unten und versuchten mich ins Auto zu drängen. Ich klammerte mich an der Tür fest, … Schläge auf die Fingerknöchel … ich schaffte es, einem von ihnen ein Papier, das er in der Tasche trug, zu entwenden und steckte es mir in den Mund. Eine weitere Reihe von Schlägen, damit ich ihnen das Dokument zurückgäbe.

Im Auto war schon Orlando, unbeweglich gemacht durch einen Karategriff, der ihn mit dem Kopf am Boden festhielt. Einer setzte sein Knie auf meine Brust, der andere schlug mir vom Vordersitz aus in die Nierengegend und schlug mir auf den Kopf, damit ich den Mund öffnete und das Papier freigäbe. In einem Augenblick hatte ich den Eindruck, ich würde nie mehr aus jenem Auto herauskommen. ‘Bis hierher haben wir es dir durchgehen lassen, Yoani. Jetzt ist Schluss mit deinen Mätzchen’ sagte der, der neben dem Fahrer saß, wobei er meinen Kopf an den Haaren hochzog. Auf dem Rücksitz lief ein seltsames Schauspiel ab: meine Beine nach oben gestreckt, mein Gesicht gerötet vom Blutdruck und am ganzen Körper Schmerzen, auf der anderen Seite befand sich Orlando, in Schach gehalten von einem professionellen Schläger. In einem Akt der Verzweiflung schaffte ich es, diesen Mann durch seine Hose hindurch an den Hoden zu packen. Ich krallte meine Nägel hinein, da ich glaubte, er würde meine Brust bis zum letzten Seufzer abquetschen. ‘Bring mich schon um’ rief ich ihm zu mit dem letzten Atemzug, der mir blieb und derjenige der vorne mitfuhr, riet dem Jüngeren: ‘Lass sie atmen!. Ich hörte Orlando hecheln und weiterhin regneten Schläge auf uns herab, ich überlegte, die Tür zu öffnen und mich hinausfallen zu lassen, aber…” (Zitat aus “Entführung im Stil der Camorra” von Yoani Sánchez Blog)


Damals, und das muss man ihm anrechnen, berichtete auch Peter Burghardt über diesen Vorfall. Mit erstaunlich offenen Worten…

“So erlebte Kuba eine Attacke auf eine der mutigsten Andersdenkenden, während in Berlin 20 Jahre Mauerfall begangen wurden. Menschenrechtler und Journalistenverbände protestieren. Sánchez versucht, ihre Verletzungen zu überwinden.”

Sein Artikel, ürsprünglich am 17. November 2009 verfasst und veröffentlicht, wurde aber seltsamerweise am 17. Mai 2010 geändert und mit neuem Erscheinungsdatum versehen…

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Warum weiß nur die Süddeutsche, die dem Leser Änderungen und deren Hintergründe nicht mitzuteilen pflegt. Trotzdem: wegen dieser klaren Worte ein Bonuspunkt für Peter Burghardt, der sich allerdings etwas verloren ausmacht, im sonst leeren burghardtschen Säckel.

Wie auch immer, wir von suedwatch.de freuen uns über diesen kleinen Sieg der mutigen Menschenrechtlerin und legen unseren Lesern ihren deutschsprachigen Blog “Generation Y” als aufschlussreiche und kurzweilige, wenn auch oft mehr als nachdenklich stimmende Lektüre ans Herz. Sie finden den Link dazu - seit langem - in unserer Blogroll neben etlichen anderen bemerkenswerten Blogs.



Mit tönendem Gruß

Ihr Moritatensaenger alias Peter Zangerl




Ergänzung 19.2./07:25: “Generation Y” im Text hinzugefügt

Geschrieben in Es gibt sie noch, die guten Dinge, SZ-Kritik Allgemein | 0 Kommentare

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